Die schiessende Sippe
11.07.2023 Sport, Weitere SportartenMedaillen für Einheimische
Ende des 31. Aargauer Kantonalschützenfestes
Drei Wochenenden lang war der Bezirk Muri die Hochburg für Schützen und Freunde des Schiesssports. Am Ende gab es einige Freiämter ...
Medaillen für Einheimische
Ende des 31. Aargauer Kantonalschützenfestes
Drei Wochenenden lang war der Bezirk Muri die Hochburg für Schützen und Freunde des Schiesssports. Am Ende gab es einige Freiämter Erfolge.
An einem Kantonalschützenfest kann das Publikum seine Favoriten nicht so lautstark anpeitschen wie beispielsweise an einem Fussballspiel. Trotzdem gelang es einigen Freiämter Schützen und Schützinnen, an ihrem «Heimspiel» im Oberfreiamt Erfolge zu feiern. Insbesondere die Familie Bereuter ist positiv herausgestochen, obwohl sie nicht ganz alle Ziele erreicht hat. --jl
Schiesssport: Die Familie Bereuter überzeugt am Aargauer Kantonalschützenfest
Am Aargauer Kantonalschützenfest in Benzenschwil sticht eine Familie besonders heraus: die Bereuters. Für Rafael, seine Frau Bettina und seinen Bruder Stefan, die alle Mitglieder der SG Villmergen sind, war der Anlass ihr Heimwettkampf. Sie sprechen über ihre Ergebnisse und die Besonderheiten einer Schützenfamilie.
Josip Lasic
Menschen, wohin das Auge reicht, der Duft von Grillfleisch, der einem aus der Festwirtschaft entgegenströmt, und das Gefühl von Gras, über das schon zahlreiche Menschen spaziert sind, unter den Füssen. Das Festzentrum vom Aargauer Kantonalschützenfest in Benzenschwil unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht grossartig von jedem anderen Festgelände diverser Anlässe im Sommer.
Was auffällt: Es ist viel leiser. Nur der Klang von Schüssen ertönt immer wieder. Ansonsten sind die Besucher eher ruhig, wollen die Konzentration der Schützen nicht stören, die versuchen, ihre Bestleistungen abzurufen. Wenn man doch eine Stimme hört, die vorliest, wer als Nächstes dran ist oder wie der aktuelle Zwischenstand ist, fällt ein Name besonders oft: Bereuter. Der in Buttwil wohnhafte Villmerger Rafael Bereuter ist im Festsieger-Ausstich-Final der Elite A mit dem 300-m-Gewehr mit dabei. Seine Frau Bettina schiesst zeitgleich im Final der Elite mit dem 50-m-Gewehr. Ebenso Rafaels Bruder Stefan.
Für eine Medaille reicht es an diesem Tag nur Bettina Bereuter. Mit Rang 2 hinter Chiara Leone – die zur absoluten Schweizer Elite in dieser Sportart gehört – hat sie das Maximum herausholen können. Stefan Bereuter hat Rang6 erreicht und Rafael bei den 300-m-Schützen den 5. Platz. Einen Tag zuvor feierte er dafür den Sieg im Meisterschaftsfinal der Zweistellungs-Matchschützen (siehe Artikel unten «Durchzogene Freiämter Bilanz)». Die Familie Bereuter gehört zweifelsfrei zur Spitze im Schiesssport. Oder wie Bettina Bereuter es formuliert: «Es gibt viele Schützenfamilien. Ich bin genauso durch meine Eltern zum Sport gekommen wie auch Rafael und Stefan. Aber dass gleich drei Familienmitglieder gute Schützen sind, ist nicht so häufig.»
Die Familie unterstützt sich untereinander
Dass sie erfolgreich sind, kommt nicht von ungefähr. «Wir sind zwar keine Profisportler, aber betreiben vergleichsweise doch einen sehr grossen Aufwand», erklärt Stefan Bereuter. Trotz seiner Tätigkeit bei der Kantonspolizei Aargau schafft er es, drei- bis viermal die Woche zu trainieren. Das gilt auch für Bettina Bereuter, die als Treuhänderin arbeitet. Und Rafael Bereuter, der als Betriebsleiter der Regionalschiessanlage Lostorf in Buchs eigentlich die beste Ausgangslage hätte, sagt lachend: «Dass ich dort arbeite, bedeutet nicht wirklich, dass ich mehr trainiere. Im Gegenteil.»
