«Der Markt ist der Renner»
24.10.2023 BremgartenDie Organisatoren des Markts der Vielfalt in Bremgarten zeigen sich glücklich mit der Durchführung
Das Mittelalter übt auf viele Menschen eine Faszination aus. Am Wochenende versetzte sich das Städtchen wieder in die Vergangenheit zurück. Für ...
Die Organisatoren des Markts der Vielfalt in Bremgarten zeigen sich glücklich mit der Durchführung
Das Mittelalter übt auf viele Menschen eine Faszination aus. Am Wochenende versetzte sich das Städtchen wieder in die Vergangenheit zurück. Für die Marktbesucher gab es viel zu erleben. «Wir schenken den Leuten Authentizität», heisst es von den Organisatoren.
Sabrina Salm
Am Mittelaltermarkt auf dem Casinoplatz fühlt man sich wie in einer Erlebniswelt. Gleich zu Beginn bei der Eingangspforte wird man mit sanften Klängen gleich ins Mittelalter entführt. Der Minnesänger Josef Brunner hat Lieder aus dem Altdeutschen von Herrn von Hornberg auf Schweizerdeutsch übersetzt. Minne ist das mittelhochdeutsche Wort für Liebe. Ein Minnesänger trug also Liebeslieder vor. Ursprünglich stammt Brunner aus Hilfikon, wohnt aber schon seit über 30 Jahren in Chur. Erstmals war er nun am Bremgarter Markt der Vielfalt dabei. «Es ist richtig schön da und macht Spass», meint Brunner.
Ansteckende Begeisterung
Wie es im Mittelalter hätte sein können, wird hier den Marktgästen vermittelt. Viele Teilnehmer leben ihre Rollen förmlich und stecken mit ihrer Begeisterung an. Zum speziellen Ambiente verhelfen sicher die gut 1000 Kostümierten, die an den Markttagen das Städtchen übernehmen. Aber auch die verschiedenen Themenbereiche mit dem traditionellen Jahrmarkt mit zirka 200 Ständen, dem Antiquitätenmarkt, Hexenturmführungen oder den Oldtimer-Autos tragen ihren Teil zum Erfolg bei.
Für eine ganz besondere Stimmung sorgt auch das historische Handwerk mit den rund 70 Teilnehmenden. Da erklärt der Bremgarter Manuel Heusser, wie das Malen mit Naturfarben funktioniert, hier zeigen die Mitarbeiterinnen von Horat Innendekoration AG, wie früher Stühle gepolstert wurden. Man kann sich einen Pfeilbogen schnitzen, Seile drehen, sich in Kalligrafie versuchen oder Wäsche waschen wie früher.
Hier bei den «Wöschwybern» ist auch die über 80-jährige Ruth Trutmann aus Eggenwil vertreten. Wieso sie es all die Jahre über gemacht hat? «Weil es wichtig ist, dass man sein Wissen über längst vergangene Zeit weitergibt», ist sie überzeugt. Sie ist glücklich darüber, dass es von Nachfolgern weitergetragen werde.
Idealismus und Faszination
«Auch uns liegt es am Herzen, dass die alte Handwerkskunst nicht verloren geht und vor allem die Kinder diese sehen und erleben können», sagen Conny Künzle und Alex Schaufelbühl vom Organisationsteam einstimmig. Nicht der Verkauf von Waren stehe beim Markt der Vielfalt im Vordergrund. Sondern eben das Weitergeben von Wissen. «Die Aufmerksamkeit widmen die Besucher den Handwerkern», weiss Andrea Vogel-Wendel vom OK, zuständig für das historische Handwerk. «Die Faszination, zuzuschauen, wie etwas entsteht, und auch selber auszuprobieren, bringt den Teilnehmern eine gewisse Demut von den Besuchern entgegen. Und das ist wohl der Punkt, weshalb der Markt der Vielfalt der Renner ist.» Das Grobkonzept dürfte für die nächsten Jahre gleich bleiben, denn die Qualität stimme. «Schön wäre, wenn sich noch mehr Bremgarter Handwerker und Gewerbetreibende beteiligen würden, woran wir wirklich Freude hätten», sagt Vogel-Wendel weiter.
Die gut ein Dutzend OK-Mitglieder seien «idealistisch» unterwegs, meint etwa Alex Schaufelbühl und erklärt: «Unser Ziel ist es, den Besuchern Schlüsselmomente zu ermöglichen.» Und das ist ihnen auch mit dem Markt der Vielfalt 2023 offensichtlich gelungen.
Zufriedener Marktchef
«Mir sind keine Zwischenfälle bekannt und das Wetter hat mitgemacht», freut sich Marktchef Reto Lorenzi. Er ist sehr zufrieden, auch wenn die Besucherzahlen nicht an diejenigen vom letzten Jahr herankamen. «Aber das war auch ein Rekordjahr. Jetzt haben sich die Zahlen wieder normalisiert und mit dem können wir sehr gut leben.» Besonders sei in diesem Jahr gewesen, dass die Parkplatzgebühr nach 25 Jahren von 5 auf 10 Franken erhöht wurde. «Nicht alle hatten dafür Verständnis.» Lorenzi erzählt, dass die Anpassungen aber nötig waren, denn auch ihre Kosten steigen stetig. Vielleicht bewege die Kostenanpassungen ja den einen oder anderen Marktbesucher dazu, mit dem ÖV oder in Fahrgemeinschaften nach Bremgarten zu kommen. «Das wäre auch nicht schlecht.»
Erstmals wurde auch die Fussgängerführung bei der Zuger- bzw. Zürcherstrasse angepasst. So gab es nur eine Überquerung der Gleise. «Damit ist für noch mehr Sicherheit gesorgt.» --sab