Das Wirken ans Licht holen
19.08.2025 Bremgarten, VereineFrauenpreis an Ammänner
Preisverleihung im Bremgarter Casino
Am vergangenen Sonntagabend haben die weiblichen Ammänner und Vizeammänner für ihr Wirken in den Kommunen einen kollektiven Preis erhalten. Der katholische Frauenbund verlieh ...
Frauenpreis an Ammänner
Preisverleihung im Bremgarter Casino
Am vergangenen Sonntagabend haben die weiblichen Ammänner und Vizeammänner für ihr Wirken in den Kommunen einen kollektiven Preis erhalten. Der katholische Frauenbund verlieh seine diesjährige Auszeichnung den Aargauer Politikerinnen für ihr unermüdliches Schaffen in einer Männerdomäne zum Gemeinwohl der Menschen im Kanton. Die Freude der Beteiligten darob war gross. Und die Reden – unter anderem von Nationalrätin Irène Kälin – passend und erfrischend. So wurde es ein stimmiger und gelungener Abend im Bremgarter Casino, der ganz im Zeichen von vielen starken und mutigen Frauen stand. --red
Aargauer Frauenpreis wurde im Casino in einer stimmigen Feier verliehen
Seit 1997 zeichnet der Aargauische Katholische Frauenbund jedes Jahr eine Frau oder eine Organisation aus, die sich für das Wohl von Frauen, Kindern und Familien einsetzt. Bei der 29. Preisverleihung wurden gleich 97 Frauen bedacht: die Ammänner und Vizeammänner in den Aargauer Gemeinden.
Erika Obrist
Sie sind engagiert und mutig. Sie verrichten eine facettenreiche Arbeit und übernehmen politische Verantwortung. Sie sind besonders sensibilisiert für Frauen- und Familienanliegen und sie übernehmen eine Vorbildfunktion an der Basis des Gemeinwesens im Aargau. Sie, das sind die 97 Frauen, die in den Aargauer Gemeinden als Ammann oder Vizeammann tätig sind. Um ihr Wirken, das oftmals im Hintergrund bleibt, ans Licht zu holen, bedachte der Aargauische Katholische Frauenbund (AKF) sie mit dem Frauenpreis 2025. Die Preisverleihung fand am Samstag im Rahmen einer stimmigen Feier im Casino in Bremgarten statt. 34 Ammänner und Vizeammänner nahmen den Preis persönlich entgegen.
36 G für die Geehrten
In ihrer Laudatio würdigten Vroni Peterhans und Jolanda Wüstner Mendoza von der AKF-Kommission, welche jeweils die Preisträgerinnen auswählt, das Wirken der Frauen Gemeindeammann und Vizeammann im Aargau. Sie taten das mit 36 G (es hatten sich 36 Frauen zur Feier angemeldet). «Ihr leistet eine grossartige, gigantische Arbeit für alle Generationen und für verschiedenste Gruppen. Ihr seid die Garantie und oftmals auch der Generator für unser Milizsystem.» Die Frauen seien Genies in verschiedensten Fachbereichen und führten manchmal wie eine Generalin. Oftmals brauche es viele Gespräche, bis der Groschen bei allen falle. Bei grotesken Anträgen müssten sie sich hin und wieder eine Grimasse verkneifen. «Bei gewissen Geschäften beisst ihr wohl auf Granit, doch dank eurer Geduld lässt sich vieles lösen.» Die Geehrten seien ein Geschenk für die Gesellschaft; sie garantierten das Gemeinwohl und die Gemeinschaft in den Gemeinden. «Mit der heutigen Feier wollen wir euer Amt mit etwas verdientem Glanz, Glamour und Gloria aufstrahlen lassen», schlossen Vroni Peterhans und Jolanda Wüstner Mendoza.
Neben einem bunten Blumenstrauss als Sinnbild für die vielfältigen Kompetenzen, welche die Frauen mitbringen, gab es eine Tasche voller Köstlichkeiten aus dem Jurapark. Darin befand sich auch ein Gutschein für einen Erlebnismoment, der an rund zweihundert Orten eingelöst werden kann. Und natürlich erhielt jede Preisträgerin ein Couvert mit einem Hundertstel der Preissumme von insgesamt 25 000 Franken. «Wir gönnen euch diesen Frauenpreis aus dem Geld unserer Grossmütter von Herzen», so Peterhans und Wüstner Mendoza.
«Ich bin berührt»
Im Namen der Preisträgerinnen bedankte sich Bremgartens Vizeammann Doris Stöckli. «Ich bin berührt und fühle mich sehr geehrt», sagte sie. Sie ist seit bald 24 Jahren Stadträtin und höchst engagiert, diese Aufgabe bestmöglich auszufüllen. Dabei hätten die eigenen Interessen hin und wieder hintanstehen müssen. Möglich sei dieses Engagement nur dank einem intakten Umfeld. «Eine ganz grosse Ehre» sei der Preis, dankte Gisela Greder, Gemeindeammann in Niederrohrdorf. Für sie selber sei der Preis ganz speziell, weil ihre Mutter im Jahr 1997 selber in der Kommission aktiv war, welche die Preisträgerin bestimmt. Ihre Mutter habe das Protokoll der Sitzungen jeweils handschriftlich abgefasst und die Tochter hat es dann daheim in den Computer eingegeben. «Herzliches Dankeschön für das Engagement aller Frauen – auch an diejenigen, die im Hintergrund tätig sind», schloss sie.