Das stellt die Bereuters auch vor Herausforderungen. Stefans Ehefrau ist nicht im Schiesssport zu Hause. «Sie interessiert sich natürlich durchaus dafür, kennt sich auch immer besser aus, aber ja, zwischendurch fällt schon die Frage ‹Musst du schon wieder ins Training?›», erzählt er schmunzelnd. Dieses Problem haben Rafael und Bettina Bereuter nicht. Sie können sogar gemeinsam ins Training. «Unsere Schwierigkeit ist, dann jemanden zu finden, der auf die Kinder aufpasst», sagt Bettina Bereuter. «An solchen Veranstaltungen ist das aber auch ein Vorteil. Die ganze Familie ist da, steht hinter uns, unterstützt uns und natürlich kümmern sich die Angehörigen in der Zeit, in der wir den Wettkampf bestreiten, auch um unsere Kinder.»
Heimwettkampf ist auch Druck
Neben der Familie waren auch viele Freunde und Bekannte mit dabei, um die Bereuters zu unterstützen. Das Aargauer Kantonalschützenfest im Oberfreiamt war durchaus ein Heimwettkampf für das Trio. «Alle paar Schritte trifft man jemanden, den man kennt, der da ist, um einen anzufeuern», sagt Rafael Bereuter. «Manchmal ist das auch nicht so einfach. Der Druck steigt dadurch, da einige denken, ‹ja, ihr seid ja ohnehin vorne dabei›. Dann muss man schon kurz erklären, dass die anderen Teilnehmer durchaus Qualität haben und wir nicht einfach so durchspazieren.»
An diesem Druck lag es allerdings nicht, dass es ihm in der Festsiegerkonkurrenz nicht nach Wunsch lief. In seinen Augen ist die Unterstützung des Umfelds an so einem Wettkampf wertvoll. «Man blickt ja nicht gross nach hinten, wer alles dort steht. Aber wir wussten, dass unsere Angehörigen da waren. Das gibt ein gutes Gefühl.»
Wichtiger Teil der SG Villmergen
Es wäre sportlich vielleicht noch etwas mehr dringelegen für die Familie Bereuter. Trotzdem war das Kantonalschützenfest ein grosser Erfolg. Stefan Bereuter: «Im Vereinswettkampf haben wir gewonnen mit Villmergen. Und im Gruppenwettkampf mit unserer ersten Gruppe ebenso.» Die Schützengesellschaft Villmergen wird von Stefan Bereuter als eher kleiner Verein beschrieben. Rund 20 aktive Schützen, die dafür aber alle sehr gut sind. «So konnten wir im letzten Jahr auch den Schweizer-Meister-Titel feiern», erklärt er.
Und zu einem gewissen Grad wird die Schützengesellschaft von der Familie Bereuter getragen. Nicht primär sportlich, sondern vor allem organisatorisch. Hubert Bereuter, der Vater von Rafael und Stefan, ist Vereinspräsident. Stefan Bereuter ist sein Vize. Bettina Bereuter organisiert das Bärenmoosschiessen des Vereins.
Da die Bereuters im Schiesssport schon beinahe wie ein kleines Familienunternehmen agieren, scheint es naheliegend, dass die nächste Generation auch in die Fussstapfen der Eltern tritt. Gerade die Kinder von Rafael und Bettina müssten ja schon genetisch alles mitbringen, um Spitzenschützen zu werden. «Wenn sie daran interessiert sind zu schiessen, dann dürfen sie das, aber wir zwingen sie sicher nicht», sagt Rafael mit einem Augenzwinkern. Jetzt gönnen sich ohnehin alle drei ein wenig Sommerpause, um den Kopf freizubekommen. Das Kantonalschützenfest war der letzte grössere Wettkampf vor dem August. Dann geht es weiter in der Schweizer Meisterschaft, wo die Bereuters mit der SG Villmergen versuchen, ihren Titel in der Schweizer Meisterschaft zu verteidigen.