Bremgarter Frauenpower
19.04.2024 BremgartenVon Freundin an Freundin
Seniorenausflug: Sabina Glarner gibt Leitung ab
Am 6. Mai brechen sie wieder auf in ihrem Car-Korso und verlassen den Casinovorplatz Bremgarten in unbekannte Richtung. Über 200 Seniorinnen und Senioren sind jeweils mit an ...
Von Freundin an Freundin
Seniorenausflug: Sabina Glarner gibt Leitung ab
Am 6. Mai brechen sie wieder auf in ihrem Car-Korso und verlassen den Casinovorplatz Bremgarten in unbekannte Richtung. Über 200 Seniorinnen und Senioren sind jeweils mit an Bord, wenn der alljährliche Seniorenausflug ansteht. Organisiert wird der beliebte Anlass für Ü68-Jährige seit über zwei Jahrzehnten von Sabina Glarner. Heuer tut sie dies zum letzten Mal. Ab 2025 übernimmt die Leitung Biggi Winteler. Die beiden stadtbekannten Frauen sind seit Jahren freundschaftlich verbunden. --huy
Seniorenausflug: Sabina Glarner übergibt an Biggi Winteler
Nach über zwei Jahrzehnten ist Sabina Glarner heuer zum letzten Mal für die Organisation und Durchführung des Bremgarter Seniorenausflugs zuständig. Sie hat den Traditionsanlass mit ihrem Engagement und Herzblut geprägt und zu dem gemacht, was er heute ist. Glücklicherweise übernimmt mit Nachfolgerin Biggi Winteler eine, die aus demselben Holz geschnitzt ist.
Marco Huwyler
Eigentlich hatten sie ja «geschäftlich» abgemacht. Biggi Winteler und Sabina Glarner. Bevor Erstere die Organisation des Bremgarter Seniorenausflugs im nächsten Jahr übernimmt, möchte sie Glarner nochmals über die Schultern blicken und aufsaugen, was da jeweils so alles noch zu tun und zu beachten ist, rund zweieinhalb Wochen vor dem Anlass. Und doch gemahnt es eher an ein heiteres Treffen unter Freundinnen. Bei Kaffee und Gipfeli schwelgen die beiden in vergnüglichen Erinnerungen. Schliesslich haben sie schon manchen dieser Ausflüge gemeinsam erlebt.
Winteler begleitet Glarner und die Seniorinnen und Senioren Bremgartens seit Jahren als Helferin. Es ist einer von vielen Berührungspunkten im Leben der beiden Frauen. Sie schätzen und mögen einander, seit Winteler nach ihrer Ankunft in Bremgarten gleich Verantwortung in der Vereinigung der Altstadtfachgeschäfte (FAB) übernahm, die auch Glarner einst präsidierte. Auch privat treffen sie sich seither regelmässig. «Wir waren sogar zusammen in Lanzarote in den Ferien», berichtet Winteler lachend. Doch es ist primär nicht das Beinehochlagern, sondern vielmehr das Anpacken und Einbringen, das die beiden ausmacht und verbindet. «Uns eint sicher das Organisationstalent, das Interesse an Vorgängen in Bremgarten und die Bereitschaft,Verantwortung zu übernehmen», sagen die beiden. So gehören beide zu den Macherinnen schlechthin Städtli und prägen bis heute Institutionelles. Von der FAB über den ArtWalk oder den Christchindli-Märt. Oder eben – den Seniorenausflug.
Früher per Autokorso
Vor 21 Jahren hat Sabina Glarner sich bereit erklärt, die Organisation des Traditionsanlasses von Rita Huber zu übernehmen. Den Seniorenausflug in Bremgarten gibt es schon seit Urzeiten. Freilich war jedoch nicht immer alles so professionell aufgegleist wie heute. «In meinen Anfangsjahren fuhren wir mit Privatautos», erinnert sich Glarner lächelnd. Was einerseits eine beträchtliche Menge an Fahrern erforderte – und andererseits zuweilen zu einem ziemlichen Durcheinander vor der Abfahrt führte. «Manchmal hatten wir plötzlich ein paar Autos zu viel, weil sich in andere mehr Senioren als geplant reinquetschten», schmunzelt Glarner. Mit der stetig zunehmenden Teilnehmerzahl war ein solcher Autokorso irgendwann keine gangbare Lösung mehr. 2008 wurde auf Postautos gewechselt. Heute stellen Toni und Arlette Steiner jährlich rund fünf Cars zur Verfügung, mit denen die Senioren zu einem jeweils im Vorfeld geheimen Ort aufbrechen. «Das gehört zur Besonderheit und zum Reiz unseres Ausflugs dazu», sagt Glarner. «Nach der Abfahrt geht jeweils das grosse Rätselraten los – jede genommene Abzweigung liefert ein neues Indiz.»
