«Den Schüwo leer getrunken»
05.09.2023 Sarmenstorf, Region UnterfreiamtSarmenstorf feierte ein grandioses Jubiläumsfest mit ganz vielen Begegnungen
Dass die Sarmenstorfer feiern können, das ist schon länger bekannt. Dass sie aber auch Feste zu organisieren wissen, das bewiesen sie aus Anlass ihres 850. Geburtstages. Dieses ...
Sarmenstorf feierte ein grandioses Jubiläumsfest mit ganz vielen Begegnungen
Dass die Sarmenstorfer feiern können, das ist schon länger bekannt. Dass sie aber auch Feste zu organisieren wissen, das bewiesen sie aus Anlass ihres 850. Geburtstages. Dieses Jubiläum wird so schnell nicht vergessen werden.
Chregi Hansen
Am Samstagabend herrschte Hochstimmung auf dem Festgelände. Und in der einen oder anderen Festbeiz gingen die Vorräte langsam zur Neige. Trotzdem war ein Grossteil der Sarmenstorfer am Sonntagmittag bereits wieder vor Ort. Etwas angeschlagen zum Teil. Oder ganz schön heiser, wie zum Beispiel Ammann und OK-Chef Mäni Baur. «Um 4 Uhr ins Bett und um 8 Uhr wieder auf, das geht nicht, ohne Spuren zu hinterlassen», lachte er.
Aber trotz der langen Nacht zuvor, der Sonntagmittag war für ganz viele ein Muss an dieser Jubiläumsfeier. Denn schliesslich stand mit der Aufführung des Sarmi-Lieds ein weiterer Höhepunkt an. «Grad zwischen Lindenberg und See kannst du mein Heimatdörfchen sehn», heisst es in dem Stück von Hans und Anny Köchli aus dem Jahr 1952. Das vor allem bei der älteren Bevölkerung bekannte und beliebte Lied wurde anlässlich der 850-Jahr-Feier neu interpretiert und von den «Crazy Hoppers», dem «Echo vom Lindenberg» und den «Sarmi-Singers» gemeinsam vorgetragen. Rund 70 Personen von 10 bis 79 Jahren drängten sich für diesen Auftritt auf die grosse Bühne. «Das erleben zu können, ist etwas Besonderes», schwärmte Baur nachher.
Den Zusammenhalt beschworen
Das Sarmi-Lied steht stellvertretend für die vielen Ideen, die für das Jubiläumsfest zusammengetragen wurden. Ziel war es, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu vereinen. Mit dem Lied ist dies gelungen, denn dank einer Aufnahme bleibt das Sarmi-Lied auch für die Zukunft erhalten. Und nach dem Auftritt war noch lange nicht Schluss. Bis am Sonntagabend wurde weitergefeiert. Für die einen war es der erste Festtag, andere waren quasi seit Freitagabend nonstop auf dem Gelände anzutreffen. Ganz nach dem Motto «Vo Sarmischtorf för Sarmischtorf» wurde ein Programm zusammengestellt, bei dem jeder auf seine Kosten kam. Und bei dem fast jeder einen Beitrag leistete – der Grossteil der Sarmenstorfer war in irgendeiner Form als Helfer beteiligt. «Das ist eben Sarmi, das können wir», sagt eine der vielen Köchinnen im Festzelt von Frauenverein und Damenriege strahlend.
Dieser grosse Zusammenhalt, er wurde schon an der Eröffnung am Freitag beschworen. Statt einer üblichen Ansprache setzte Sarmenstorf auf einen Dialog der Generationen. Sieben Dorfbewohner im Alter von 9 bis 92 Jahren berichteten davon, was ihnen am Dorf besonders gefällt. Oder erzählten Anekdoten aus ihrem Leben. Oder davon, wie sie als Neuzuzüger in die Gemeinschaft aufgenommen wurden und sich hier wohlfühlen. Dabei wurde der besondere Dorfgeist beschworen, der in Sarmi herrscht. Und der danach das ganze Wochenende spürbar blieb.
Ganz viel zu entdecken
Für Auswärtige war es tatsächlich äusserst beeindruckend, was hier auf die Beine gestellt wurde. Die Festbeizen der verschiedenen Vereine waren mit viel Liebe dekoriert, das Angebot der Speisen und Getränke war riesig, das Engagement der Helfer enorm. Auch auf und vor der Bühne wurde ein tolles Programm geboten. In der Mehrzweckhalle konnten alte Fotos und die Familienstammbäume bestaunt werden, wobei Letztere zum Teil eindrucksvoll lang waren. Die Historische Vereinigung präsentierte altes Handwerk – so konnte man beispielsweise sehen, wie früher Zigarren gedreht wurden. «Toll, was die alles auf die Beine stellen», meinte eine Besucherin spontan. Eine Reise in die Vergangenheit war auch die Exkursion zu den Grabhügeln im Zigi und zur Römervilla. An beiden Orten wurden neue Infotafeln enthüllt und die Bedeutung Sarmenstorfs für die Kantonsarchäologie betont.
Aber auch für die Jüngeren wurde viel geboten, standen doch auf dem Gelände viele Spielmöglichkeiten bereit. Die Jungen waren zudem die Zielgruppe für die Zeitkapsel-Aktion, welche das Theaterprojekt Grabenstorf abschloss. Sie wurden aufgefordert, ihre Träume und Ziele für die kommenden 50 Jahre aufzuschreiben. Die Zeitkapseln wurden am Schluss des Festes vergraben. Und sollen an der 900-Jahr-Feier wieder ans Tageslicht gebracht und geöffnet werden.
Wenn das Bier ausgeht
Im Mittelpunkt des Festes standen aber die tollen Beizli und die vielen Begegnungen mit anderen Menschen. Wobei dabei so viel angestossen wurde, dass die Wohler Schüwo Trinkkultur am Sonntagmorgen nicht mehr ganz alle Nachbestellungen liefern konnte – die eine oder andere Biersorte war am Sonntag ausverkauft. «Wir haben tatsächlich den Schüwo leer getrunken», grinste denn auch Christoph Strahm, der im OK für die Gastronomie zuständig war. Durstig nach Hause musste aber trotzdem niemand. Und tatsächlich waren die Beizli auch am Sonntag wieder voll.
Latte hoch gelegt
Sarmenstorf hat bewiesen, dass es ein festfreudiges Völklein ist. Dazu passt die Aussage einer Sarmenstorferin, die sagt: «Eigentlich ist es egal, warum, wir finden immer einen Grund für ein Fest. Selbst wenn es nur um die Einweihung eines Veloständers geht.» Diesmal aber ging es schon um etwas mehr. Und darum war auch die Feier um ein Vielfaches grösser. Der 850. Geburtstag, er hat die Latte für künftige Veranstaltungen hoch gelegt. «Es ist einfach toll, wie viele Menschen sich eingesetzt haben, um gemeinsam etwas so Grosses zu schaffen», meint denn auch Ammann Mäni Baur. Bevor er mit dem nächsten Bekannten anstossen muss.