Das Dorf in Bewegung halten
09.12.2025 Uezwil, Region Unterfreiamt16 Jahre im Dienst der Gemeinde Uezwil – Thomas Füglistaler sagt Adieu
Sich für ein aktives Dorfleben einsetzen und am Erscheinungsbild der Gemeinde mitgestalten, dies sind für den scheidenden Gemeinderat Thomas Füglistaler zwei der drei ...
16 Jahre im Dienst der Gemeinde Uezwil – Thomas Füglistaler sagt Adieu
Sich für ein aktives Dorfleben einsetzen und am Erscheinungsbild der Gemeinde mitgestalten, dies sind für den scheidenden Gemeinderat Thomas Füglistaler zwei der drei wichtigsten Punkte aus seiner Arbeit. Dazu war es sein Ziel, das eingeschlafene Ortsbürgerwesen wieder zu beleben, das ist ihm gelungen.
Verena Anna Wigger
Das Gespräch ist offiziell beendet und das Foto gemacht. Auf dem Weg zu den Autos sagt Thomas Füglistaler. «Eigentlich hätte ich noch gern zwei bis vier Jahre weitergemacht.» Doch für ihn hiess das in den letzten Jahren immer wieder, den Entscheid zu treffen, seine Frau Karin zu versetzen, die Aufgaben im eigenen Betrieb liegen zu lassen oder im Gemeinderat nicht das machen zu können, wie er sich das Amt vorstellt. Daher habe er, wenn auch etwas wehmütig, entschieden, jetzt zurückzutreten, gibt der Magistrat offen zu.
Denn wenn er spricht, wird klar: amtsmüde ist Thomas Füglistaler noch lange nicht, und er lebt sein Amt. «Ich hatte nie das Gefühl, dass ich etwas mache, was mir gegen den Strich geht», sagt der gelernte Schreiner, der in Bremgarten aufgewachsen ist und seit 1998 in Uezwil wohnt. Heute ist er selbstständig. Er leitet in Wohlen einen Fachverlag für Technische Fachzeitschriften.
Schlummertrunk im Gemeindehaus
Füglistaler wurde 2010 in den Gemeinderat gewählt. Damals sei Uezwil noch kleiner, noch beschaulicher gewesen als heute. Dieses Wachstum und die neu zugezogenen Einwohner sind eine der Fragestellungen, mit denen sich der Vorsteher Kultur, Sport, Anlässe, Ortsbürger inklusive Wald und Gemeindebauten beschäftigt hat. Denn seit das letzte Restaurant, der früher weitherum bekannte «Stiefeliryter», geschlossen hat, gibt es im beschaulichen Dorf keine Möglichkeit, bei der sich die Dorfbevölkerung einfach so treffen kann.
So liegt es am Gemeinderat, Möglichkeiten zu schaffen oder solche zu unterstützen, bei denen sich die «Uezmeler» begegnen können. Dies hat Füglistaler in seiner Begeisterung und mit dem Blick fürs Detail angepackt und umgesetzt. Daraus erwuchs unter anderem die Teilnahme am letztjährigen Familientag, welcher durch den Kanton ins Leben gerufen wurde und bei dem in Uezwil ein Fest für die Bevölkerung auf die Beine gestellt wurde. Gross und Klein traf sich zu Spiel, Spass und Begegnung. Ein Dorffest, wie es zum kleinsten Dorf im Freiamt passt und welches Thomas Füglistaler und sein OK damals vorzüglich organisiert haben. «Das grösste Lob ist es, wenn die Leute den Anlass besuchen», sagt Füglistaler im Rückblick auf sein Wirken. Und sie kamen, und das gern und immer wieder.
Eigenständigkeit bewahren
Er weist auf das Leitbild der Gemeinde hin. Darin steht, dass es das Ziel des Gemeinderats sei, ein eigenständiges Dorf zu bleiben mit einer intakten Landschaft, einem Schulstandort sowie einem aktiven Dorfleben. Und dafür hat sich Füglistaler in seiner Arbeit im Gemeinderat starkgemacht. So wurden die 1.-August-Feier, der Waldumgang oder der Neujahrsapéro durch den Gemeinderat aufgewertet. Dies, damit sich die Bevölkerung des nordwestlichen Freiämter Dorfes immer wieder treffen kann. Füglistaler gewährt Einblick und verrät, dass er diese Arbeit «cool» gefunden und es ihm Spass gemacht habe, dies zu erarbeiten und mit den Teams umzusetzen. Er erwähnt auch den Turnverein, der sehr viel für den Dorfzusammenhalt mache, was der Gemeinderat schätzt, da das Dorfleben in Uezwil ansonsten einschlafe.
Für Füglistaler ist der fehlende Treffpunkt in der Gemeinde eine Problematik, gerade auch in Bezug auf die neu zugezogenen Einwohner, der neuen Quartiere. Da funktioniere es bei den Müttern mit den Kindern, diese ins Dorfleben zu integrieren. Durch das «Nuggi-Zmorge», welche viele von ihnen besuchen, finden sie Zugang zum Dorf. Dies sei wie eine Kontaktbörse unter der Bevölkerung. Man müsse aber auch respektieren, dass es immer einen Teil der Bevölkerung gebe, der sich nicht beteiligen wolle. Aber auch für die ältere Bevölkerung wurde vor einiger Zeit ein privater Treffpunkt organisiert. Einmal im Monat wird ein «Senioren-Kaffee» durchgeführt. Überhaupt unternimmt der Gemeinderat fortwährend Bemühungen, die Leute ins Dorfleben einzubeziehen, und das bei unterschiedlichsten Gelegenheiten, erklärt Füglistaler.
