Der Lange und der Würfel
21.03.2025 Sport, EishockeyDer Freiämter Peter Lang ist Operator bei den Heimspielen des EHC Kloten und erlebte einen historischen Abend
Peter Lang ist eine Koryphäe beim FC Muri. Der frühere Spieler und heutige Co-Trainer hat aber auch im Eishockey einen verantwortungsvollen Job. In ...
Der Freiämter Peter Lang ist Operator bei den Heimspielen des EHC Kloten und erlebte einen historischen Abend
Peter Lang ist eine Koryphäe beim FC Muri. Der frühere Spieler und heutige Co-Trainer hat aber auch im Eishockey einen verantwortungsvollen Job. In der Swiss Arena in Kloten ist er der Herr von 6,8 Millionen Pixeln. Als Operator ist er für den Würfel zuständig. Beim ersten Play-off-Sieg seit 2014 hat ihn diese Zeitung begleitet.
Stefan Sprenger
Es ist 22.03 Uhr. Swiss Arena in Kloten. Drei Minuten sind im Play-off-Viertelfinal zwischen dem EHC Kloten und den ZSC Lions noch zu spielen. Dario Meyer trifft für Kloten zum 2:1. «Yes», schreit Peter Lang im «Tower». Sein Jubel ist kurz, er muss sich sofort wieder konzentrieren und den Videowürfel bespielen. Er drückt einen Knopf, die Toranzeige leuchtet auf dem Würfel auf. Die Blicke der 7300 Zuschauer schweifen nach oben, Lang drückt den Knopf, der Torschütze erscheint, Lang drückt wieder einen Knopf, die Wiederholung des Treffers wird angezeigt.
Peter Lang sorgt dafür, dass alles Visuelle auf dem 104 m2 grossen Würfel erscheint. Für ihn ist dieser Job ein Privileg. Er macht es aus Leidenschaft und nicht des Geldes wegen. Für einen Einsatz – der rund fünf Stunden dauert – gibt es 80 Franken und eine Saisonkarte im Wert von 1400 Franken.
Am letzten Mittwoch am Schluefweg Kloten. Es ist 18 Uhr. Der Staff besammelt sich. Speaker, Operators und die Entertainment-Crew. Und Peter Lang aus Aristau. Mit einer Sitzung beginnt der Abend. Das Regiebuch wird durchgegangen, über drei A4-Seiten lang. Vom Warm-up bis Spielende gibt es einen genauen Fahrplan. Nach 19 Uhr beginnt sich die Swiss Arena zu füllen. Peter Lang macht sich bereit. Im «Tower», einem türkisblauen Häuschen oben am Stadionrand. Das Warm-up beginnt um 19.20 Uhr. Er ist hoch konzentriert, checkt die Systeme.
Vier Aufstiege mit dem FC Muri
Normalerweise kennt man den Freiämter in einer anderen Funktion. Einst war er Innenverteidiger beim FC Muri. In der Abwehr war der 1,90 m grosse Turm eine Bank, wurde «der Lange» genannt. 2003 und 2009 ist er bei den Aufstiegen in die 2. Liga interregional dabei. 2011 geht es sogar in die 1. Liga classic. Kurz danach beendet er seine Aktivkarriere wegen Knieproblemen. Er kickt bei den Senioren des FC Muri, bleibt dem Verein treu. Und wird 2020 Co-Trainer. Im Jahr 2022 feiert er von der Bank aus erneut einen Aufstieg in die 1. Liga classic.
Sein Weg als Operator des EHC Kloten beginnt 2019. «Ein Stelleninserat als Operator war ausgeschrieben. Ich habe mich beworben und kriegte die Zusage», erzählt er. In der Coronazeit hatte er seinen ersten Einsatz. Es waren keine Zuschauer erlaubt, doch der Videowürfel wurde dennoch bespielt. «So konnte ich genug üben für den Ernstfall», sagt Lang lachend.
Wieso ist er kein EV-Zug-Fan?
Dass er ausgerechnet für den EHC Kloten im Einsatz ist, ist natürlich kein Zufall. «Ich bin ein Kind der Meisterserie in den 90er-Jahren. Damals wurde ich Kloten-Fan und bin es bis heute geblieben.» Seine beiden Brüder sind – wie ganz viele im Oberfreiamt – Anhänger des EV Zug. Doch sein Herz ist hier am Schluefweg in Kloten – und wird es immer bleiben.
«Er hat enorm viel Leidenschaft. Er ist ein Vollblut-Fan», sagt sein Chef Yanis Schälchli. Der 20-Jährige machte schon die Lehre beim EHC Kloten auf der Geschäftsstelle, ist heute im Marketing und Leiter Entertainment. Er lobt den Menschen und Operator Lang: «Er ist schon fünf Jahre dabei und hat viel Erfahrung. Mit ihm macht die Arbeit viel Spass und er ist super zuverlässig.» Als Operator hat Lang in dieser Saison schon 20 Einsätze und ist damit mit Abstand der erfahrenste Mann.
