Cipriano schlägt zurück
05.01.2024 SportDer Kleinste ist der Grösste
Roy Cipriano ist «Freiämter Sportler des Jahres» 2023 – er siegt vor Joel Strebel und Julia Stierli
Es war wieder superknapp zwischen Cipriano und Strebel. Der Wohler Kickboxer beendet ...
Der Kleinste ist der Grösste
Roy Cipriano ist «Freiämter Sportler des Jahres» 2023 – er siegt vor Joel Strebel und Julia Stierli
Es war wieder superknapp zwischen Cipriano und Strebel. Der Wohler Kickboxer beendet den Siegeszug der Schwinger.
Stefan Sprenger
Wie schon im letzten Jahr liefern sich Roy Cipriano und Joel Strebel ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Bei der Leserschaft ist der Wohler die Nummer 1, der Aristauer folgt gleich dahinter auf Rang 2. Bei der Jury ist es umgekehrt, da hat der Schwinger die Nase knapp vor dem Kickboxer. Im letzten Jahr siegte Joel Strebel mit 0,13 Prozent Vorsprung.
Anderer Strebel holt Spezialpreis
Dieses Mal ist es wieder ultraknapp: Mit 0,35 Prozent feiert Roy Cipriano die Wahl zum «Freiämter Sportler des Jahres» 2023. Der Kleinste (1,68 m) im Teilnehmerfeld ist der Grösste am Ende dieser Wahl. Nach 2018 ist es sein zweiter Triumph. Er ist damit erst der vierte Sportler, dem es seit Einführung der Wahl 1988 gelungen ist, mehrfach zu gewinnen. Vor ihm schafften das nur sein Vater Rocco Cipriano (4 Siege), Andy Hug (2) und Joel Strebel (2). Roy Cipriano, der 2023 an den European Games dabei war und an der Elite-WM doppelt Bronze holte, beendet damit den Siegeszug der Schwinger. Denn vor Joel Strebel (2022 und 2021) gewann Andreas Döbeli (2019). 2020 fand wegen Corona keine Wahl statt. Den totalen Triumph der Kampfsportler verhindert die Murianerin Julia Stierli. Sie holt sich den 3. Rang vor Karateka Angela Felber. Stierli feierte den Meistertitel mit den FC-Zürich-Frauen und war als Stammspielerin an der Weltmeisterschaft dabei.
Den Spezialpreis erhält Pascal Strebel. Der Ringer (nicht verwandt mit Joel) wird für seine beeindruckende Karriere ausgezeichnet. Der Olympionike war der Publikumsliebling bei der RS Freiamt.
Kickboxer Roy Cipriano ist «Freiämter Sportler des Jahres»
Wieder war es ultraknapp. Wieder belegen Roy Cipriano und Joel Strebel die ersten beiden Ränge. Diesmal allerdings in umgekehrter Reihenfolge als im Vorjahr. Mit nur 0,35 Prozent Vorsprung stösst der Wohler den Schwinger vom Thron und verhindert dessen Titel-Hattrick.
Josip Lasic
Kickboxen steht in der Schweiz im Schatten anderer Sportarten wie des Fussballs oder des Schwingens. Einer trotzt diesem Schatten und überstrahlt seine Konkurrenz. Roy Cipriano konnte im vergangenen Jahr zahlreiche Erfolge feiern. Neben zwei WM-Medaillen gewann er den Italian World Cup in Jesolo, die European Cup Challenge in Athen, mehrere Schweizer-Meister-Titel und weitere Podestplätze bei internationalen Turnieren. Da er neben diesen Erfolgen auch als Mensch ein sympathischer Strahlemann ist, wurde er zum «Freiämter Sportler des Jahres» gewählt. Zum zweiten Mal nach 2018.
Rivalität bahnt sich an
Fast hätte er das schon im Vorjahr geschafft. Damals hat er mit einem hauchdünnen Rückstand gegen den Schwinger Joel Strebel verloren. Dieses Jahr konnte sich der Wohler revanchieren. Wieder ist die Differenz zwischen dem sanften Riesen aus Aristau und Cipriano eng. Doch dem Kickboxer ist es gelungen, den Titelverteidiger vom Thron zu stossen.
Im Freiämter Sport scheint sich zwischen diesem Duo eine Rivalität anzubahnen. Zumindest bei der Sportlerwahl. Letztes Jahr ist Schwinger Joel Strebel die erste Titelverteidigung in der Geschichte der Wahl zum «Freiämter Sportler des Jahres» gelungen. Jetzt hat Cipriano nicht nur Strebels Titel-Hattrick verhindert. Er hat auch nach Anzahl Titeln zum Oberfreiämter aufgeschlossen. Da beide Sportler noch sehr jung sind, kann man davon ausgehen, dass sie nicht zum letzten Mal zur Wahl stehen.
