Beachsoccer: Dejan Stankovic (aus Boswil) tritt nach 415 Spielen und über 1000 Toren aus dem Nationalteam zurück
Wer in der Schweiz Beachsoccer sagt, der meint Dejan Stankovic. Der Freiämter hat diesen Sport geprägt wie kein anderer. Schon im Januar ...
Beachsoccer: Dejan Stankovic (aus Boswil) tritt nach 415 Spielen und über 1000 Toren aus dem Nationalteam zurück
Wer in der Schweiz Beachsoccer sagt, der meint Dejan Stankovic. Der Freiämter hat diesen Sport geprägt wie kein anderer. Schon im Januar entscheidet er sich für den Rücktritt, der nun offiziell wird. Stankovic engagiert sich nun beim FC Baden II.
Im letzten Jahr verpasst die Schweiz die Qualifikation für die Weltmeisterschaft. Und Dejan Stankovic macht sich in den kalten Monaten seine Gedanken. «Ich spürte immer mehr, dass mein Körper älter wird», sagt der bald 40-Jährige. Nebst 100-Prozent-Job und den Verpflichtungen als Familienvater wird der Aufwand für den Beachsoccer im fortschreitenden Alter langsam, aber sicher zu viel. «Aufwand und Ertrag passten nicht mehr», so Stankovic.
Jetzt Co-Trainer des Cousins
Im Januar fällt er den Entscheid, dass er zurücktritt. Ende Juni steht auf der Homepage des FC Baden, dass Stankovic «als ehemaliger Beachsoccer-Nationalspieler» nun Assistenztrainer der zweiten Mannschaft wird. Cheftrainer ist sein Cousin Sasa Stankovic – ebenfalls ein Freiämter. «Ich möchte mich weiterentwickeln, mehr in den Rasenfussball reingehen, Trainerdiplome machen», sagt Dejan Stankovic zu seiner neuen Aufgabe. Wieso sein Rücktritt erst jetzt kommuniziert wird, bleibt ein Geheimnis des Schweizerischen Fussballverbandes (SFV). Ein Anzeichen, dass es interne Unstimmigkeiten gab, ist der Fakt, dass Stankovic in der offiziellen Rücktrittsmeldung des SFV nicht zitiert wird. Stankovic möchte sich dazu nicht äussern, seine Art ist zu positiv, um in dieser Situation ein Fass aufzumachen. Er konzentriert sich lieber auf die schönen Dinge. Von diesen gibt es viele.
Seit seinem 1. Länderspiel im Jahr 2004 absolvierte er 415 Einsätze für das Nationalteam und erzielte über 1000 Tore. Besonders war die Beachsoccer-WM 2009 in Dubai. Die Schweiz schafft es überraschend in den Final. Der Boswiler erhält die Auszeichnung zum besten Spieler und wird Torschützenkönig. «Ich habe selbst heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke», sagt Stankovic. Sein Fallrückzieher im Viertelfinal gegen Russland zum 3:2 ist auf seinem Oberarm als Tattoo verewigt. «Ich bin stolz auf alles, was ich erreicht habe. In 21 Jahren und über 400 Spielen gab es enorm viele schöne Momente. Und jene Momente bleiben für immer», sagt er.
Er habe die Welt entdeckt, Sprachen gelernt (er spricht fliessend fünf Sprachen), neue Kulturen erkundet. Und das alles dank dem Sport. Er spielte in aller Welt – «Nigeria, El Salvador, Russland – die Liste ist lang», sagt Stankovic und ist froh um jede Erinnerung. «Es gibt keine negativen Erinnerungen, alles war eine Lebenserfahrung.»
«Unbeschreiblich»
Stankovic, der in seiner Karriere nie eine grobe Verletzung hatte, spielte 6 Weltmeisterschaften, ist mit 47 WM-Treffern die Nummer 2 in der ewigen Torjägerliste der WM. Er wurde Europameister 2005, Euro-Beach-Soccer-League-Sieger 2012 und 2022, dazu holt er mit den «Sandgenossen» Gold bei den European Games 2023 – wo er erneut als Topskorer brillierte – sowie Bronze 2019. «Unbeschreiblich» sei die Zeit gewesen. Sein grösster Erfolg sind aber keine Tore oder Trophäen, «sondern die tollen Freundschaften», wie er sagt. «Es gibt einige Spieler, die erst zu Freunden wurden und schliesslich zu Brüdern», sagt Stankovic. Und auch wenn er nun aus der Beachsoccer-Nati zurückgetreten ist, so wird er den Kontakt zum Sport und zu den Menschen nie abbrechen. Das geht auch gar nicht als lebende Beachsoccer-Legende. --spr/jl