Dem schwarzen Beutel auf der Spur
07.11.2023 Natur, Unterlunkhofen, KelleramtDie Freie Bühne Lunkhofen begeistert mit ihrem Stück «Natur pur»
Der 75. Geburtstag. Ein grosses Fest im Wald. Nur schon die Lokalität passt längst nicht allen. Und dann ist da auch noch der schwarze Beutel mit 50 000 Franken Inhalt. ...
Die Freie Bühne Lunkhofen begeistert mit ihrem Stück «Natur pur»
Der 75. Geburtstag. Ein grosses Fest im Wald. Nur schon die Lokalität passt längst nicht allen. Und dann ist da auch noch der schwarze Beutel mit 50 000 Franken Inhalt. «Damit halte ich die geldgierige Bande auf Trab», sagt Oma Maria. Gleiches tat sie mit dem Publikum in der Mehrzweckhalle Unterlunkhofen.
Annemarie Keusch
«Ihr dürft gerne klatschen und lachen. Es ist der Lohn jener, die auf der Bühne stehen.» Philipp Etters Worte scheinen ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben. Wenn Schwiegertochter Lydia (Barbara Töngi) hysterisch auf den Tisch juckt, weil sie Angst vor den Krabbeltieren auf dem Waldboden hat, dann wird in der Turnhalle von Lunkhofen immer wieder laut gelacht. «Andere 75-Jährige feiern in einem gediegenen Restaurant und wir feiern wie die Affen im Wald», monierte sie. Aber es war eben der Wunsch ihrer Schwiegermutter Maria (Sybille Grenacher), ihren Geburtstag im Wald zu feiern. Bei der Hütte, bei der sie mit ihren damals noch kleinen Kindern viel Zeit verbrachte.
Mit dieser Tatsache gehen aber alle Familienmitglieder anders um. Der ledige Sohn Ruedi (Thomas Müller) ist froh, dass es zu essen und vor allem kühles Bier zu trinken gibt. Und als seine Mutter ihm eine Aufgabe nach der anderen gibt, meint er: «Wenn du weiterhin so gemein zu mir bist, dann schlafe ich künftig im eigenen Bett und nicht mehr im Doppelbett neben dir.» Sohn Erich (Pius Etterlin) ist damit beschäftigt, alles für seine Frau zu desinfizieren. Dass er immer noch ledig wäre, wenn ihn seine Frau nicht geheiratet hätte, quittiert er damit: «Ledig? Vielleicht. Aber jetzt bin ich erledigt.» Tochter Martha (Esther Etter) ist stets darauf bedacht, dass für nichts auch nur ein Franken zu viel ausgegeben wird. «Wienerli und Kuchen zu Hause hätten es auch getan», findet sie.
Angeblicher Exhibitionist erschreckt Joggerin
Einzig Enkelin Christine (Stephanie Bucher) hat Spass am Fest, an der Natur, am Miteinander. Dass sie die Einzige ist, die ihrer Oma ehrlich zum Geburtstag gratuliert, weiss die Oma genau. Zumal sie beim Gang in die Hütte im Kamin einen schwarzen Beutel findet, in dem jemand 50 000 Franken zwischengelagert hat. Als dann Willi Würmli (Werner Etter) mit einem Feumer durch den Wald läuft und nach dem «schwarzen Beutel» ruft und ihn unter dem Rock von Lydia vermutet, wird er von der Familie gefesselt. Und Räuber Theo Hammer (Heinz Münger) verzweifelt fast ob dem regen Personenverkehr rund um die Hütte. Dabei bräuchte er doch absolute Einsamkeit. Dass er dann noch von Joggerin Carola Müller (Viviane Bürgisser) als Exhibitionist beschimpft wird, macht für ihn die Situation auch nicht besser. Hinzu kommen Christines Freund Stefan (David Trottmann) und Tom (Simon Etter), die ebenfalls etwas vom Geld haben wollen.
Mit «Natur pur» sorgt die Freie Bühne Lunkhofen für beste Unterhaltung. Und wie von Philipp Etter gewünscht für viele Lacher und viel Applaus. Alleine schon das Zeltaufstellen am Anfang des Dreiakters sorgt für lachendes Kopfschütteln. Ein Mädchen im Publikum sagts treffend: «Ich hätte dieses Zelt schon längst aufgestellt.»
Regiewechsel nach 32 Jahren
Nach vier Jahren Unterbruch lädt die Freie Bühne Lunkhofen also wieder zum Theater. Und dabei ist so einiges anders. Nach 32 Jahren als Regisseur trat Sepp Trottmann von diesem Amt zurück. «Wir sind ihm extrem dankbar. Er hat all die Jahre einen riesigen Aufwand betrieben», sagt Philipp Etter. Der Vorstand sei durchaus nervös gewesen vor der Suche nach einem neuen Regisseur. «Mit Wädi Koch konnten wir jemanden finden, der schon bei anderen Theatervereinen Regie führte, selber Stücke schrieb und in der Region bestens bekannt ist.» Koch habe einen super Job gemacht. Das sieht auch das Publikum so.
Die Freie Bühne Lunkhofen ist also wieder auf der Bühne, dort, wo sie hingehört. «Die Pandemie hat auch bei uns Spuren hinterlassen», sagt Etter. Wechsel im Vorstand waren eher das Herausfordernde, neue Mitglieder das Positive. Das Präsidium ist aber weiterhin vakant. Wer weiss, vielleicht sitzt in einer der fünf Aufführungen jemand, der sich künftig im Verein engagiert, ob auf oder neben der Bühne.
Weitere Aufführungen: Mittwoch, 8. November, 20 Uhr; Freitag, 10. November, 20 Uhr, und Samstag, 11. November, 20 Uhr. Reservationen sind weiterhin möglich unter www.freiebuehne.ch oder telefonisch an 077 490 64 54.