Hohe Resonanz
Seit 2013 dauert der Seniorenausflug einen ganzen statt einen halben Tag, das hat Sabina Glarner nach einer Abstimmung unter den Teilnehmern so eingeführt. Ab dem Jahr des 68. Geburtstags wird man dazu eingeladen. Rund 1450 Personen in diesem Alterssegment leben zurzeit in Bremgarten. Letztes Jahr waren 240 von ihnen bei der Überraschungsreise dabei. Bereits ähnlich viele sind für dieses Jahr angemeldet. «Durchschnittlich beträgt die Rücklaufquote bei derlei etwa acht Prozent», weiss Geschäftsfrau Biggi Winteler. Beim Seniorenausflug liegt die Quote also über doppelt so hoch. Das zeigt, wie beliebt und etabliert der Anlass ist. «Für viele ist es ein freudiges Ereignis, auf das sie hingefiebert haben, wenn sie erstmals eingeladen werden», weiss Glarner. Auch unter dem Jahr werde sie oft darauf angesprochen von älteren Menschen. «Ich höre oft, dass man sich darauf freut und ‹gwundrig› ist, wo die Reise hingeht.»
Gewachsene Herausforderungen
Als Sabina Glarner den Ausflug übernahm, waren es etwa halb so viele Personen, die sich für den Anlass anmeldeten. So schön das Wachstum ist – für die Organisatoren birgt es natürlich auch Mehraufwand. «Die grösste Herausforderung ist es jeweils, einen Saal zu organisieren, der genug gross ist und am besagten Datum Platz für so viele Gäste hat», berichtet Glarner. Zumal es ja jedes Jahr eine neue Destination sein soll. «Ich strecke daher eigentlich ständig meine Fühler nach möglichen Ausflugszielen aus», lächelt die Noch-Organisatorin. Daneben will das ganze Drum und Dran organisiert sein. Ein ziemlicher Administrationsaufwand, bei dem Glarner von Beginn an auf die Unterstützung von Freundin Dorit Hartmann zählen konnte. So gilt es zum Beispiel Einladungen zu schreiben, zu verschicken und wieder entgegenzunehmen. Den Ausflug mit der Stadt zu koordinieren (sie sponsert jeweils das Mittagessen). Snacks in ausreichender Zahl bereitzuhalten. Und natürlich auch genügend Helfer zu organisieren und aufzubieten. Dank hgv im Rücken (auf den sich der Anlass traditionell stützt) steht zumeist genügend Manpower zur Verfügung. «Oder in unserem Fall natürlich Frauenpower», zwinkert Biggi Winteler.
Die Aufgaben, die sie ab kommendem Jahr erwarten, nötigen auch ihr Respekt ab. Zumal auch am Ausflug selbst nicht immer alles rund läuft. Wenngleich die meisten jener Episoden heute vor allem zum Schmunzeln Anlass geben. «Einmal eröffnete uns der Gastwirt, dass er von unserem Erscheinen einigermassen überrumpelt sei», erzählt Glarner. Das Restaurant hatte nicht genügend Personal für die grosse Bremgarter Delegation. So mussten die Helfer, zu denen traditionell auch der Stadtammann Raymond Tellenbach und Vizeammann Doris Stöckli gehören, als Kellner einspringen. «Immerhin ein Erlebnis, das haften bleibt», lacht Winteler. Weniger lustig ist es, wenn medizinische Notfälle auftreten – was angesichts von Alter und Anzahl der Teilnehmenden zum Risiko dazugehört. Vor ein paar Jahren musste aufgrund von Herzproblemen während eines Ausflugs an einem heissen Tag gleich zweimal die Ambulanz aufgeboten werden. Doch zum Glück ist in der Ära Glarner bislang alles glimpflich verlaufen. «Die Betreffenden waren zumeist wieder schneller zu Hause als wir», lächelt sie.
Reibungsloser Übergang
Bleibt zu hoffen, dass der Schutzengel dem Seniorenausflug auch unter Winteler hold bleibt. «Im grossen Ganzen freue ich mich sehr auf diese schöne Aufgabe», sagt sie. «Es ist auch ein dankbares Amt, da man sehr viel gute Laune, Wertschätzung und Positivität zurückbekommt», weiss Glarner. Es wird ein sanfter, reibungsloser Übergang von ihr an Winteler, so viel ist sicher. Denn Glarner bleibt dem Seniorenausflug auch ohne Hauptverantwortung erhalten. Als Helferin «und schon bald auch als eingeladene Teilnehmerin», lacht die 64-Jährige. Selbstverständlich auch als Freundin ihrer Nachfolgerin. Nach dem Geschäftstermin gehen die beiden zusammen mittagessen. Gut möglich, dass auch dabei wieder Fruchtbares zum Wohle der Bremgarter Allgemeinheit entsteht.
Der Bremgarter Seniorenausflug findet am 6. Mai statt. Abfahrt Casino: um 10 Uhr. Reiseziel wie immer: geheim.