Die Schnapsidee vom Bielersee
27.02.2024 BremgartenGenuss mit Tradition
20. Treberwurstessen in Bremgarten
Das Treberwurstessen im Städtchen ist beliebt. Auch bei der 20. Ausgabe in der Trotte war die Spezialität nach wie vor gefragt.
Die ortsbürgerliche ...
Genuss mit Tradition
20. Treberwurstessen in Bremgarten
Das Treberwurstessen im Städtchen ist beliebt. Auch bei der 20. Ausgabe in der Trotte war die Spezialität nach wie vor gefragt.
Die ortsbürgerliche Rebbaukommission lud bereits zum 20. Mal zum Genussanlass ein. Und die Leute kamen, um eine der speziellen Treberwürste zu ergattern. Rebmeisterin Trix Oswald ist mit der Jubiläumsausgabe sichtlich zufrieden. Gemeinsam mit anderen Initianten blickte sie auf die Anfänge der beliebten Tradition zurück. --red
Original-Treberwurst-Essen in der Trotte Bremgarten zum 20. Mal – eine Erfolgsgeschichte
«Wir sollten eine besondere Attraktion finden, um unseren Stadtberger bekannter zu machen» – so die Anfangsidee der damaligen Bremgarter Rebbaukommission. Sie erkundete in Twann erfolgreich die Tradition und Herstellung der bekannten lokalen Winzer-Spezialität Treberwurst. Die Geschichte liest sich amüsant.
Hans Rechsteiner
Das Abenteuer hiess «Stadtberger 007» und war somit eine Spionageaktion mit Ziel Twann und Treberwurst. Im schnittigen Jaguar von Rebmeister und Metzgermeister Walter Staubli nahmen die Mitglieder der Rebbaukommission Cornelio «Nely» Rocchinotti, Peter Hausherr, die heutige Rebmeisterin Trix Oswald und die Journalistin Lis Glavas Platz. Lis’ «Reisebericht» untermauert die freudigen Erinnerungen, von denen Nely Rocchinotti im Gespräch erzählt, als wärs erst gestern passiert. Das Objekt der Begierde war schnell gefunden: Im Schaufenster einer Metzgerei baumelten die Treberwürste – «unverschämt lang, dick und 700 Gramm schwer» – gleich mehrfach von der Decke. Und dann sei ihnen noch ein durchdringender Schnapsgeruch in die Nasen gefahren, schreibt Lis Glavas. Doch die Tore der Brennerei «Werner Ruff und Sohn» waren noch verschlossen, immerhin hatte man die dringend gesuchte Adresse schon mal gefunden. Also führte man sich im berühmten «Bären», wo man dann auch übernachten würde, den ersten flüssigen Twanner zu.
Flambierte Treberwurst passt zum Stadtberger
Beim zweiten Anlauf standen Ruffs Tore einladend offen. Werner Ruff demonstrierte den sehr Interessierten, wie die Treberwurst im Brennhafen beziehungsweise im Niederschlag des Destillationsvorganges gegart wird. Und man erfuhr, dass jenes bestaunte Schaufenster Metzger Ueli Fuhrer gehörte, der die meisten der zahlreichen Carnotzets in der Region beliefere. Da spielte Walter Staubli erstmals mit dem Gedanken, auf eine Eigenproduktion zu verzichten und mit Ueli Fuhrer dessen Exportbedingungen zu verhandeln – so von Metzgermeister zu Metzgermeister. Und ab ins Carnotzet Peter Posch zu flambierter Treberwurst und Bouillonkartoffeln à discrétion. Poschs Eigengewächse in weisser und roter Barrique-Qualität fanden freudige Zustimmung. Allerdings reifte da auch die selbstbewusste Erkenntnis: «Unser Stadtberger braucht sich nicht zu verstecken.»
Auf dem Rückweg ins Hotel kam Lust auf einen Absacker auf. Ein schwacher Lichtschimmer lockte ins nahe Carnotzet. Da höckelte die Twanner Treberwurst-Elite: Brenner Ruff, Metzger Fuhrer und «Wirt» Posch. Der lange über Mitternacht hinaus dauernde sehr ausgiebige Erfahrungsaustausch «löste grösste Euphorie aus», wie Glavas schrieb. Die Sache war beschlossen.
