Die Landschaft ist fertig gestaltet
10.11.2023 Beinwil/FreiamtBeinwil: Die Deponie Freiamt AG feierte den Abschluss der Deponie «Weid»
1,6 Millionen Kubikmeter an unverschmutztem Aushubmaterial wurden in den letzten 10 Jahren auf Beinwiler Gemeindeboden deponiert. Nun ist die «Weid» voll, die Arbeiten beendet. Am ...
Beinwil: Die Deponie Freiamt AG feierte den Abschluss der Deponie «Weid»
1,6 Millionen Kubikmeter an unverschmutztem Aushubmaterial wurden in den letzten 10 Jahren auf Beinwiler Gemeindeboden deponiert. Nun ist die «Weid» voll, die Arbeiten beendet. Am Abschlussfest wurde auf die Meilensteine zurückgeblickt.
Celeste Blanc
Wer heute entweder von Rüstenschwil oder Benzenschwil nach Beinwil fährt, dem fällt nichts mehr auf. Wo über 10 Jahre hinweg jährlich 16 000 Lastwagen Aushubmaterial ablegten und damit die Landschaft neu formten, ist heute hingegen Landwirtschaftsfläche zu sehen, auf der bereits wieder angebaut wird.
Auch wenn von nun an nichts mehr auf die Deponie von damals hinweist, haben die Deponie «Weid» sowie ihre Vorgängerin, die Deponie «Feld», ihre Spuren hinterlassen. Und das in landschaftlicher, politischer und umwelttechnischer Hinsicht.
Grossteil des Materials stammt aus dem Freiamt
Auch zahlreiche Menschen waren am Entstehungsprozess beteiligt, im Betrieb involviert oder von den Arbeiten tangiert. Das zeigte sich am Abschlussfest, an dem über 60 Personen teilnahmen. Die regionalen Tiefbauunternehmer, Gemeindevertreter, aber auch Privatpersonen folgten der Einladung vom Verwaltungsratspräsidenten der Deponie Freiamt AG, Dieter Greber. Grundlage für den erfolgreichen Abschluss des Gemeinschaftsprojekts seien stets «das Vertrauen und die gute Zusammenarbeit» gewesen. «In Anbetracht der immer länger und teurer werdenden Genehmigungsprozesse ist das nicht selbstverständlich.»
20 Jahre ist es her, als mit der Vorgänger-Deponie «Feld» die erste Aushubdeponie für das obere Freiamt geschaffen wurde. Als «Knacknuss» bezeichnet Pius Wiss, Präsident der Repla Oberes Freiamt, die Verhandlungen von damals. Da in der Region kein Kiesabbau getätigt wurde, wo Aushubmaterial hätte zur Rekultivierung abgelegt werden können, mussten neue Lösungen gesucht werden. Diese wurden in Beinwil gefunden – und zum ersten Mal im Kanton wurde eine Ablagerung auf offenem Gelände geschaffen. «Vorgesehen waren Mulden oder grüne Wiesen. Es war ein Pilotprojekt, das als Vorbild für weitere solche Projekte im Kanton diente», ergänzt Greber. So formten von 2004 bis 2011 940 000 Kubikmeter Aushubmaterial auf einer Fläche von 12 Hektaren die Landschaft neu. Heute werden davon 11 Hektaren als Fruchtfolgef lächen landwirtschaftlich genutzt und 1,6 Hektaren dienen als Ökofläche. Grösser als die Deponie «Feld» ist die «Weid», in der 1,6 Millionen Kubikmeter Aushubmaterial eingelagert sind. Rund 55 Prozent davon stammen aus dem Freiamt, der Rest setzt sich aus Material aus den angrenzenden Kantonen Zürich, Zug oder Luzern zusammen. Diese insgesamt 17,5 Hektaren wurden bereits zurück in die Landwirtschaft gegeben: 16 Hektaren werden künftig dafür genutzt, während 2,5 Hektaren als Ökofläche vorgesehen sind. «Der letzte Flächenabschnitt wird in zwei, drei Jahren vollständig für die Landwirtschaft nutzbar sein.»
Beitrag für Umwelt wird geleistet
Die Erfahrungen haben gezeigt, dass eine Aushubdeponie wirtschaftlich und ökologisch Vorteile für die Region bringt. «Das Aushubmaterial, das bei Bautätigkeiten in der Region zusammenkommt, wurde auch hier wieder abgelegt. Lokale Deponien halten die Transportwege kurz», erklärt Greber. Als Beispiel nennt er die Jahre zwischen 2010 und 2013, als in der Region mit der vollen Deponie «Feld» eine Anschlusslösung mit der Deponie «Weid» noch in der Planung stand. Innert dieser Zeit musste das lokal entnommene Material in Richtung Lenzburg, Mägenwil oder Eschenbach transportiert werden, was mit Mehrbelastungen durch den Verkehr und mit Emissionen verbunden war. «Die Dimensionen kann man sich vorstellen – Tausende Lastwagen fahren jeweils bis zu 25 Kilometer mehr pro Fahrt», so Greber. «Dank der Regionalität kann ein Beitrag zur CO2-Reduktion stattfinden und ein Beitrag an die Umweltschonung geleistet werden.»
Austausch fördert Toleranz
Mit der Schaffung einer Deponie gehen verschiedene Interessenabwägungen einher. Es gibt die merklichen Eingriffe in die Landschaft, etwa die Verlegung der Kantonsstrasse K350 und die damit verbundene Landumlegung. Auch ist der Mehrverkehr durch die Zufahrt der Lastwagen oder die Emissionen immer ein Thema. Im Falle von Beinwil sogar der Hauptgrund der meisten Einsprachen. «Doch schliesslich erfüllt man als Gemeinde einen gesellschaftspolitischen Auftrag», meint der Gemeindeammann von Beinwil, Stefan Zemp. Es sei als ein Beitrag an das Wachstum der Region zu verstehen. Gleichzeitig erhalte man unmittelbare und mittelbare Kompensationsmassnahmen, beispielsweise als finanzielle Einnahmequelle, die wiederum in der Gemeinde andere Projekte ermöglichen. «Eine Deponie ist negativ belastet. Oft wird es mit Müll assoziiert», so Zemp. Die Vorurteile abbauen und die Waagschale halten, wenn es um die Interessen geht, sei in diesem Prozess immer sehr wichtig gewesen.
Dass bezüglich all dieser verschiedenen Komponenten ein Konsens gefunden werden konnte, wertet Verwaltungsratspräsident Greber als grosse Leistung. «Durch den Effort aller Beteiligten konnte das Projekt erfolgreich über die Bühne gehen. Das ist nicht selbstverständlich.» Und dass die Arbeiten reibungslos liefen, bewies auch das gemeinsame Abschlussfest: Personen, in welcher Form auch immer sie durch das Projekt begleiteten oder tangiert waren, kamen zusammen. Darunter vertreten war unter anderem auch Alt-Regierungsrat Peter Beyeler.