Leserlieblinge trotz Anpassung im Wahlmodus
Bei dieser Wahl gab es eine Änderung bezüglich der Online-Abstimmung. Im Gegensatz zu den Vorjahren konnte man nur mit Angabe einer E-Mail-Adresse abstimmen und maximal einmal pro Woche. Dadurch sind «nur» noch 1757 Stimmen bei der Redaktion eingegangen. Trotzdem sind Cipriano und Strebel die Lieblinge der Leserschaft. Cipriano holte sich wie im Vorjahr erneut Rang 1 bei den Leserstimmen, knapp vor dem Aristauer. Eine weitere Parallele zum Vorjahr: Nummer 1 bei der Jury ist Joel Strebel. Während er aber letztes Jahr einstimmig von allen Jurymitgliedern auf den 1. Platz gesetzt wurde und Cipriano weiter hinten gelandet ist, war der Kickboxer diesmal nur knapp hinter dem Schwinger auf Rang 2. In der Endabrechnung ergibt das einen knappen Vorsprung für Cipriano.
Podest im fünften Anlauf
Bronze geht an Julia Stierli. Die Murianerin war zum fünften Mal nominiert. Mit 293 Stimmen holte die WM-Teilnehmerin Rang 3 bei der Leserschaft und teilt sich den Bronzeplatz bei der Jury mit Karateka Angela Felber. Letztere belegt nach dem 5. Rang im Vorjahr diesmal den 4. Rang in der Gesamtwertung und schrammt nur knapp am Podest vorbei. Ein Beleg, dass das Freiamt eine Kampfsport-Region ist. Eine, in der sich in den letzten zwei Jahren ein Kampfsportler-Duo ein hartes Duell um den Titel des «Freiämter Sportler des Jahres» geliefert hat und wo Roy Cipriano diesmal die Oberhand behalten hat.
Ein Pokal zu m Schluss
Spezialpreis geht an Pascal Strebel von der RS Freiamt
Drei Meistertitel in 18 Jahren NLA, ein Dutzend Aktivtitel, über 200 NLA-Kämpfe, Olympiateilnahme. Es war eine Bilderbuchkarriere, für die Pascal Strebel nun mit dem Spezialpreis geehrt wird.
Da waren sich alle in der Ringerschweiz einig: So einen Abgang hat Pascal Strebel bei seinem letzten Kampf nicht verdient. Die Ringerstaffel Freiamt verpasst im letzten Duell der Saison die Bronzemedaille. Der 4. Rang, leere Hände, Enttäuschung. Strebel erhielt warmen und tröstenden Applaus in der Murianer Bachmattenhalle. Tränen fliessen. Sport ist eben kein Wunschkonzert. Wenn es eines wäre, dann hätte man es ihm gegönnt, nach dem letzten Kampf seiner Karriere als Teamcaptain einen Pokal in die Luft zu stemmen.
Ein absolutes Vorbild
Doch es kam eben anders. Das eher unrühmliche Ende lässt aber diese Ikone nicht weniger stark erstrahlen. Denn wenn man in Ringerkreisen von Pascal Strebel spricht, fallen unweigerlich und wohl für immer Superlative. Ob menschlich oder sportlich, er ist ein Vorbild. Er widmete sein Leben dem Sport. Dem Ringen. Der Ringerstaffel Freiamt. Jahrelang hat Pascal Strebel dem internationalen Erfolg alles untergeordnet. Mit Talent, Fleiss und Ehrgeiz verfolgte er seine Ziele. Sein grösster Lohn: die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2012 in London. Auch erwähnenswert: der 7. Rang an der Weltmeisterschaft 2010. National war er schier unüberwindbar. 12 Mal wurde Strebel Schweizer Meister bei den Aktiven. In der Nationalliga A bestritt er über 200 Duelle, wovon er über 80 Prozent gewann. 2008, 2009 und 2014 wurde er mit der RS Freiamt Schweizer Meister.
Menschlich ist er aufgeweckt, hilfsbereit, superfreundlich, humorvoll und stets positiv. Es ist nie ein schlechtes Wort über ihn zu hören. «Pascal Strebel ist immer positiv, versprüht immer gute Stimmung», sagt sein langjähriger Teamkumpel Randy Vock. Wohl auch ein Mitgrund, dass Strebel seit Jahren der Publikumsliebling ist.
Und er ist auch durchdacht. Denn diesen Rücktritt vom Ringsport nach einer letzten NLA-Saison hat er sich lange und gut überlegt. Doch nun – mit 35 Jahren – war die Zeit reif. Auch, weil er andere Verpflichtungen hat und mehr Zeit will. Der Mann aus Birri bei Aristau (der heute in Muri wohnt) ist beruflich als Projektleiter und stellvertretender Geschäftsleiter der Beltech AG in Muri eingespannt. Und er will mehr Zeit für seine junge Familie haben. Mit Frau Jenny hat er zwei Kinder, Elea (2020) und Leeni (2023). Sein grösster Stolz.
Auch wenn er sportlich seinen Rücktritt vollzogen hat, so wird er der RS Freiamt treu bleiben – und ab und an im Training auftauchen. Und es würde nicht überraschen, wenn er irgendwann ein hohes Amt im Verein übernehmen würde.