Erstes Bremgarter Treberwurst essen am 22. Februar 2003
Zu Hause war nur ein Monat Zeit, den neuen Anlass zu organisieren. Irgendwo wurde ein kupferner «Wöschhafe» aufgetrieben, das Kernstück. Die alte Trotte im Bürgerkeller unter dem Schellenhaus war schnell auserkoren. Nur das Menü erhielt eine Ergänzung: Helen Staubli stellte fest, dass es zu den Treberwürsten und den Bouillonkartoffeln «noch etwas gesundes Grünes» geben müsse, der «Bremgarter Finish» ist seither ein herrliches Lauchgemüse. Strikt ist das Getränkeangebot: Stadtberger Bürgerweine, selbstverständlich Bremgarter Marc, Wasser. Der Anlass schlug ein. Eine schöne Tradition auch: Die Twanner Treberwürste werden in der Metzgerei Fuhrer – beim «Vater der Treberwurst» – jedes Jahr persönlich abgeholt.
Und einmal wurde der Kupferofen geklaut
Wie gewohnt wurde der wohlbehütete Treberwurst-Ofen am Freitagabend vor dem Termin 2011 aus dem Werkhof vor die Trottentür deponiert, auf dass er am Samstag fürs Einfeuern parat stehe. Anderntags war das wertvolle Kupferding weg – gestohlen. Helen Staubli hat das am frühmorgendlichen Spaziergang mit dem Hund bemerkt und Alarm geschlagen. Auf der Suche nach Ersatz wurde man jedoch schnell bei Max Meier, Erlihofstrasse, Unterlunkhofen, fündig, spedierte den «Siedehafen aus Kupfer, zirka von 1900» an Ort, musste ihn nur noch anschliessen. Der Anlass konnte wie immer um 16 Uhr starten. Im Dezember 2011 wurde der Ofen von der Rebbaukommission gekauft und ist seither sehr gut eingeschlossen. Der alte kam nie wieder zum Vorschein. Und dieses Jahr hat Rebberg-Bewirtschafter Mario Müller mit einem Augenzwinkern verraten, dass er sich vor Jahren noch einen eigenen gekauft hat.
Zwanzigste Ausgabe ein Riesenerfolg
Am letzten Samstag wurde der kupferne Siedehafen schon frühmorgens eingefeuert, mit heimischem Rebholz selbstverständlich, denn seit drei Jahren beginnt der Schmaus schon am Mittag. Nach alter Tradition wird zuunterst eine dicke Schicht Traubentrester – Rückstände aus der Rebenpresse – eingefüllt und wacker mit Marc getränkt. Darüber werden in Alubehältern pro Sud 30 Treberwürste gestapelt. Die dampfen eine gute Stunde und nehmen dabei den unvergleichlichen Marc-Geschmack an. In der Trotte steht ein 25-köpfiges eingeschworenes Team, vorwiegend Ortsbürger und die durch Prominenz verstärkte Rebbaukommission, für den Ansturm bereit. Die gegarten Treberwürste werden schräg in Scheiben geschnitten und in der Platte wacker mit Marc flambiert, mit Bouillonkartoffeln und dem Lauchgemüse auf Tellern angerichtet und warm serviert. Der Zuspruch war wiederum gewaltig. Reservieren kann man an diesem einzigartigen Festmahl nicht, frei werdende Plätze bleiben bis in die Abendstunden nie lange leer. Die Preise sind seit vielen Jahren gleich.
Rebmeisterin Trix Oswald ist die Freude am Geschehen anzusehen. Das Treberwurstessen sei jedes Jahr ein Magnet für die weitere Region. Mit der Rebbauvereinigung Lenzburg pflege man Kontakte seit 1968. «Und richtig Freude haben wir an Gästen, die am Mittag ihre Portion verspeisen und am Abend gleich nochmals eine», schmunzelt sie. Das Treberwurstessen in der Bremgarter Trotte gebe es halt nur einmal im Jahr. Wieder am Samstag, 15. Februar 2025. Am Samstag hat man eine Rekordteilnahme erzielt.