Die Kraft des Miteinanders
29.12.2023 BremgartenDreimal tief beeindruckt
Das Bremgarter Weihnachtsspiel sorgte mit drei Aufführungen für viele besinnliche Momente
Die Stadt als eindrückliche Kulisse: Das Weihnachtsspiel an fünf Stationen in der Unterstadt und in der ...
Dreimal tief beeindruckt
Das Bremgarter Weihnachtsspiel sorgte mit drei Aufführungen für viele besinnliche Momente
Die Stadt als eindrückliche Kulisse: Das Weihnachtsspiel an fünf Stationen in der Unterstadt und in der Stadtkirche begeisterte rund 500 Personen.
Keinen Aufwand scheuten rund 70 Mitwirkende in den letzten Tagen in Bremgarten. Sie führten das «Bremgarter-Umesinger-Weihnachtsspiel» dreimal auf. Geschrieben hatte es 1990 die Klosterfrau und Schriftstellerin Silja Walter extra für die Reussstadt. Es handelt davon, dass der Kaiser von Rom befielt, dass sich alle Menschen im Kaiserreich im Kornhaus von Bremgarten einschreiben müssen. Die Bewohner des Reussstädtchens haben daran keine Freude. Sie befürchten, dass die Angereisten bleiben wollen, um vom Reichtum der Stadt zu profitieren.
Nach Bremgarten reist auch die hochschwangere Maria mit ihrem Ehemann Josef. Für die Nacht suchen sie eine Bleibe, werden aber abgewiesen. Das Spiel endete in der Stadtkirche, wo Sankt Nikolaus von Myra das Paar hineinbegleitete.
Die Zuschauer waren voll des Lobes. «Diese Kraft des Miteinanders, die beim gemeinsamen Singen spürbar war, hat mich sehr berührt», meinte etwa eine Frau. Und ein Mädchen sagte auf die Frage ihres Vaters, was ihr am besten gefallen hat, schlicht: «Alles.» --red
Gegen 500 Personen besuchten die drei Aufführungen vom Weihnachtsspiel
An fünf Stationen in der Unterstadt und in der Stadtkirche zeigten die über 70 Mitwirkenden ein beeindruckendes Schauspiel. Die Klosterfrau und Schriftstellerin Silja Walter verfasste das «Bremgarter-Umesinger-Weihnachtsspiel» im Jahr 1990 extra für die Reussstadt.
Bernadette Oswald
Die Aufführung begann beim Stutzplatz, wo der Herold des Kaisers von Rom einen Signalruf blies. Er überbrachte die Kunde, dass sich alle Menschen im Kaiserreich im Kornhaus von Bremgarten einzutragen haben. Was den Einwohnern gar nicht passte, wie sie lautstark zeigten: «Fort mit dem Kaiser!» Worauf die befohlene Zählung auch von der Gräfin von Habsburg und den Ratsherren kritisch besprochen wurde. Maria und Josef kamen ins Spiel und die Umesinger-Kinder sangen das erste ihrer in schönster Weise vorgetragenen Lieder.
Ein Schweifstern über Bremgarten
Beim Kornhaus standen bereits viele Fremde zum Einschreiben an und die Waschweiber am Brunnen hatten viel zu bereden. Denn die Einheimischen befürchteten, dass die Angereisten in der Stadt bleiben wollten, um vom hiesigen Wohlstand zu profitieren. Maria und Josef suchten nach dem Einschreiben für eine Nacht eine Unterkunft. Der Gefangenenwächter vom Hermannsturm stieg auf den Brunnenrand und rief, der eingesperrte Prophet Herr von Rammstein habe eben einen riesigen Schweifstern über der Stadtkirche von Bremgarten gesehen. Worauf sich das Publikum zum nächsten Schauplatz beim Hermannsturm aufmachte.
Dort stand der Prophet imposant oben auf der Brücke zwischen dem Turm und dem Nebengebäude und verkündete: «Gott ist da, bei uns, jetzt! Hirten haben unten an der Reuss durch Engel die Botschaft von Weihnacht vernommen.» Die Bläserund die Flötengruppe betonten diese Aussage mit ihren Klängen und der Himmel machte mit schöner Abendstimmung mit.
Frömmelei und Menschenliebe
Die Umesinger-Kinder geleiteten Maria und Josef zur Marienkapelle, wo das Paar den Vorsteher um Unterkunft bat. «Ihr seid wohl von Sinnen. Geht weg von der Tür, die Pilger kommen.» «Ave, Ave, Ave Maria» sangen diese beim Einlaufen. Josef erklärte ihnen: «Meine Frau Maria bringt heute Nacht den Heiland zur Welt.» Worauf er zu hören bekam, jetzt sei aber Schluss mit der Narretei, sonst komme die Polizei. «Wir sind da, um Maria zu ehren. Leute wie ihr gehören nicht hierher.»
Wohnen in der Stadtkirche
Wie die Schauspielenden diese Diskrepanz von Frömmelei und Menschenliebe darstellten, hatte eine starke Ausdruckskraft. Währenddessen begann nebenan in der Stadtkirche die Orgel zu brausen und die Leute versammelten sich nach und nach vor deren Hauptportal. Die Rufe der Hirten waren zu hören, welche Christi Geburt verkündeten. Sankt Nikolaus von Myra erschien und führte Maria und Josef in die Kirche. «Aber so etwas, jetzt dürfen die in der Bremgarter Stadtkirche wohnen», stellten die Waschweiber überrascht fest. Die drei Könige kamen daher und fragten: «Ist hier Bethlehem?» Das Volk antwortete: «Nichts da! Hier ist Bremgarten.» Was eine etwa Fünfjährige im Publikum lautstark bestätigte.
Grosse Leistung aller Beteiligten
Zum letzten Teil des Weihnachtsspiels versammelten sich alle in der Kirche und Pastoralraumleiter Andreas Bossmeyer begrüsste die Anwesenden. Alle sangen gemeinsam «Zu Bethlehem geboren» und es verbreitete sich eine festliche Stimmung. Nach der Aufführung sagte eine Frau: «Diese Kraft des Miteinanders, die beim gemeinsamen Singen spürbar war, hat mich sehr berührt.» Weiter in der Kirche sagte Andreas Bossmeyer: «Mitten in der Nacht wird es hell», und er las die Weihnachtsgeschichte vor. Bei Maria und Josef lag jetzt das Kind in der Krippe. Mit dem Lied «Stille Nacht, heilige Nacht» ging dieses vielseitig gelungene Weihnachtsspiel zu Ende.
Beim Hinausgehen aus der Kirche fragte ein Vater seine Tochter, was ihr am besten gefallen habe. «Alles», antwortete das Mädchen prompt. Eine Frau war voll des Lobes über die grosse Leistung aller Beteiligten. Anschliessend berichtete eine Mitspielerin, in dieser Aufführung mitzumachen, sei ein grosses Geschenk. «Die Zusammenarbeit ist sehr schön.» Was Regisseurin Helen Stierli bestätigte. Zu den drei Aufführungen sagte sie: «Ich bin insgesamt zufrieden und die Zuschauerinnen und Zuschauer zeigten Freude.»