Am Erscheinungsbild mitgearbeitet
Dazu gehört auch die Kommunikation zwischen Gemeinderat und Bevölkerung. Gerade in diesem Bereich laufen Bemühungen, der Bevölkerung niederschwellige Angebote zu unterbreiten, mit dem Gemeinderat ins Gespräch zu kommen oder Anliegen vorzutragen. In seiner Amtszeit kam es zu einer generellen Auffrischung und Erweiterung des Erscheinungsbildes der Gemeinde. So gab es ein neues Logo, Briefpapier, Broschüren, Neuzuzüger-Mappen und Website. Dass er hier massgeblich mitarbeitete und das aktuelle Resultat die Früchte der Arbeit sind, freut den scheidenden Gemeinderat. Innerhalb des Gemeinderates wurde zudem am eigenen öffentlichen Auftritt gefeilt. Beispielsweise mit einem einheitlichen Tenue oder einem proaktiven Infobrief vor komplexen Versammlungsthemen.
Immer mit dem Ziel, als Behörde geschlossen, transparent und offen gegenüber der Bevölkerung aufzutreten. Die verschiedenen Kanäle wie «Amtsblatt», Berichterstattung in Zeitungen und auf der eigenen Website samt künftigen mobilen Pushnachrichten bedienen alle Ansprechgruppen und runden so den Service public ab, erklärt er.
Gemeinderat packt selbst an
Wer schon an einem Anlass in der Gemeinde mit dabei war, weiss, dass der Gemeinderat von Uezwil etwas anders arbeitet. Da kommen nicht drei Hauswarte und richten den Platz her oder kümmern sich Angestellte um das Catering und die Bedienung. Da packen Gemeindeammann, Gemeinderäte sowie die Mitarbeiterinnen der Kanzlei tatkräftig an. Es gibt viele Sachen und Aufträge, die der Gemeinderat selbst macht. Gespräche führen und zwar direkt. Offerten einholen und einen Augenschein nehmen. Vorabklärungen treffen. In Uezwil wird nicht delegiert. Denn die Gemeinde ist zu klein, um einen «Beamten-Apparat» zu führen. Hier gilt noch der kurze Dienstweg, was manchmal auch von Vorteil sei, weiss Füglistaler.
Dabei betragen die Pensen der Gemeinderäte in Uezwil zwischen 15 und 30 Prozent. Das weiss der Gemeinderat so genau, weil er während der letzten zwei Jahre eine interne Erhebung durchgeführt hat. «Es summiert sich und ist nicht immer gleich», weiss Füglistaler, der im letzten Jahr ein Buch für die Gemeinde publiziert hat. Die Gemeinde hat aber auch Aufträge ausgelagert, wie die Finanzen und Steuern. Hier arbeiten sie seit Längerem mit der Verwaltung in Sarmenstorf zusammen, was sich sehr bewährt habe.
«Wir sind am Boden geblieben», sagt er und meint damit den Kontakt zur Bevölkerung. Dies ist ihnen wichtig, da es nur in gemeinsamer Zusammenarbeit vorwärtsgehe. Das gilt auch für die Arbeit innerhalb des Rates: Nebst den offiziellen Aufgabenstellungen, die durch Bund, Kanton und Verbände an die Gemeinde herangetragen werden, sind viele Punkte lokaler Natur und werden engagiert behandelt und beschlossen. Hier spricht Thomas Füglistaler die ausgesprochen faire und respektvolle Sitzungskultur des Kollegiums an. «Bei uns unterstützen sich die Ratsmitglieder stets gegenseitig und auch über die eigenen Ressorts hinaus. Sehr effizient ist auch die Zusammenarbeit mit der Gemeindekanzlei und externen Dienstleistern.»
Da es in der Gemeinde bekanntlich kein Restaurant mehr gibt, sieht sich der Gemeinderat öfters in der Situation, nach der Sitzung im Gemeindehaus noch einen Schlummertrunk zu nehmen. Denn manchmal gehen die Sitzungen eben länger und die Restaurants in der Nachbarschaft haben irgendwann auch Sperrstunde. Dann werden die ernsten Geschäfte beiseitegelegt und bei einem Glas Wein das Kollegiale gepflegt.
Die Zeit künftig etwas gemütlicher verwalten
Dennoch wurde in den letzten Jahren die Arbeitsbelastung sowohl im Beruf wie im Amt grösser, und Füglistaler musste oft die Randzeiten oder das Wochenende dazu verwenden, um den «Arbeitsstau» abzubauen. Daher wird er nach seinem Rücktritt diese Zeit etwas gemütlicher verwalten können und seine Frau nicht mehr so oft versetzen. Aber auch Hobby und Sport, die etwas zu kurz gekommen seien, werden wieder eingebaut. «Du bekommst ein bisschen mehr Freizeit», diese möchte Füglistaler für sich nutzen. Denn was er gemacht hat, habe funktioniert, und darum war es für ihn in dieser Zeit stimmig.

