Die treue Seele
30.01.2024 BremgartenDas Urgestein
Seit bald 50 Jahren schnürt Köbi Beck seine Schuhe für den FC Bremgarten
Der FCB weiss seit vielen Jahren eine besonders treue Seele in seinen Reihen. Auf und neben dem Platz.
Marco ...
Das Urgestein
Seit bald 50 Jahren schnürt Köbi Beck seine Schuhe für den FC Bremgarten
Der FCB weiss seit vielen Jahren eine besonders treue Seele in seinen Reihen. Auf und neben dem Platz.
Marco Huwyler
Es gibt sie wohl in jedem traditionsreichen Sportverein. Menschen, die sich seit Jahrzehnten für den Club engagieren. Zuerst als Junior, dann als aktiver Erwachsener und später als Trainer oder Funktionär. Dass jemand aber all dies tut und gleichzeitig immer noch selbst mitspielt, ist dann doch sehr speziell. Genau so jemanden weiss der FC Bremgarten seit mittlerweile gut 48 Jahren in seinen Reihen. Der Unterlunkhofer Bauernsohn Köbi Beck streifte sich im Jahr 1975 als C-Junior zum ersten Mal das Trikot des FCB über. Und tut dies bis zum heutigen Tag Woche für Woche. Gegen 1000 Einsätze sind so im Laufe der Jahrzehnte zusammengekommen. Tore waren es nicht ganz so viele.
Kein Ende in Sicht
Mittlerweile läuft Beck für die Senioren 50+ auf. Und ein Ende ist nicht absehbar. Obwohl bald im Rentenalter, ist der 62-Jährige körperlich topfit und hat nach wie vor grossen Spass am Fussball. Wobei der FC Bremgarten für Köbi Beck schon lange weit mehr ist. Ein Verein, dem er vieles zu verdanken hat. Ein Verein aber auch, der ihm viel verdankt. Auf und vor allem auch neben dem Fussballplatz.
Köbi Beck spielt seit fast 50 Jahren für den FC Bremgarten
Gegen 1000 Spiele hat Köbi Beck seit 1975 für den FCB absolviert. Und damit ist noch lange nicht Schluss. Mittlerweile hält der 62-Jährige seine Knochen für die Senioren 50+ hin. Der Verein und die Bärenmatte waren für ihn auch stets mehr als nur eine sportliche Heimat.
Marco Huwyler
Köbi Beck weiss es noch genau. Wie im Film spielt sich die Szene vor seinem inneren Auge ab, wenn er daran zurückdenkt. Damals, im Frühjahr 1987, kommt der Aussenverteidiger in ungewohnt zentraler Position an den Ball, läuft zwei, drei Schritte Richtung Tor. «Dann habe ich voll abgezogen», sagt er lächelnd. Und der Ball schlägt im Winkel ein.
Es ist das umjubelte 1:0 im entscheidenden Spiel gegen den FC Othmarsingen und der wohl grösste Moment von Becks Fussballkarriere, der nie als Torschütze vom Dienst bekannt war. Am Ende des Spiels gewinnt der FCB 4:1 und steigt in die dritte Liga auf. Die zweite Mannschaft der Bremgarter notabene. Jahrelang spielt sie anschliessend in derselben Stärkeklasse wie das «Eins».
«Es war schon etwas Besonderes, dass wir beim FCB zwei fast gleich starke Mannschaften hatten», sagt Köbi Beck. Er, der zuverlässige Abräumer hinten rechts, tingelt in den 80er- und 90er-Jahren zwischen den beiden Teams. Hilft immer wieder aus, wenn in der ersten Mannschaft Not am Mann ist. «Doch mein eigentliches Team war immer das ‹Zwei›», sagt er. Wohl auch, weil es Beck am letzten Quäntchen Ehrgeiz für die ganz grosse Karriere stets gefehlt hatte. «Ich gab immer vollen Einsatz. Doch ich wusste auch, wann es schlauer war, zurückzuziehen», sagt Beck. Ein Schlüssel letztlich auch für seine sportliche Langlebigkeit. In all den Jahren war Köbi Beck nie ernsthaft verletzt. Keine Bänderrisse. Keine Knochenbrüche. «Nur ein Rippli habe ich mir mal angeknackt», lacht er.
Als Linienrichter die Liebe gefunden
Beck ist Fussballer aus Leidenschaft. Seit jeher ist der Sport sein grosses Hobby. Doch seine Beziehung zum FC Bremgarten ist noch mehr als das und geht weit über das Sportliche hinaus. «Ich bin sozial hier verankert», sagt er. Beim FCB hat er nicht nur zahlreiche Kameradschaften erlebt, gepflegt und Freunde fürs Leben gefunden. – Im Einsatz für den FCB hat Beck 1987 sogar seine Frau kennengelernt, mit der er mittlerweile seit 32 Jahren glücklich verheiratet ist.
