«Der knallt mir eine»
13.01.2023 Sport, SchwingenFreiämter Sportler des Jahres: Joel Strebel über seine Titelverteidigung
Als Joel Strebel am letzten Freitag aufwachte, verkündeten die Nachrichten auf seinem Handy die frohe Botschaft des erneuten Titels «Freiämter Sportler des Jahres». Der ...
Freiämter Sportler des Jahres: Joel Strebel über seine Titelverteidigung
Als Joel Strebel am letzten Freitag aufwachte, verkündeten die Nachrichten auf seinem Handy die frohe Botschaft des erneuten Titels «Freiämter Sportler des Jahres». Der 25-Jährige ist «überrascht und mächtig stolz».
Stefan Sprenger
Das Handy vibriert. Eine Nachricht kommt rein. «Du bisch e geile Siech.» Absender ist Stefan Strebel, der Schwingerboss der Schweiz und in Nachwuchszeiten Trainer von Joel Strebel. Der alte und neue «Freiämter Sportler des Jahres» meint: «Ich habe wirklich viele Nachrichten, Anrufe und Glückwünsche erhalten zu diesem Titel.» Der vergangene Freitag, als die Ergebnisse der Wahl in dieser Zeitung veröffentlicht wurden, war «ein besonderer Tag», wie der Schwinger sagt.
Der erste Titelverteidiger: «Das ist schon speziell»
Im Text zu seinem Sieg wird Joel Strebel als «sanfter Riese aus Aristau» oder als «König des Freiamts» bezeichnet. Nervt ihn das? Strebel meint: «Ich bin nicht gerne im Mittelpunkt. Aber es nervt nicht. Es ist natürlich schön, wenn man solche Zeilen über einen selbst liest. Mir wäre es aber lieber gewesen, ich wäre Ende August als König betitelt worden.» Dieser Kommentar ist eine Anspielung auf das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Pratteln, wo Joel Strebel phasenweise ein Kandidat für den Schlussgang gewesen wäre und ein kleines bisschen vom Titel des neuen Schwingerkönigs träumen durfte.
So ist es «nur» der Königstitel im Freiamt. Nach 2021 wird er auch 2022 «Freiämter Sportlers des Jahres». Als Strebel im Bericht erfährt, dass er der Erste in der 34-jährigen Geschichte dieser Wahl ist, dem die Titelverteidigung gelingt, ist er noch stolzer. «Das ist schon speziell.» Einen mehrfachen Titel gelang nebst Strebel erst Kickbox-Weltmeister Rocco Cipriano und der Kampfsportlegende Andy Hug. «In einem Atemzug mit diesen riesigen Persönlichkeiten genannt zu werden, ist eine grosse Ehre. Cipriano hat Riesenleistungen erbracht und Andy Hug war ein Weltstar im Kampfsport.»
Die Gründe für die neuerliche Wahl versucht der Schwinger aus Aristau einzuordnen: «Dass ich von allen sechs Jurymitgliedern auf den 1. Rang gewählt wurde, freut mich sehr. Mein Sieg gegen Königsfavorit Samuel Giger am Eidgenössischen hat da wohl seinen Beitrag dazu geleistet.» Und damit hat er wohl recht. Mit diesem Triumph sorgte er aber für einen der grössten Momente in der Freiämter Sportgeschichte.
«Danke für jede Stimme»
Bei der Leserschaft holte er 1947 Stimmen. Er wurde dabei nur von Kickboxer Roy Cipriano (2. Rang) mit über 3387 Stimmen geschlagen. «Es zeigt, dass der Schwingsport im Freiamt boomt. Dieser Rückhalt ist schön.» Und er spürt das auch im Alltag. Denn Strebel wird seit seinem ersten eidgenössischen Kranz viel mehr auf der Strasse erkannt und angesprochen als davor. Bei der Jagd nach den Stimmen hatte Joel Strebel viel Hilfe. Wie immer von seiner fleissigen Schwester Lisa, die überall versuchte, die Menschen zum Abstimmen zu bewegen. «Es wurde bei ihr fast ein wenig zur Sucht», lacht Joel Strebel. Natürlich haben auch seine Freundin Aline, die Eltern, die Freunde «und eigentlich die ganze Verwandtschaft mitgeholfen». Strebel meint: «Danke vielmals für jede Stimme.»
Weil mit Lukas Döbeli ein zweiter Freiämter Schwinger nominiert war, ging er beim Schwingklub Freiamt nicht auf Stimmenfang, sondern überliess jedem die Entscheidung selbst. Strebel sagt: «Es wurde viel Werbung gemacht für mich, besonders auf Instagram. Mehr war kaum möglich. Umso erstaunlicher ist die hohe Stimmenzahl bei Roy Cipriano, wirklich eindrücklich», so Strebel. Als er die Resultate der Wahl studierte und erkannte, dass er ultraknapp (mit nur 0,13 Prozent Vorsprung) gegenüber Roy Cipriano den Titel holt, dachte er sich (mit einem Augenzwinkern): «Der knallt mir sicher eine, wenn er mich das nächste Mal sieht.» Die beiden Sportler werden sich an der Ehrung in ein paar Wochen begegnen. Es wird aber ganz bestimmt friedlich ablaufen.
Im März das erste Schwingfest
Der alte und neue Freiämter Sport-König Joel Strebel meint: «Dieser Titel ist Prestige, eine Ehre, eine Bestätigung. Ich glaube, ich habe vieles richtig gemacht.»
Er befindet sich aktuell im Wintertraining und wird im März mit dem Hallenschwinget in Brunegg den ersten Wettkampf der Saison bestreiten. Dann steht auch schon bald der Guggibad-Schwinget an (16. April). Und auch dort hat Joel Strebel einen Titel zu verteidigen.


