Das Ringen im Blut
01.12.2023 Ringen, SportRingen, NLA, River Perlungher aus Oberwil-Lieli vor dem Bronzekampf: Einsiedeln – Freiamt (Sonntag, 15 Uhr)
River Perlungher kam in dieser Saison aus den USA zur RS Freiamt. Der junge Mann stammt aus einer Ringer-Familie und hat schon in jungem Alter sein Debüt ...
Ringen, NLA, River Perlungher aus Oberwil-Lieli vor dem Bronzekampf: Einsiedeln – Freiamt (Sonntag, 15 Uhr)
River Perlungher kam in dieser Saison aus den USA zur RS Freiamt. Der junge Mann stammt aus einer Ringer-Familie und hat schon in jungem Alter sein Debüt in der Mannschaftsmeisterschaft gegeben. Beim Bronzekampf gegen Einsiedeln will er mit den Freiämtern zurück auf die Erfolgsspur.
Josip Lasic
Lange dominant und in der entscheidenden Phase ein wenig geschwächelt. Das beschreibt sowohl die Saison der RS Freiamt als auch diejenige ihres Neuzugangs River Perlungher. Der 19-Jährige gewinnt seine ersten sechs Kämpfe in der Mannschaftsmeisterschaft. Einige davon mit einem sehr deutlichen Ergebnis. In dieser Phase der Saison sind auch die Freiämter überragend, peilen den Qualifikationssieg an. Als Perlungher zu wackeln beginnt, wackelt die RS Freiamt mit. Seine letzten vier Duelle hat der junge Mann aus Oberwil-Lieli verloren. Und die Freiämter haben den Qualifikationssieg gegen Willisau verpasst, trafen anschliessend im Halbfinal auf Kriessern und sind gegen die Ostschweizer ausgeschieden.
Dass es für einen Finaleinzug der RS Freiamt nicht gereicht hat, liegt natürlich nicht alleine an River Perlungher. Trotzdem ärgert er sich über seine verlorenen Kämpfe in den Duellen gegen Willisau und Kriessern. «Ich weiss, dass ich besser ringen kann. Das war sicher nicht mein Maximum, was ich da abgerufen habe. Vermutlich war ich zu nervös.»
Weltenbummler aus Kampfsport-Familie
Beim Gespräch mit dieser Zeitung muss Perlungher zwischendurch auf Englisch ausweichen, wenn ihm die deutschen Wörter nicht einfallen. Die letzten vier Jahre hat er in den USA gelebt, dort die High School besucht und an dieser auch gerungen. In dieser Zeit konnte er zahlreiche Titel gewinnen. «Es lief gut. Allerdings gibt es dort keinen Freistil und Greco. In den USA ringt man im ‹Folkstyle Wrestling›. Das ist nochmal ein bisschen anders.» Die Umstellung auf das Ringen in der Schweiz ist ihm allerdings nicht schwergefallen. Das liegt unter anderem daran, dass er vor seiner Zeit in den USA bereits in der Schweiz gerungen hat.
River Perlungher ist 14 Jahre alt, als er sein Debüt in der Mannschaftsmeisterschaft feiert. An der Seite seines Vaters Rafael ringt er in der 1. Liga für den Zürcher Ringerclub. Einen Verein, den sein Vater mitbegründet hat. Rafael Perlungher, der bei der RR Brunnen gross geworden ist, trainiert später auch Judo, Jiu Jitsu, Boxen und weitere Kampfsportarten. Zuletzt ist er bei «Mixed Martial Arts» (MMA) gelandet. Neben dem Zürcher Ringerclub hat er auch mehrere MMA-Trainingszentren in der Schweiz geführt. Seine Leidenschaft für den Kampfsport hat Rafael Perlungher an seine Söhne River und dessen jüngeren Bruder Stone weitergegeben. Eine Zeit lang lebt der Vater in den Vereinigten Staaten, was dazu führt, dass auch die beiden Söhne zwischen den USA und der Schweiz pendeln. Mittlerweile ist Rafael Perlunger MMA-Nationaltrainer der Dominikanischen Republik. Und die Söhne sind vor vier Jahren zur Mutter in die USA gezogen. «Wir wollten erleben, wie es ist, eine High School zu besuchen. Jetzt wäre es aber für mich Zeit, ans College zu gehen. Davor wollte ich mir eine Auszeit nehmen. Deshalb sind wir aktuell in der Schweiz und leben bei meiner Tante in Oberwil-Lieli.»
Wie sein Vater hat auch River Perlungher bereits Erfahrungen im MMA gesammelt. «Eines Tages wechsle ich die Sportart vielleicht. Momentan trainiere ich aber nur im Ringen. Es macht mir aktuell mehr Spass.» Für ihn war klar, dass er in der Schweiz ringen will und nach Möglichkeit bei einem Top-Team. Der gute Ruf und die räumliche Nähe führen ihn zur RS Freiamt.
Sein Bruder Stone will auch in der NLA ringen. Da bei den Freiämtern die Gewichtsklasse bis 57 kg mit River besetzt ist, muss der 17-jährige Bruder auf die RR Schattdorf ausweichen.
Bleibt voraussichtlich bei der RS Freiamt
Obwohl der Final verpasst wurde, gefällt es River Perlungher sehr gut bei der RS Freiamt. «Es war ein sehr lehrreiches Jahr», sagt er. Übermorgen Sonntag will er mit den Freiämtern Vollgas geben beim Hinkampf um Bronze in Einsiedeln. «Ich will alles geben, damit wir die Medaille holen können. Und nächstes Jahr können wir dann wieder einen Angriff in Richtung Final starten.»
Lange war unklar, wie lange die Brüder in der Schweiz bleiben. Deshalb arbeitet River Perlungher vorerst Teilzeit in einer Lasertag-Anlage, damit er genug Zeit zum Trainieren hat. Es scheint allerdings, als wäre der Aufenthalt in der Schweiz mehr als nur eine Auszeit vor dem College. «So wie es aussieht, werden wir länger hier bleiben. In diesem Fall werde ich mir eine Lehre suchen.» Ob es den Weltenbummler irgendwann an einen anderen Ort oder in eine andere Sportart verschlägt, wird man sehen. Findet Perlungher zu seiner Form der ersten sechs Kämpfe zurück, kann die RS Freiamt froh sein, ein weiteres Jahr auf ihn zurückgreifen zu können.