Das Gefühl wird immer besser
22.10.2024 Sport, RingenRingen, Nationalliga A, 7. Runde: RS Freiamt – RS Kriessern 23:16 (13:7) – Halbfinal-Qualifikation so gut wie erreicht
In rund einem Monat beginnen die Halbfinals. Und es ist wahrscheinlich, dass die Freiämter dort auf Kriessern treffen. Gegen diesen ...
Ringen, Nationalliga A, 7. Runde: RS Freiamt – RS Kriessern 23:16 (13:7) – Halbfinal-Qualifikation so gut wie erreicht
In rund einem Monat beginnen die Halbfinals. Und es ist wahrscheinlich, dass die Freiämter dort auf Kriessern treffen. Gegen diesen Gegner konnte man nun überzeugen. Für Trainer Pascal Strebel läuft alles wie gewünscht.
Es war wohl der attraktivste Kampf des Abends. Freiamts Tim Schreiber, Jahrgang 2008, legte gegen Christoph Wittenwiler los wie ein gelb-blauer Tornado. Im Duell bis 61 kg Freistil führte Schreiber nach 30 Sekunden bereits mit 8:0. Und das, obwohl der Freiämter zuletzt mit Knieproblemen zu kämpfen hatte und sich gerade erst von einem Mittelhandknochenbruch erholt hatte. «Eindrücklich gut», urteilt Cheftrainer Pascal Strebel.
Schreiber, der Freiämter aus dem Fricktal, blieb auch danach gefährlich gegen den 31-jährigen Routinier der RS Kriessern. Der attraktive Kampf endete mit 15:9 (3:1 Teampunkte) für Schreiber, der damit seinen ersten Sieg in der Nationalliga A feierte.
Es war einer von insgesamt sechs Siegen der Freiämter. Zum Auftakt sahen die 450 Zuschauer in der Bachmattenhalle in Muri einen Kampf von zwei 15-jährigen Talenten. Bis 57 kg Greco duellierten sich Freiamts Morris Kron und Joel Gächter. Der Kriesserer betrieb einen grossen Aufwand und holte sich eine 0:7-Führung. «Doch Morris Kron blieb dran, machte unbeeindruckt weiter», wie Trainer Strebel sagt. Es wurde nochmals eng, denn der Freiämter machte aus dem 0:7 ein 4:7 (1:2). Dabei blieb es.
Freistiltrainer beweist sein Können
Im zweiten Kampf des Abends (130 kg Freistil) fegte Magomed Ayskhanov den Ostschweizer Daniel Loher von der Matte. 15:0 (4:0). Souverän, unerbittlich, Ayskhanov. Als nach diesem Sieg Schreiber seinen ersten NLA-Sieg feierte, führten die Freiämter mit 8:3 und der Weg war geebnet, um sich für die 16:22-Pleite am 14. September in Kriessern zu revanchieren.
Bis 97 kg Greco zeigte der Freiämter Nikita Gerasymenko gegen den Kriesserer Topringer Ramon Betschart einen guten Kampf. Betschart dominierte, doch kurz vor der Pausensirene nutzte der Freiämter seine Chance und krallte sich zwei Punkte. Der 18-jährige Ukrainer beweist sein Talent – auch wenn er am Ende 2:17 (1:4) verliert. «Er wurde durch die Pausensirene gebremst. Wenn der Kampf dort nur ein paar Sekunden länger dauert, dann holt er sich weitere Punkte», sagt Trainer Strebel. Im letztem Kampf vor der Pause (65 kg Greco) bewies Nils Leutert seine sagenhafte Form. Er fegte seinen Gegner Jason Gassner nach 90 Sekunden von der Matte, gewinnt vorzeitig mit 15:0 (4:0). Das Pausenresultat von 13:7 war erfreulich für die Freiämter.
Bis 86 kg Freistil wagte sich Marc Weber erstmals in dieser Saison auf die Matte. Der routinierte Marc Dietsche ist aktiver und am Ende eine Hausnummer zu gross für den Freiämter, der eigentlich Grecospezialist ist. Weber verliert 3:12 (1:3). Trainer Strebel erklärt: «Marc Weber zeigte einen soliden Kampf gegen einen sehr starken Gegner. Er verliert am Ende sicherlich zu hoch, weil er viel riskiert.»
