Der Glücksgriff
12.12.2025 Sport, Handball2. Liga: SG Wohlen Mutschellen – Borba Luzern (Samstag, 18 Uhr, Hofmatten Wohlen)
Seit dieser Saison verstärkt mit Amer Zildzic ein Mann mit internationaler Erfahrung die SG Wohlen Mutschellen. Geplant ist, dass der spielende Co-Trainer in Zukunft die Nachfolge ...
2. Liga: SG Wohlen Mutschellen – Borba Luzern (Samstag, 18 Uhr, Hofmatten Wohlen)
Seit dieser Saison verstärkt mit Amer Zildzic ein Mann mit internationaler Erfahrung die SG Wohlen Mutschellen. Geplant ist, dass der spielende Co-Trainer in Zukunft die Nachfolge von Alex Milosevic als Cheftrainer der Freiämter antritt. Wer ist er und wie blickt er auf das Spitzenspiel gegen Borba Luzern?
Josip Lasic
Morgen Samstag steht für die SG Wohlen Mutschellen eines der wichtigsten Spiele der Saison an. Der Tabellenführer empfängt Borba Luzern, den Tabellendritten, in der Hofmattenhalle in Wohlen (18 Uhr). Die Luzerner haben zwei Punkte weniger, aber auch ein Spiel weniger absolviert. Im ersten Duell siegten die Innerschweizer klar mit 41:27.
Amer Zildzic gibt sich kämpferisch. «Das wird sich so nicht wiederholen», sagt er im Hinblick auf das Rückspiel gegen die Luzerner. Der 36-jährige Bosnier kam von der HSG Baden-Endingen aus der Nationalliga B ins Freiamt. Er bringt Erfahrung aus mehreren Topligen mit: Er spielte in der höchsten bosnischen Liga, in Spaniens Topliga (Bidasoa Irun, Ademar Leon), in der dritten deutschen Liga (HF Springe) sowie in der Schweizer NLA und NLB für GC Amicitia, Altdorf, Solothurn, Baden und zuletzt Baden-Endingen. Wie ist ein Spieler mit einer solchen Biografie bei der SG Wohlen Mutschellen gelandet? «Ich habe eine Vollzeitstelle in der Justizvollzugsanstalt Pöschwies in Regensdorf angetreten. Zeitlich war es schwierig, weiter auf Profi-Niveau zu trainieren», erklärt Zildzic. «Alex Milosevic kenne ich schon länger. Er machte mir dieses Angebot, und es passte gut.»
Milosevic: «Er bringt das Team weiter»
Der Handballer wechselte ursprünglich wegen seiner Frau, die aus Bern kommt, in die Schweiz. Mittlerweile leben sie seit dreieinhalb Jahren in Zürich. Das Freiamt ist relativ nah. Zudem kann er die Rolle als Spieler und Co-Trainer einnehmen. Geplant ist, dass er eines Tages Milosevic als Cheftrainer beerbt. «Wann das sein wird, wissen wir noch nicht. Alex hat aber gesagt, dass er mich unterstützen würde, wenn ich es benötige», so der Ex-Profi. «Ich liebe Handball und will die Jungs weiterbringen. Wenn ich in einem Spiel Verantwortung übernehmen muss, tue ich das. Aber ich möchte ihnen den Wert von Handball als Teamsport näherbringen und zeigen, dass man als Kollektiv viel weiter kommt.»
Trainer Milosevic ist sehr froh über die Unterstützung des ehemaligen Spitzenspielers. «Er ist für uns ein absoluter Glücksgriff. Wir brauchten keine Verstärkung, die 20 Tore erzielt, sondern einen intelligenten Spieler mit menschlichen Qualitäten. Amer bringt das Team weiter. Er spielt den Ball gern ab, weiss aber genau, wann er abschliessen muss. Für die Mannschaft macht es einen Unterschied, ob sie etwas vom Trainer oder von einem Mitspieler hört. Zudem ist es klug von der Vereinsführung, auf Entwicklung zu setzen und Amer Zildzic von der Rolle als Spieler und Co-Trainer in die des Cheftrainers reinwachsen zu lassen. Eines Tages steht kein neues Gesicht vor dem Team, sondern ein bekannter Mann.»
Kein Lagerdenken im Team
Auch Amer Zildzic hält viel vom gemeinsamen Projekt der Vereine Handball Wohlen und HC Mutschellen. «Es ist immer gut, wenn Clubs für ein grosses Ziel zusammenarbeiten. Ich habe nie Lagerdenken wahrgenommen. Es gibt keine ‹Wohler› und ‹Mutscheller›, sondern ein Team. Und dieses hat sehr viel Potenzial. Die Jungs leben Handball und trainieren gerne. Das macht Spass.» Das grosse Ziel der SG Wohlen Mutschellen ist der Aufstieg. Etwas, was der 36-Jährige als absolut machbar ansieht. «Die Aufstiegsspiele sind im April. Bis dahin haben wir noch Zeit zu arbeiten, uns weiterzuentwickeln. Wir haben bisher gut gespielt und neun von zehn Partien gewonnen. Die Voraussetzungen sind da.» Doch diese eine Niederlage gab es gegen Borba Luzern. Um die Aufstiegsspiele zu erreichen, wäre es von Vorteil, wenn die Begegnung morgen Samstag nicht auch verloren geht. «In jedem Spiel, in jedem Training müssen wir alles geben, denn wir wissen nicht, was morgen kommt.»
«Dürfen nicht selbstzufrieden werden»
Trainer Alex Milosevic ist vorsichtig vor dem Topspiel
Die SG Wohlen Mutschellen gewann zuletzt mit 38:27 gegen Sursee. Doch Trainer Alex Milosevic war nur bedingt zufrieden. «Wir begannen stark, führten mit 11:6 und liessen den Gegner dann auf ein Tor herankommen. Ich nahm ein Time-out, um dem Team zu sagen, was nicht passte. Danach funktionierte es besser. Zur Pause führten wir mit 21:13. Anschliessend liess das Team wieder nach. Ich musste erneut ein Time-out nehmen. Wir müssen immer unser bestes Handball zeigen. In diesem Spiel war das nur phasenweise der Fall.» Milosevic sieht viel Potenzial und Talent im Team und möchte dies aus den Spielern herausholen. «Sie müssen sich nach jedem Training und nach jedem Spiel fragen: ‹Bin ich vorwärtsgekommen?› Und wenn es nur ein Millimeter ist. Wir dürfen nicht selbstzufrieden werden.»
Der Trainer erklärt, dass das Team seit Juni einen grossen Schritt nach vorne gemacht hat und die Entwicklung vorhanden ist. Gerade jungen Spielern fehle aber oft noch das Bewusstsein für ihr eigenes Potenzial. «Das werfe ich ihnen nicht vor. In dem Alter ist es normal, anders über solche Dinge zu denken. Es liegt an mir als Trainer und an den erfahreneren Mitspielern, ihnen das näherzubringen.»
Vor dem Spiel gegen Borba Luzern fokussiert sich Milosevic deshalb nicht nur auf das Resultat. «Natürlich wollen wir jedes Spiel gewinnen. Aber Borba ist ein starker Gegner. Sie sind eigentlich zu gut für die 2. Liga. Wichtig ist darum vor allem, dass wir eine gute Leistung zeigen und unser Maximum abrufen.» --jl

