Bremgarten hat nun 8888 Einwohner
20.08.2024 BremgartenSchnapszahl: Die Stadt ehrt ihre neuste Zuzügerin
Gestern Abend lud die Stadt im Rathaus zu einem besonderen Apéro. Willkommen geheissen wurde Cassandra Zehnder – die 8888. Einwohnerin Bremgartens. Die Entwicklung sollte in den nächsten Jahren ...
Schnapszahl: Die Stadt ehrt ihre neuste Zuzügerin
Gestern Abend lud die Stadt im Rathaus zu einem besonderen Apéro. Willkommen geheissen wurde Cassandra Zehnder – die 8888. Einwohnerin Bremgartens. Die Entwicklung sollte in den nächsten Jahren weiterhin aufwärts gehen.
Marco Huwyler
Die junge Frau dürfte nicht schlecht gestaunt haben, als sie die Einladung erhielt. Dass man bei einem Umzug dergestalt in seiner neuen Wohngemeinde willkommen geheissen wird, passiert einem nicht alle Tage. Cassandra Zehnder wurde gestern Montag ins Rathaus geladen, mit Blumen, einer Getränkeflasche und Schokolade beschenkt und vom Stadtammann persönlich mit warmen Worten Bremgarten begrüsst. «Willkommen in unserer überaus lebenswerten Stadt», sagte Raymond Tellenbach. «Natürlich kennen Sie Bremgarten bereits. Doch hier zu wohnen, ist etwas Besonderes.» Zehnder kam nicht weither. Gewohnt hat sie zuvor in Zufikon. Nun zog sie eine Gemeinde weiter in den Bezirkshauptort. In eine WG in der Bremgarter Altstadt.
Stetig aufwärts
An sich natürlich nichts, was die Öffentlichkeit zu interessieren hätte. Doch der Zuzug der 20-jährigen Frau ist ein besonderer. Zumindest für Statistiker und Liebhaber von Schnapszahlen. Denn mit Zehnder wohnen nun genau 8888 Einwohner in Bremgarten. «Wir dachten, das sei eine schöne Gelegenheit, mal wieder die Einwohnerzahl zu thematisieren», schmunzelt Tellenbach. Als «ewiger» Stadtammann (Amtsantritt im Stadtrat 2007, seit 2010 Ammann) hat er das stetige Bevölkerungswachstum seines Städtli begleitet und auch schon die eine oder andere ähnliche Willkommensheissung mitgemacht. Zuletzt am 27. Februar 2019, als er die städtischen Blumen Einwohner Nummer 8000 überreichen durfte. «Es ist immer wieder ein schöner Anlass. Denn es ist auch immer eine Bestätigung dafür, dass Bremgarten eine richtig lebenswerte Stadt ist, in der immer mehr Menschen leben möchten.» Gut möglich aber, dass gestern Tellenbachs letzte Laudatio an einen Einwohner-Schnapszahl-Füller stattgefunden hat. Denn bekanntlich hatte der Stadtammann angekündigt, sich nach dieser Legislatur aufs Jahr 2026 zurückzuziehen. Erwartet wird der 9000. Einwohner gegen Ende 2025. Das Rennen dürfte zumindest knapp werden.
Seit Millennium um 68 Prozent gewachsen
Der Zuzug von Cassandra Zehnder ist Teil einer Bevölkerungsentwicklung, die in Bremgarten seit Längerem nur eine Richtung kennt. Die Einwohnerzahl wächst langsam und stetig – mit einigen sprunghaften Ausreissern, die gut erklärbar sind. So ist das Städtli 2014 auf einen Schlag um 1201 Bewohner gewachsen – nach der Fusion mit Hermetschwil-Staffeln. Die Wohnüberbauungen «Am Ufer» und «Wydeweg» sorgten 2017 bis 2021 ebenfalls jeweils für markante Anstiege (vgl. Zahlen in der Box). Seit 2000 ist die Bremgarter Bevölkerung um 3615 Personen gewachsen – oder um 68 Prozent.
10 000 eine Frage der Zeit
Klar ist: das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. Vom Kanton wurde der Bezirkshauptort als Wachstumsschwerpunkt definiert. Prognosen gehen von einem Anstieg bis 2040 um weitere 1200 bis 1300 Personen aus. Was ebenfalls bedeutet, dass das Städtli in rund 15 Jahren die 10 000er-Grenze knacken dürfte. «Wobei Prognosen generell unglaublich schwierig sind», sagt Stadtschreiber Beat Neuenschwander. «Dafür braucht man sich nur mal die Voraussagen von vor ein paar Jahren anzuschauen.» Was Neuenschwander damit meint: man ist den Prognosen voraus. Das Wachstum geschah noch schneller als erwartet.
Weil keine grösseren Überbauungsprojekte in den nächsten Jahren anstehen, dürfte der Zuwachs bis auf Weiteres weiterhin langsam, aber stetig erfolgen. «Vieles davon passiert automatisch und natürlich», sagt Neuenschwander. Etwa, wenn ältere Menschen ihre Häuser aufgeben und Familien Platz machen. Oder wenn kleinere Wohnprojekte verdichteter sind als ihre Vorgänger.
Dennoch ist es auch mit die Aufgabe der Regierung, einer boomenden Gemeinde neuen Wohnraum zu schaffen, wenn man nicht will, dass der Markt alles regelt (und damit die Mietpreise ansteigen) – denn Zuwanderung kann man nicht verbieten. Hier kommt auch die neue BNO wieder ins Spiel, über die am 24. Oktober in Bremgarten an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung befunden wird. Mit einer Umzonung der aktuell ungenutzten Fläche in der Oberebene in eine Wohn- und Arbeitszone, soll dort dereinst zusätzlicher Wohnraum geschaffen werden. Gemäss den aktuellen Plänen könnten dort dereinst rund 600 Personen ein neues Zuhause finden.
Unvergesslich
Das alles ist aber Zukunftsmusik. Baustart des Projekts an der Oberebene ist frühstens 13 Jahre nach Genehmigung der Nutzungsplanungsrevision. Derlei Planspiele dürften Cassandra Zehnder derweil ziemlich egal sein. Freude hat die 8888. Einwohnerin nun erst mal an ihrem überaus warmen Empfang. Ihren Bremgarter Umzug wird sie so schnell nicht wieder vergessen.