«Wir lassen uns nicht unterkriegen»
Das Grusswort überbrachte Nationalrätin Irène Kälin (Grüne) aus Aarau. Noch immer würden Frauen auf ihr Äusseres und auf Kinder reduziert, weiss sie aus eigener Erfahrung. «Das geht wohl allen Geehrten des Tages so.» Die Anwesenden stimmten mit einem spontanen Applaus zu. «Ihr habt dazu beigetragen, dass sich die politische Landschaft in den letzten fünfzig Jahren verändert hat», lobte sie. Jede Geehrte leiste auf ihre Art wertvolle Arbeit für die Bevölkerung.
Fakt sei, dass Politik und Medien noch immer von Männern dominiert seien. «Doch wir lassen uns nicht unterkriegen – und so verändern wir das System und das Zusammenleben.» Sie empfinde grossen Respekt vor der Leistung der Geehrten. «Der Preis ist dringend notwendig angesichts dessen, was passiert in der Welt bezüglich Frauenrechten.» Auch diese Ausführungen quittierten die Anwesenden mit grossem Applaus.
Durch die Feier im Casino führte AKF-Präsidentin Pia Viel-Sutter. Sie erklärte den Teilnehmenden – unter ihnen auch Bremgartens Grossrätin Karin Koch Wick (Mitte) und Priorin Irene Gassmann vom Kloster Fahr, Preisträgerin im letzten Jahr –, wie der Frauenpreis entstanden ist (siehe Kasten). Auch sie dankte den Geehrten für deren Engagement. «Ihr setzt euch ein für Gleichstellung und Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Politik», freute sie sich.
Die Feier wurde musikalisch umrahmt vom «Trio tre Colori» mit Heinrika Rimann (Gesang), Lukas Roos (Klarinette) und Patricia Ulrich (Klavier). Neben ihren vielfältigen Musikvorträgen durfte natürlich das Frauenbundlied nicht fehlen, das von allen Anwesenden mit kräftigen Stimmen vorgetragen wurde. Bei einem Apéro klang die Feier im Casino aus.
Kampf um Geist und Geld
Der Frauenpreis des Aargauischen Katholischen Frauenbunds (AKF) wird seit 1997 verliehen. Er ist mit 25 000 Franken dotiert. Preisträgerin ist jeweils eine Frau oder eine Organisation im Kanton Aargau, die sich für das Wohl von Frauen, Kindern und Familien einsetzt.
Doch woher stammt die Preissumme? Sie ist das Resultat eines jahrelangen, harten Ringens um Geist und Geld. An diesem Ringen an vorderster Front mitbeteiligt waren die damalige Grossrätin Elisabeth Sailer-Albrecht aus Widen, von 1988 bis 1998 Vorstandsmitglied des AKF, und die damalige AKF-Präsidentin Caroline Maier-Machen aus Schneisingen. Unterstützt wurden sie von Anwalt Wendolin Stutz aus Baden.
Worum ging es bei diesem Kampf? Auf Initiative des AKF wurde im Jahr 1915 – zusammen mit anderen Organisationen – der Verein Lungensanatorium Davos gegründet. Bereits 1916 konnten in einer Pension 30 Betten bezogen werden. Im Jahr 1922 wurde in einem ehemaligen Hotel in Davos das Lungensanatorium Sanitas gegründet. Hier konnten sich auch Menschen aus finanziell schwächeren Kreisen behandeln lassen.
1,45 Millionen statt 65 000 Franken
Im Jahr 1990 wurde das «Sanitas» für 8 Millionen Franken verkauft. Von dieser Summe sollte der AKF 64 947.60 Franken erhalten – so viel Geld hatte der Frauenbund aus dem Aargau einst ins Sanatorium eingebracht. Das war nicht zu akzeptieren. Zusammen mit anderen ehemaligen Geldgebern wurde von 1992 bis 1995 intensiv verhandelt mit dem Resultat, dass der AKF schliesslich 1,45 Millionen Franken erhielt.
In einem Reglement ist festgeschrieben, wofür dieses Geld verwendet werden darf. «Generell sind die Gelder im Sinne der Gemeinnützigkeit zugunsten von Frauen mit Wohnsitz im Kanton Aargau bestimmt», ist in diesem Reglement festgehalten. Dies wird seit dem Jahr 1997 umgesetzt mit der jährlichen Verleihung des Frauenpreises. Erste Preisträgerin war das Frauenhaus Aargau. --eob