«Weil ich an jenem Wochenende am Sonntag für die erste Mannschaft aufgeboten war, habe ich am Samstag, statt zu spielen, den Linienrichter beim ‹Zwei› gegeben», erinnert sich Beck lächelnd an das schicksalsträchtige Spiel. Es dürfte gut möglich sein, dass an jenem Nachmittag einige Einwurf- und Offsideentscheidungen nicht über alle Zweifel erhaben gewesen sein dürften. Denn Beck hatte mehr Augen für die Dinge abseits des Spielfelds als für die Geschehnisse darauf. 90 Minuten flirtete er mit Rebekka, die damals als Begleitung einer Spielerfreundin am Spielfeldrand der Bärenmatte zugegen war. «Danach gingen wir im Kreuz ‹eis go zieh›», weiss Beck noch genau. «Und von da an war Rebekka stets an meiner Seite.» Am Hochzeitstag der beiden stand die Mannschaft des FCB geschlossen Spalier.
Unzählige Male «Pflotschnass!»
Auch davor und danach blieb der Bremgarter Fussballverein stets Bestandteil des Lebens und Dauerthema im Alltag bei den Becks. Über die Jahrzehnte engagierte sich Köbi an zahlreichen Fronten. Etwa beim Clubhaus, wo er nicht nur im Vorfeld tatkräftig plante und weibelte, sondern auch bei der Erstellung mit Hand anlegte. Beck setzt sich auf Politebene für den neuen Kunstrasenplatz ein und wurde dafür bereits mehrfach beim Stadtrat vorstellig. Er half mit, Turniere und Jubiläen auf die Beine zu stellen, steht am Vereinsstand beim Christchindli-Märt, plant Ausf lüge, Reisen und Trainingslager und so manchen geselligen Teamabend. «Hier in der Clubbeiz habe ich mit einem dreifachen ‹Pflotschnass!› schon unzählige Bierrunden verdankt», lacht der langjährige Captain der Senioren 40+. Als solcher war er von seinen Trainern stets geschätzt für seine Sozialkompetenz und Analysefähigkeit. «Das Trainerteam hat mich deshalb auch meistens in die Besprechung von Taktik und Aufstellung miteinbezogen», sagt Beck, der geborene Spielführer. Einer, der gerne mitreisst, Dinge anpackt und organisiert.
Hofarbeit und Comolli
Das war schon immer so. Bereits vor über fünf Jahrzehnten, als Köbi als Schulbub mit dem Velo von Unterlunkhofen aus nach Bremgarten in die Bez pendelte und dort seine Fussballkollegen kennenlernte, mit denen er später lange Jahre beim FCB verbrachte. «Ich weiss noch, dass viele uns damals auf dem Hof meines Vaters geholfen haben, beim Birnenpflücken», lächelt er. «Danach durften wir auf einem Feld tschutten, wo mein Vater einen Fussballplatz eingerichtet hatte.» Eine schöne Zeit, wie Köbi Beck rückblickend findet. «Und schon damals galt für mich: Fussball verbindet.»
Eine Konstante in Becks Leben. So etwa auch als Angestellter bei Comolli, wo das runde Leder Dauerthema war. «Der halbe FC Bremgarten arbeitete damals dort, inklusive unseres Präsidenten», erzählt Beck, der gelernte Tiefbauzeichner, der anschliessend nach einigen Jahren weiterzog und eine Stelle als Bauverwalter in Merenschwand annahm. Dort lebt er bis heute mit Frau Rebekka. Die beiden haben zwei heute erwachsene Kinder grossgezogen. 27 Jahre arbeitet Beck mittlerweile auf der Verwaltung der kleinen Freiämter Gemeinde. «Auch da bin ich eine treue Seele», sagt er lachend.
Weshalb er dem FC Bremgarten all die Jahre nie den Rücken kehrte, kann Beck gar nicht so genau sagen. «Weil es schlicht nie Thema war», erklärt er achselzuckend. «Der FCB ist und bleibt einfach mein Verein und gehört irgendwie dazu.»
Die 50 voll machen
Ein Verein, für den Beck auch nach rund 1000 Spielen immer noch Woche für Woche seine Schuhe schnürt. Seit zwei Jahren tut er dies bei den Senioren 50+. Wie lange noch, weiss der 62-Jährige nicht. «Ich habe immer noch grossen Spass», sagt er. Bestimmt wolle er sein 50-Jahr-Jubiläum als Aktiver noch erleben.
Gut eineinhalb Jahre lang spielen muss Köbi Beck dafür noch. Sein erster Spielerpass datiert vom 22. November 1975. Und wer weiss – vielleicht gelingt ihm in dieser Zeit ja noch einmal der eine oder andere Sonntagsschuss, an den er sich zeitlebens erinnert.