«Das Team hat geliefert»
21.02.2023 Ski, Weitere Sportarten, SportDer Freiämter Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann zieht Bilanz zur Weltmeisterschaft
Die Schweiz räumt an der alpinen Ski-Weltmeisterschaft in Frankreich ab und ist die Nummer 1 im Medaillenspiegel. Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann ist zufrieden. «Die ...
Der Freiämter Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann zieht Bilanz zur Weltmeisterschaft
Die Schweiz räumt an der alpinen Ski-Weltmeisterschaft in Frankreich ab und ist die Nummer 1 im Medaillenspiegel. Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann ist zufrieden. «Die Erwartungen waren hoch, wir haben sie erfüllt», sagt der Freiämter – und spricht auch über den Seitenhieb von FIS-Präsident Johan Eliasch während der WM.
Stefan Sprenger
Was für eine starke WM. Dreimal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze. Herzliche Gratulation – auch Ihnen als Präsident von Swiss Ski.
Urs Lehmann: (Lacht) Danke. Gratulieren Sie lieber den Skifahrerinnen und Skifahrern. Ich glaube, die hohen Erwartungen hat das Schweizer Ski-Team erfüllt. Im Medaillenspiegel sind wir auf Platz1. Hervorragend.
An dieser WM stechen Marco Odermatt (zweimal Gold), Wendy Holdener (zweimal Silber) und die überraschende Abfahrtsweltmeisterin Jasmine Flury heraus. Was war Ihr Highlight?
Die drei Goldmedaillen. Denn jede hat ihre eigene tolle Geschichte. Die Fahrt von Marco Odermatt in der Abfahrt war perfekt. Der Doppelsieg im Riesenslalom von Marco Odermatt und Loic Meillard war hochemotional, weil alles optimal gelaufen ist für uns. Ich glaube, das würde ich als mein Highlight auswählen. Dieser Doppelsieg war der schönste Moment dieser WM.
Jasmine Flury wird überraschend neue Abfahrtsweltmeisterin. Ihre Gedanken?
Ich habe mich riesig für sie gefreut. Sie zählte ja nicht zum engsten Favoritenkreis. Dass sie diesen Exploit geschafft hat, ist natürlich eine wunderbare Geschichte.
Bei der Rede im «House of Switzerland» sagten Sie zu Jasmine Flury, dass sich ihr Leben ab sofort verändern wird. Gibt es Parallelen zu Ihrem Abfahrtssieg an der WM 1993?
Das kann man nicht vergleichen, es sind zwei paar Skischuhe. Aber wie bei mir wird sich auch das Leben von Jasmine Flury nach dieser Goldmedaille verändern. Ihr Auftritt im Sportpanorama des Schweizer Fernsehens am Sonntagabend beispielsweise – das ist eine Auszeichnung. Es kommt nicht jede Sportlerin und jeder Sportler in den Genuss davon.
In den letzten Jahren wird viel über Sinn und Unsinn der Parallelrennen diskutiert. An der Ski-WM in Courchevel/Méribel wurde es zum letzten Mal durchgeführt. Ihre Gedanken?
Die Parallelrennen standen im Vorfeld massiv in der Kritik. Das Rennen an der Weltmeisterschaft war dann aber besser als erwartet. Kurz: Es war ein gutes und unterhaltsames Rennen.
Sie waren zwei Wochen an der WM vor Ort. Was hätte man besser machen können?
Die WM war top organisiert. Es wurde Sport auf höchstem Niveau geboten. Auch das Wetter hat gepasst. Es gibt kaum etwas zu reklamieren. Im Gegenteil. Ich möchte den Veranstaltern ein Kompliment aussprechen. Einziger Wermutstropfen ist das Zuschaueraufkommen bei den Rennen der Frauen. Sie hätten mehr Zuschauer verdient.
Wie kann man sich den Tagesablauf von Ihnen an der WM vorstellen? Was haben Sie zwei Wochen lang gemacht?
(Lacht) Viel. Es gab viele Meetings, Sitzungen. Ich bin mit Verantwortlichen von anderen Verbänden an einen Tisch gesessen. Wir hatten Zeit, um auch die Zukunftsplanung unseres Schweizer Teams für die nächste Saison voranzutreiben. Es gab Mittagessen mit Sponsoren, abends wurden meist die Medaillen gefeiert. Und natürlich schaute ich jedes Rennen. Es war eine intensive und gewinnbringende Zeit.
Während der WM wurden Sie von FIS-Präsident Johan Eliasch verbal angegriffen. Er unterstellte Ihnen Sabotage. Was sagen Sie dazu?
Es ist schade, dass man während einer Ski-Weltmeisterschaft über Politik reden muss. Eine WM gehört den Sportlerinnen und Sportlern und deren Leistungen und es ist keine Plattform für politische Machtkämpfe. Zum Sabotage-Vorwurf sage ich nur so viel: Das ist Kriegsvokabular und ich finde das nicht gut. Mehr gibt es nicht zu sagen.
Zurück zum Sport. Der Ski-Weltcup befindet sich im Endspurt. Am 19. März ist das letzte Rennen. Ihre Erwartungen?
Wir streben in der Nationenwertung die Nummer 1 an. Das Niveau unserer Athletinnen und Athleten ist sehr hoch, das wollen wir noch bis zum Ende durchziehen. Und auch neben den alpinen Skifahrern stehen noch einige Dinge an. Die nordischen Skiweltmeisterschaften in Slowenien und die Ski-Freestyle- und Snowboard-Weltmeisterschaften in Georgien haben am vergangenen Wochenende begonnen. Auch da will das Schweizer Team Medaillen holen. Bis Ende März wollen wir auf dieser erfolgreichen Welle weitersurfen.
Und dann gibt es etwas Ruhe für Sie als Swiss-Ski-Präsident?
(Lacht) Es wird ruhiger. Aber auch die Planung für die Zukunft steht an. Und auch diese wird intensiv.