19.50 Uhr. Das Stadion ist voll. Peach Lang ist im Stress. Das Warm-up ist in vollem Gange. «Ich bin immer sehr nervös vor den Spielen. Ich will es perfekt durchbringen», sagt er. Der Videowürfel wird pausenlos bespielt, ist in dieser Phase vor der Partie ein zentrales Element. Werbeinhalte, Geburtstage, Totomat. Alles muss in Harmonie mit DJ und Speaker geschehen.
Viele Knöpfe zu drücken
20 Uhr. Das Spiel geht los. Kloten liegt in der Play-off-Serie mit 0:3 hinten und fliegt raus, wenn es heute eine Niederlage gibt. Lang zieht kurz seine Kopfhörer von den Schultern und sagt: «Puh. Der erste Druck ist weg.» Ein Unterbruch im Spiel. Sofort wird Werbung eingeblendet. Jeder Sponsor hat seinen Auftritt während des Spiels – genau nach Drehbuch.
Nach acht Minuten jubelt die Halle. Tor für Kloten. Tyler Morley erzielt das 1:0. Während der Speaker den Namen des Torschützen ins Mikrofon schreit und die Menge jubelt, drückt Peter Lang wieder seine Knöpfe. Das erste Tor seit 170 Spielminuten lässt die Hoffnung wachsen, dass Kloten hier gewinnt. «So macht das Arbeiten noch mehr Spass», meint Lang.
Auf seinem Bildschirm gibt es Kapitel, darunter Balken mit den jeweiligen Knöpfen. «Vor dem Spiel», «Werbung», «Einspieler» oder «Spezialitäten». Ob Powerplay, Kiss-Cam oder Torwandschiessen und Quiz in der Drittelspause: Lang muss stets auf Achse sein, damit er punktgenau den Videowürfel bedienen kann und die Menschen im Stadion informiert sind. Er muss interagieren mit den Zuschauern. Es gibt auch einige Regeln zu beachten, besonders während des Spiels. Da ist er immer bei den Spielunterbrüchen gefordert, da muss sofort Werbung über den Würfel flimmern.
Seit Anfang dieser Saison hat es in der Swiss Arena einen neuen Videowürfel. 832 LED-Elemente, 6,8 Millionen Pixel, 104 m2 Fläche, 4,5 Tonnen schwer und doppelt so gross wie der alte Würfel (der 16 Jahre in Betrieb war). Die Kosten: rund 800 000 Franken. «Ein geiles Ding», meint Lang.
Seine Ex-Partnerin und seine Tochter Emilia kommen auch meist an die Spiele. «Wenn sie nicht auch Kloten-Fans wären, wäre mein Job hier wohl nicht möglich», sagt Lang, der im Verkauf bei einer Lüftungsfirma arbeitet. Sein Engagement beim EHC Kloten ist auch vereinbar mit dem FC Muri. «Meistens geht es gut aneinander vorbei», so Lang. Für ihn sei die Aufgabe ein Privileg. «So etwas für den Herzensverein zu machen, ist sehr cool.»
Im zweiten Drittel erzielen die ZSC Lions den Ausgleich und drücken kurz vor Ende auf den Sieg. Endet diese Saison heute Abend? Nein. Denn es folgt der Treffer von Meyer und der erste Play-off-Sieg des EHC Kloten seit 2014. Kloten verkürzt die Serie auf 1:3.
22.29 Uhr. Nach dem Spiel leert sich das Stadion. Lang drückt den Knopf und Informationen zu den ÖV-Verbindungen erscheinen. Im «Tower» findet die Nachbesprechung statt, wo alles nochmals durchgegangen wird. «Bis Sonntag», verabschiedet sich Peter Lang vom Team. Dann wäre das Spiel 6 in dieser Serie. Doch dafür muss Kloten am Freitag bei den ZSC Lions gewinnen. Peter Lang kann dieses Spiel als Fan geniessen.
Die Freiämter in den Play-offs
Die Eishockey-Saison ist in der heissen Phase – und es sind noch einige Freiämter Protagonisten mit dabei. Der Beriker Michael Hügli steht mit Lausanne in den Play-offs. Die Waadtländer sind als Tabellenführer in die erste Runde gegangen, bekunden dort Mühe mit Langnau. Nach den ersten vier Spielen der «Best of 7»-Serie steht es 2:2.
Freiämter Schützenhilfe?
Der Boswiler Jannik Fischer kämpft mit dem HC Ajoie im Play-out um den Klassenerhalt. Dort führen die Jurassier mit 2:1 gegen Lugano. Sollte Ajoie scheitern, könnte ein anderer Freiämter Schützenhilfe leisten. Alain Bircher aus Hermetschwil-Staffeln steht mit dem EHC Basel im Play-off-Final der NLB gegen Visp. Da die Basler im Gegensatz zu Visp kein Aufstiegsgesuch gestellt haben, würde es im Falle eines Siegs von Birchers Team kein Duell gegen den Play-out-Verlierer der Nationalliga A geben. Es steht 1:1 in der Serie.
Der EV Zug – mit VR-Präsident Hans-Peter «HP» Strebel aus Muri – lag nach den ersten drei Spielen gegen Davos mit 0:3 zurück. Gestern Donnerstag (nach Redaktionsschluss) fand die vierte Partie der Serie statt. --red