Der Unermüdliche darf endlich ran
17.02.2023 Eishockey, SportEishockey, 3. Liga: André Michel vor dem Duell Fi-Gö – Argovia Stars (Freitag, 20.15 Uhr, Eisbahn Wohlen)
André Michel ist der Spieler, der die meisten Einsätze aller Zeiten für den HC Fischbach-Göslikon hat. Eine Play-off-Partie ...
Eishockey, 3. Liga: André Michel vor dem Duell Fi-Gö – Argovia Stars (Freitag, 20.15 Uhr, Eisbahn Wohlen)
André Michel ist der Spieler, der die meisten Einsätze aller Zeiten für den HC Fischbach-Göslikon hat. Eine Play-off-Partie gehört bislang nicht dazu. Die Duelle gegen Burgdorf hat der Freiämter verpasst. Umso motivierter ist er auf den Halbfinal gegen die Argovia Stars.
Er wurmt ihn, die Spiele gegen Burgdorf II verpasst zu haben. André Michel war in den Skiferien, als der HC Fischbach-Göslikon seine ersten Play-off-Partien in der Vereinsgeschichte bestritten hat. «Meine Planung mit Fi-Gö ging nur bis zum Ende der regulären Saison. Dass wir die Play-offs tatsächlich erreichen, habe ich nicht gedacht. Ich bin seit 2006 im Verein und wir waren seither nie auch in der Nähe dieser Ränge. Also habe ich Ferien gebucht. Ärgerlich.»
Von Wohlen zum EV Zug
Ausgerechnet Michel fehlt bei diesen historischen Spielen. Er, der selbst ein Stück Vereinsgeschichte ist. Die meisten Spiele aller Zeiten im Fi-Gö-Trikot hat der 35-Jährige bestritten. Die meisten Tore aller Zeiten: André Michel. Die meisten Assists: Ebenfalls der in Villmergen wohnhafte Offensivspieler. «Ich hatte das gar nicht auf dem Schirm, bis mich Spielertrainer Michel Simmen darauf angesprochen hat.» Zu Weihnachten erhält er vom Verein sogar ein Wichtelgeschenk. «Es summiert sich halt alles, wenn man so lange dabei ist.»
Dass er irgendwann 144 Partien für die «Indianer» zusammenbringen würde, hat sich in seinen sportlichen Anfängen allerdings nicht abgezeichnet. Der in Dottikon aufgewachsene Maschinist spielt zwar seit er fünf Jahre alt ist Eishockey, doch mit elf Jahren wechselte er aus dem Nachwuchs des HC Wohlen Freiamt zum EV Zug. «Es gefiel mir dort. Zug ist ein grosser Name und ich konnte auch gut mithalten, wurde sogar in die Innerschweizer Auswahl aufgeboten. Irgendwann wurde mir der Aufwand aber zu gross. Man kommt in die Lehre, hat weniger Zeit und muss trotzdem immer wieder nach Zug fahren. Die Spiele mit der Innerschweizer Auswahl kommen dazu und gerade die Auswärtspartien sind da teilweise sehr weit weg.»
«Manchmal fragt man sich ‹Was wäre gewesen, wenn...?›»
André Michel entscheidet sich mit 16 Jahren, seine Zelte beim EV Zug abzubrechen. Etwas, was vor allem bei seinem zwei Jahre älteren Bruder René zu Unverständnis führt, der mit ihm bei Zug spielt. «Ihn haben Verletzungen geplagt. Und bei so einem Club wie Zug können dich längere Ausfallzeiten brutal zurückwerfen. Deshalb konnte er es nicht nachvollziehen, dass ich ‹grundlos› aufhöre», erklärt André Michel. «Es ist auch ein wenig seltsam, wenn ich jetzt Leute im Fernsehen sehe, mit denen ich im Nachwuchs zusammengespielt habe. Ein Robin Grossmann bei Wohlen, ein Jannik Fischer und andere NLA-Spieler bei Zug. Manchmal fragt man sich ‹Was wäre gewesen, wenn ...?› Aber damals hat mir der Ehrgeiz gefehlt. Hinzu kommt, dass in meinem Umfeld alle Fussball gespielt haben. Im Kollegenkreis war ich auch ein wenig der Exot. Für mich hat es damals gepasst.» Sein Bruder spielt dafür eine wichtige Rolle beim Wechsel zu Fi-Gö. André Michel ist zunächst nicht so begeistert von der Idee. «Das Team war damals noch in der 4. Liga unterwegs. Ich dachte nicht, dass das etwas für mich ist. Aber im Team waren zahlreiche Leute mit dabei, die ich aus dem Wohler Nachwuchs noch kannte. Mit ihnen und meinem Bruder zusammenspielen zu können, waren die ausschlaggebenden Gründe, wieso ich mich doch für Fi-Gö entschlossen habe.»
Will zeigen, dass er noch da ist
Während sich sein Bruder und viele der ehemaligen Weggefährten mittlerweile in die zweite Mannschaft der Fischbach-Gösliker zurückgezogen haben, ist André Michel auch 17 Jahre später immer noch mit vollem Engagement dabei. «In erster Linie spiele ich auch noch, um fit zu bleiben. Aber ein gewisser Ehrgeiz ist da. Aktuell wäre es mir zu wenig, mit unserer zweiten Mannschaft oder den Senioren zu spielen.»
Dass sich Fi-Gö auf diese Saison hin mit zahlreichen Spielern aus der 1. und 2. Liga verstärkt hat, pusht ihn zusätzlich. «Man will sich da behaupten und zeigen: ‹Ich bin auch noch da.› Und die Stimmung im Team ist momentan ohnehin grossartig. Wir verstehen uns sehr gut untereinander. Der sportliche Erfolg ist vorhanden und auch die Zuschauer haben Freude daran, wie es momentan läuft und dass sie gute Spiele von uns erleben können.»
«Eishockey ist meine Leidenschaft, seit ich fünf bin»
Das führt wieder zu dem Punkt zurück, dass es Michel stört, dass er das Eishockey-Fest gegen Burgdorf II verpasst hat. Aber es gibt die Möglichkeit, ein nächstes Fest zu feiern. Während man sich bei Burgdorf für das Cup-Aus revanchieren konnte, will man jetzt die Argovia Stars in die Knie zwingen. Das einzige Team, gegen das man in der regulären Saison verloren hat. Und das gleich zweimal. «Wir haben mit ihnen auch eine Rechnung offen, was uns zusätzlichen Ansporn gibt. In den Play-off-Final einzuziehen, motiviert aber ebenfalls enorm.» Sollte es dieses Jahr nicht gelingen, könnte Michel das mit Fi-Gö vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt schaffen. Denn ans Aufhören denkt er noch lange nicht. «Wenn es körperlich eines Tages nicht mehr geht, dann kann ich mir vorstellen, einen Gang zurückzuschalten und dann in die zweite Mannschaft oder zu den Senioren zu wechseln. Aber ganz aufhören kann ich nicht. Eishockey ist meine Leidenschaft, seit ich fünf Jahre alt bin.» Es scheint also, als würde André Michel bei Fi-Gö noch längere Zeit zahlreiche Statistiken anführen. Vielleicht eines Tages sogar die Play-off-Statistiken des Clubs. Auch wenn er die ersten drei Spiele jetzt verpasst hat. --jl