Ein spannendes Duell ergab sich bis 70 kg Freistil. George Bucur, Freistiltrainer der Freiämter und früher rumänischer Internationaler, duelliert sich mit dem starken Sandro Hungerbühler, der sein Comeback gab. Bucur dominierte, Hungerbühler hielt dagegen. Dem Kriesserer ging die Puste aus, der Freiämter Bucur bewies seine Erfahrung und seine Cleverness und gewinnt mit 11:1 (3:1).
Meier kommt unter die Räder – schon wieder
Bis 80 kg Greco kommt Joel Meier unter die Räder. Gegen Artemii Utochkin ist er ohne Chance. Noch vor der Pause feierte der Kriesserer einen 0:16-Erfolg nach technischer Überlegenheit. Solch eine heftige Niederlage musste Meier in dieser Saison schon mehrfach einstecken. Der Niederwiler, ein hochpositiver Mensch, kassiert als eigentlicher Freistilringer im Greco diese Niederlage, weil sich niemand anderes für diese Kategorie in dieser Gewichtsklasse finden lässt. Dort ist die RS Freiamt eher schwach besetzt (oder die Gegner einfach stärker). Joel Meier opfert sich quasi und stellt sich damit voll und ganz in den Dienst der Mannschaft. «Das rechne ich ihm hoch an. Vor allem auch, weil er auf die Matte steht und immer sein Bestes gibt, egal, wie sein Gegner heisst», sagt Trainer Strebel und ergänzt: «Ich habe ein wenig ein schlechtes Gewissen, dass ich Joel Meier so reinwerfen musste.»
Saya Brunner erledigte seine Aufgabe mit Kampf. Bis 75 kg Greco stand ihm Dorien Hutter gegenüber. 30 Sekunden vor Schluss nutzte Brunner die zweite Bodenlage für eine Zweierwertung und holte sich den 3:1-Erfolg (2:1). Ein Arbeitssieg. Und zum Abschluss gab es erneut eine Kostprobe der sagenhaften Form von Nino Leutert. Bis 75 kg Freistil hatte sein Kontrahent Tobias Betschart kaum eine Chance. Der Kampf endete vorzeitig. Leutert siegt 15:0 (4:0). «Einfach abgezockt und stark», so der Trainer.
Im Halbfinal wartet vermutlich wieder Kriessern
Mit diesem Sieg ist die Halbfinal-Qualifikation so gut wie sicher. Die Freiämter kommen auf acht Punkte, so müsste Oberriet-Grabs (2 Punkte) die ausstehenden drei Kämpfe allesamt gewinnen und die Freiämter allesamt verlieren. Im Halbfinal (ab 16. November) wird es für die RS Freiamt wahrscheinlich gegen Kriessern gehen. Denn den 1. Rang von Willisau (14 Punkte) zu erobern, wird schwierig, und Einsiedeln (4. Rang, 6 Punkte) wird man optimalerweise versuchen auf Distanz zu halten.
Dieses Duell gegen Kriessern war eine Hauptprobe für die Halbfinals. Und eine gelungene dazu. Allerdings mit wenig Aussagekraft, denn bei den Ostschweizern fehlten beispielsweise Dimitar Sandov und Dominik Laritz. Doch auch bei den Freiämtern standen starke Ringer wie Michael Bucher und Randy Vock nicht auf der Matte.
Trainer Pascal Strebel ordnet ein: «Wir sind fortlaufend am Bestätigen, dass wir einen guten Job machen. Wir sind gewillt, egal, wie der Gegner heisst. Alle wollen das Beste auf die Matte bringen. Die Einstellung stimmt. Auch die Stimmung im Team ist bestens. Und auch das Publikum hat Freude, dass wir mit diesem jungen Team gut unterwegs sind. Das ist all das, was ich wollte. Alles andere wird sich zeigen.» Strebel sei aber sehr zuversichtlich für die letzten drei Runden und die Finalkämpfe. «Wir wollen nun noch Dinge ausprobieren und weiteres Selbstvertrauen holen. Bald beginnt die heisse Phase.» Und das Gefühl der Freiämter wird immer besser. --spr