«Dann entsteht Wunderbares»
18.11.2025 Bremgarten, Musik«Alma Española» – Herbstkonzert des Orchesters Bremgarten
Mit feurigen Klängen gewährt das Orchester Bremgarten einen Einblick in die spanische Seele. Als Highlight des Abends wird die preisgekrönte kroatische Gitarristin Željana ...
«Alma Española» – Herbstkonzert des Orchesters Bremgarten
Mit feurigen Klängen gewährt das Orchester Bremgarten einen Einblick in die spanische Seele. Als Highlight des Abends wird die preisgekrönte kroatische Gitarristin Željana Jeric das bedeutende «Concierto de Aranjuez» von Joaquín Rodrigo spielen. Offen und nahbar erzählt die junge Musikerin von ihrer erstaunlichen Karriere, aber auch von den schwierigsten Monaten ihres Lebens.
Selina Luchsinger
Es gibt Karrieren, die scheinen vorgezeichnet zu sein, und andere, die haben es dem Zufall zu verdanken oder dem Glück, dass sie überhaupt ihren Anfang nehmen. Diejenige von Željana Jeric dürfte zu Letzteren zählen. Aufgewachsen in der kroatischen Stadt Omiš, in einer Familie, in welcher keiner je ein Instrument gespielt hatte, reifte nichtsdestotrotz in klein Željana dieser Wunsch, das Gitarrenspiel zu erlernen. Völlig fasziniert von den Klängen, welche aus der Nachbarswohnung zu ihr herüberdrangen, beschloss sie: Das will ich auch können. Und so erzählte das Mädchen ihrem Nachbarn von ihrem Wunsch; der wiederum berichtete, dass im Haus gleich gegenüber ein bekannter Gitarrenlehrer lebe. Als die knapp 9-Jährige den Gitarristen auf der Strasse erkannte, nahm sie all ihren Mut zusammen und sprach ihn an. Nach einem kurzen Eignungstest wurde Željana in die Klasse von Neno Munitic aufgenommen – und die Gitarre wurde fortan zu ihrer prägenden Wegbegleiterin.
Sich selbst motiviert
Bereits nach einigen Monaten durfte Željana an ihrem ersten Wettbewerb teilnehmen. Die Eltern unterstützten das Kind, ohne es mit übermässigem Ehrgeiz zu pushen. Die Motivation, noch mehr zu üben, um noch besser zu werden – die brachte Željana ganz von alleine mit. Und so reiste das Mädchen von Wettbewerb zu Wettbewerb; heimste in ihrer Kindheit und Jugend über 40 erste Preise und 15 «Grand Prix»-Auszeichnungen – auch internationale – ein. Besuchte daneben Musikmittelschule und Gymnasium. Und irgendwie ging das alles nebeneinanderher.
Mit 18 Jahren dann, die Matura in der Tasche, kam die grosse Frage: Was nun? Dass sie an eine Musikhochschule wollte, um das Gitarrenspiel zu ihrem Beruf zu machen – das stand für Željana ohne Zweifel fest. Nur, wo? In Weimar vielleicht oder in Graz? Überall in Europa wären der jungen Kroatin die Türen offen gestanden. Sie entschied sich dann schlussendlich für die Hochschule der Künste in Zürich (ZHdK). Dank Anders Miolin, ihrem ersten Gitarren-Professor, den sie bereits an einem Sommerkurs in Kroatien kennengelernt hatte. Er überredete sie, die Aufnahmeprüfung in Zürich zu machen. Sie bestand diese und sah dies als Wink des Schicksals: «Dann muss es so sein!» Bereut hat sie ihren Schritt nie – im Gegenteil. Die ZHdK sei wirklich eine tolle Hochschule mit super Infrastruktur, schwärmt Željana. Und dann die Profs; zuerst Anders Miolin, bei dem sie sich musikalisch weiterentwickelt habe. Nach dem Bachelorstudium folgte die Möglichkeit, mit Vojin Kocic zu arbeiten, welcher sie technisch noch einmal auf ein anderes Niveau gebracht habe. Hatte sie denn nie Bedenken, ob das auch alles gut gehen würde – so jung, ganz alleine in dieser Stadt, ohne Deutschkenntnisse? Željana lacht. «Ich hatte überhaupt keine Angst vor diesem Schritt», sagt sie. «Ich dachte, mit meinen guten Englischkenntnissen komme ich am Anfang sicher durch – die Hochschule ist ja so international. Und ich war total motiviert, so schnell wie möglich Deutsch zu lernen.»
Drama um Daumen
Knapp 25 Jahre jung ist Željana Jeric unterdessen – hat bereits das Solistendiplom in der Tasche; unterrichtet an einer Musik- und einer Kantonsschule, konzertiert regelmässig … Eine Traumkarriere, denkt man sich als Aussenstehende. Doch letztes Jahr stand plötzlich alles in der Schwebe.
Željana bekam Probleme mit ihrem rechten Daumen; der funktionierte nicht mehr, war nicht mehr zuverlässig einsetzbar. Eine Katastrophe für eine Musikerin; üben, Konzerte spielen – das alles ist plötzlich nicht mehr möglich. Neun Monate dauerte die Agonie; unzählige Gänge zu verschiedenen Spezialisten, unzählige Therapien folgten. Es sei eine Zeit des Auf und Abs gewesen, geprägt von Hoffnung und Verzweiflung. Da habe sie erkannt, wie wertvoll die nächsten Menschen seien; die Familie, ihr Professor an der ZHdK und natürlich auch ihr Freund – ebenfalls Gitarrist. Und sie habe viel über sich gelernt, sagt Željana. Sie, die erfolgsverwöhnte Perfektionistin, habe gelernt, auf ihren Körper zu hören, auch einmal eine Pause einzulegen, sich Gutes zu tun. Und habe gemerkt, dass manchmal weniger mehr sei.
Herausforderung in Bremgarten
Seit diesem Sommer funktioniert der Daumen wieder. Željana studiert weiter; der pädagogische Master steht noch an. Und sie gibt wieder Konzerte. Am 23. November spielt sie als Solistin mit dem Orchester Bremgarten das «Concierto de Aranjuez» in der Stadtkirche. Das populärste Werk von Joaquín Rodrigo zum Besten zu geben – das sei grossartig, aber auch eine Herausforderung: technisch und musikalisch etwas vom Anspruchsvollsten, was man als Gitarristin spielen könne. «Das Stück ist virtuos und gleichzeitig reich an Emotionen!», erläutert Željana. Dies mit dem Orchester hier in den Proben einzustudieren, das mache ihr unglaublich Spass, denn sie weiss: «Das sind Menschen, die mit so viel Freude und Begeisterung Musik machen. Und wenn wir dann alle, ob Laie oder Profi, diesen Moment erleben, in welchem jeder Einzelne sein Bestes gibt, wird daraus etwas Wunderbares entstehen!»
Unter dem Titel «Alma Española» spielt das Orchester Bremgarten unter der Leitung von Renato Botti am 23. November um 17 Uhr in der Stadtkirche Werke der spanischen Komponisten Joaquín Rodrigo und Joaquín Turina.