Der Abgang von Pascal Strebel passte nicht zur Bilderbuchkarriere dieses Vorzeigeathleten. Nochmals: So ein Sportler hätte es verdient, am Ende einen Pokal in die Luft zu stemmen. Was bei der NLA-Meisterschaft nicht klappt, passiert nun bei der Wahl zum «Freiämter Sportler des Jahres». Strebel kriegt den Spezialpreis, quasi für sein sportliches Lebenswerk – und damit zum absoluten Ende der Karriere doch noch einen Pokal. --spr
SO ENTSCHIED DIE JURY
Alexander Wagner Ex-Präsident Aargauer Sportjournalisten, Sportfotograf
1. Joel Strebel
2. Roy Cipriano
3. Marvin Keller
Der 1. Platz geht an Joel Strebel. Insgesamt fünf Festsiege und sieben Kränze. Das Triple ist verdient. Es war ein enger Kampf zwischen zwei Kampfsportlern. Am Ende gaben die European Games den Ausschlag, dass Roy Cipriano erneut «nur» auf dem 2. Platz landet. Der 3. Platz geht an Marvin Keller vor Lars Villiger. Wieder ein Zweikampf. Mein Herz schlägt aber für Goalies, da ich selber einer war. Keller war als Nummer 2 bei Winterthur vorgesehen. Wie er sich den Stammplatz erkämpft hat, ist beeindruckend.
Felix Bingesser Früher «Blick»-Sportchef, heute Sportreporter «Blick»
1. Julia Stierli
2. Marvin Keller
3. Joel Strebel
Julia Stierli belegt Rang 1. Mein Schwingerherz blutet. Aber eine sechsfache Meisterin und Stammspielerin der Nationalmannschaft im aufstrebenden Frauenfussball muss Sportlerin des Jahres werden. Stierli ist eine der Konstanten in der Nati. Es folgt Marvin Keller. Eines der grössten Schweizer Torhütertalente wird mit 21 Jahren Cupsieger und schreibt mit dem FC Winterthur eine tolle Geschichte. Der 3. Rang geht an Joel Strebel. Nicht die ganz grosse Saison, aber er hat sich solide an der Spitze der Schwingerszene etabliert und ist, mit noch mehr Vertrauen in seine Fähigkeiten, zu vielen Höhepunkten fähig.
Philipp Stöckli Projektleiter/Produzent Live-Übertragungen SRF
1. Melanie Hasler
2. Angela Felber
3. Roy Cipriano
Die Entwicklung von Melanie Hasler zeigt unaufhaltsam nach oben. EM-Silber inmitten der deutschen Phalanx zu holen, ist ein Meilenstein und in ihrem Fall noch nicht das Ende der Fahnenstange. Der 2. Platz geht an Angela Felber. Sie hat den Bronze-Coup 2022 an der Weltmeisterschaft 2023 mit Silber eindrücklich bestätigt. 3. Rang für Roy Cipriano, weil da noch Luft nach oben ist. Wehe, wenn der Tag kommt, an dem beim Wohler alles zusammenpasst. Schon jetzt gehört er zu den Besten seines Fachs.
Stefan Sprenger Sportredaktor «Freiämter Regionalzeitungen»
1. Melanie Hasler
2. Julia Stierli
3. Angela Felber
Die Hasler-Rakete aus Berikon fliegt immer höher und ist endgültig in der Welt-Elite des Bobsports angelangt. Mit riesigem Einsatz und bewundernswerter Lockerheit reiht sie Erfolg an Erfolg. Sie kriegt die Goldmedaille. Meistertitel, WM-Teilnahme, Julia Stierli ist die wohl beste Abwehrspielerin im Schweizer Frauenfussball. Silber für die bodenständige Murianerin. Angela Felber erreicht im Karate Dinge, die keine Schweizerin vor ihr schaffte. Grandios. Das gibt Bronze für die sympathische Sarmenstorferin.
Josip Lasic Sportredaktor «Freiämter Regionalzeitungen»
1. Angela Felber
2. Roy Cipriano
3. Lars Villiger
Zwei Herzen schlagen in meiner Brust. Der Kampfsportler überwiegt vor dem Fussballer. Angela Felber hat der harten internationalen Konkurrenz im Kyokushin-Karate getrotzt und EM-Bronze und WM-Silber geholt. Roy Cipriano landet mit zwei WM-Medaillen knapp dahinter. Lars Villigers Leistungen sind so explodiert, dass es für ihn den Bronzeplatz gibt.
Daniel Marti Chefredaktor «Freiämter Regionalzeitungen»
1. Joel Strebel
2. Marvin Keller
3. Julia Stierli
Das Freiamt hat mit Joel Strebel den ersten Bergkönig. Mit allen sechs Kränzen an Berg-Schwinget überragt er alle. Marvin Keller erlebte einen kometenhaften Aufstieg, wurde Cupsieger mit YB und durfte dabei im Tor stehen. Julia Stierli hat sich mit der WM-Teilnahme wohl einen Traum erfüllt. Toll gemacht. Das Trio auf dem Podest verdrängt meinen Sieger der Herzen, Roy Cipriano, auf den 4. Rang.