«Das tut weh»
14.11.2023 Sport, RingenRingen, Nationalliga A: RC Willisau – RS Freiamt 17:17 (6:11) – Im Halbfinal wartet Kriessern
900 Fans. Spektakel pur. Die Freiämter sind zuerst sackstark und brechen dann ein. Die Ringerstaffel Freiamt verpasst eine grosse Gelegenheit und muss nun gegen ...
Ringen, Nationalliga A: RC Willisau – RS Freiamt 17:17 (6:11) – Im Halbfinal wartet Kriessern
900 Fans. Spektakel pur. Die Freiämter sind zuerst sackstark und brechen dann ein. Die Ringerstaffel Freiamt verpasst eine grosse Gelegenheit und muss nun gegen Kriessern im Halbfinal ran. «Es ist kaum erklärbar», sagt Trainer Michael Bucher.
Stefan Sprenger
Nino Leutert jubelt den Freiämter Fans entgegen. Er hat seinen Gegner Florian Bissig (70 kg Freistil) soeben ausgepunktet. Die Freiämter führen nach seinem Sieg mit 9:16 in der Höhle der Willisauer Löwen. Noch drei Kämpfe sind übrig. Der Grossteil der 900 Fans in der BBZ-Halle rechnt damit, dass die Willisauer erstmals seit 2018 zu Hause wieder verlieren.
Strebel und Vock liefern nicht
Doch die «Lions» stehen auf die Hinterbeine. Marc Weber verliert gegen Michael Portmann (80 kg Greco) mit 3:1. Er verkürzt damit auf 12:17. In den letzten beiden Duellen kommen Pascal Strebel und Randy Vock zum Einsatz. Die beiden erfahrensten Ringer im Freiämter Team. Der Olympionike Strebel und der EM-Bronze-Gewinner Vock: Einer von beiden muss nur einen Punkt holen, dann ist die Sache entschieden, die Freiämter würden sich den Qualifikationssieg holen und den Willisauern die erste Heimpleite seit fünf Jahren zufügen.
Strebel kommt gegen seinen ewigen Rivalen Jonas Bossert (75 kg Greco) nicht auf Touren und verliert. Der Vorsprung schmilzt. 14:17. Nun ist es an Randy Vock. Im letzten Duell (75 kg Freistil) muss er seinem Gegner Tobias Portmann einen Punkt abringen. Doch Vock verliert den Kampf mit 5:0. Die 3:0 Mannschaftpunkte bedeuten, dass dieses Duell um den Qualifikationssieg mit 17:17 endet. Willisau jubelt, Freiamt ist bitter enttäuscht. «Die Cleverness fehlte. Ich habe mich seinem Kampf angepasst und nicht das getan, bei dem ich mich wohlfühle», analysiert Vock.
Trainer Michael Bucher ist selbst am Montag noch heiser. Oft musste er reinschreien, besonders in der zweiten Halbzeit. «Es war ganz schwach. Vermutlich die enttäuschendste Halbzeit, an die ich mich erinnern kann in meiner Zeit bei der Ringerstaffel Freiamt», so Bucher. «Wir blieben bei allen fünf Kämpfen nach der Pause unter den Erwartungen.» Vock, Strebel und Weber verlieren. Nino Leutert gibt unnötig einen Punkt ab und holt «nur» 1:4 statt 0:4 Teampunkte. Hinzu kommt, dass Magomed Ayskhanov im ersten Duell nach der Pause gegen Mansur Mavlaev (86 kg Freistil) ebenfalls nicht sein ganzes Können abrufen kann und verliert (9:7). Vielleicht war er doch etwas nervös, dass er erstmals nach den Vorfällen 2021 wieder in Willisau ranmuss. An dieser Stelle sei erwähnt, dass der Kampf und das Verhalten der Willisauer Fans stets fair blieb.
«Plötzlich ist alles anders»
Es war der Anfang vom Ende der Freiämter Dominanz. «Die erste Halbzeit war sehr gut», sagt dann auch Trainer Bucher. River Perlungher verliert «nur» 4:0 gegen Timon Zeder (57 kg Greco). Die 2:0 Teampunkte für Willisau sind ein Erfolg für die Gäste. Flurin Meier beginnt gegen Rashid Hotak Abdul schwach und dreht dann auf. Schultersieg. 0:4 Teampunkte. Dieses Resultat holt auch Christian Zemp gegen Daniel Häfliger (97 kg Greco) nach technischer Überlegenheit. Ebenso souverän tritt das Talent Saya Brunner im Duell gegen Jonas Müller auf (65 kg Greco). Brunner gewinnt 0:8, holt 0:3 Mannschaftspunkte. Einziger Dämpfer in der ersten Halbzeit war die zu erwartende Niederlage von Roman Zurf luh gegen Willisaus Topathlet Samuel Scherrer (130 kg Freistil). Zurfluh versucht, dagegenzuhalten, doch Scherrer siegt überlegen. 4:0 Mannschaftspunkte für Willisau.
Die erste Halbzeit sackstark, die zweite Halbzeit miserabel. «Wir müssen diesen Kampf eigentlich nach Hause bringen. Zumal man spürte, dass Willisau nervös ist. Ich hatte in der Pause das Gefühl, dass wir richtig gut drauf sind. Und dann ist plötzlich alles anders und es folgten Leistungen in Serie, die unter den Erwartungen waren», sagt Trainer Bucher. Hatte das Team etwa Angst davor, die Willisauer zu schlagen? «Ich hoffe nicht», sagt Bucher. Er fügt an: «Ängste gehören zum Leben wie viele andere Dinge auch, aber wenn wir in diesem Duell etwas verändern möchten, muss der Wille grösser sein als die Angst.» Er hat seinem Team nun Zeit gelassen, diese Leistung zu verdauen. Er selbst sagt: «Ich kann es mir nicht erklären.»
Am Samstag geht es für die Freiämter im ersten Halbfinal auswärts gegen Kriessern, das Einsiedeln diskussionslos mit 25:11 besiegte. Willisau muss eben gegen diese Einsiedler ran. «Wir haben den Qualisieg verpasst. Das bedeutet aber nichts für den weiteren Saisonverlauf. Einsiedeln wäre angenehmer gewesen. Jetzt wird es eben hart. Es braucht nun die beste Leistung von allen, damit wir es in den Final schaffen. Die Chancen stehen 50 zu 50, das wird eine enge Kiste», sagt Bucher. Verloren ist nach dem verpassten Qualisieg nichts. Aber die entspanntere Aufgabe wäre Einsiedeln gewesen und nicht Kriessern. Für Trainer Bucher ist klar: «Es braucht mehr als gegen Willisau, sonst reicht es nicht.» Und irgendwie erhofft er sich nun eine Trotzreaktion seiner Mannschaft. «Dieses Unentschieden gegen Willisau fühlt sich wie eine Niederlage an. Es tut sehr weh. Ich hoffe, die Jungs realisieren das und machen es ab sofort besser.»