Besondere Ausgangslage
10.11.2023 Sport, RingenRingen, Nationalliga A: RC Willisau Lions – RS Freiamt (Samstag, 20 Uhr, BBZ Willisau) – Wer wird Qualifikationssieger?
Das gab es so wohl noch nie: In der letzten Qualifikationsrunde ist alles noch offen. Hochspannung pur in der NLA. Die Freiämter wollen ...
Ringen, Nationalliga A: RC Willisau Lions – RS Freiamt (Samstag, 20 Uhr, BBZ Willisau) – Wer wird Qualifikationssieger?
Das gab es so wohl noch nie: In der letzten Qualifikationsrunde ist alles noch offen. Hochspannung pur in der NLA. Die Freiämter wollen den Willisauern erstmals seit 2018 wieder eine Heimpleite zufügen – und so Kriessern aus dem Weg gehen.
Stefan Sprenger
Da zieht jeder Ringerfan die Augenbrauen nach oben. Normalerweise birgt die letzte Runde der Qualifikationsphase nicht mehr viel Spannung. Die Rollen und die Tabellenplätze sind verteilt, die Halbfinals sind schon fix. Doch diese Saison ist alles anders. Willisau und Freiamt haben jeweils 16 Punkte und können beide noch den Qualifikationssieg erreichen. Kriessern (3. Rang) und Einsiedeln (4.) trennt nur ein Punkt. Genau wie Schattdorf (5.) und Oberriet-Grabs (6.). Das Besondere: All diese Teams begegnen sich im Direktduell in der letzten Runde. Heisst: Qualifikationssieger, Rang 3 und der Direktabsteiger werden erst noch ermittelt. «An solch eine spezielle Situation eine Runde vor Schluss kann ich mich nicht erinnern», sagt Pascal Strebel, 34 Jahre alt und absoluter Routinier bei den Freiämtern.
«Jede Serie bricht einmal»
Die Ringerstaffel Freiamt will den Sieg in Willisau. Die letzte Heimniederlage der Luzerner ist schon fünf Jahre her. Seit 2018 sind die Willisauer zu Hause ungeschlagen. «Jede Serie bricht einmal», sagt Strebel lachend. Der Plan: Willisau mit drei Punkten Differenz schlagen, den 1. Rang holen und im Halbfinal so Kriessern aus dem Weg gehen. Die Halbfinalpaarungen sehen so aus: Der Qualifikationssieger trifft auf den Vierplatzierten, das Team auf dem 2. Rang trifft auf den Drittplatzierten. «Gegen Einsiedeln anzutreten im Halbfinal, dürfen wir auch nicht auf die leichte Schulter nehmen. Aber es wäre die etwas entspanntere Begegnung als gegen Kriessern», so Strebel.
Weil die Situation aber besonders ist in dieser Saison, könnte es sein, dass Freiamt den Qualisieg holt und trotzdem gegen Kriessern antreten muss. Dies wäre der Fall, wenn Einsiedeln die Ostschweizer bezwingt. «Das ist uns egal, das können wir nicht beeinf lussen», sagt Strebel. «Wir gehen voll auf Sieg.»
Ist Willisau genauso heiss wie die Freiämter?
Egal, wie der Gegner im Halbfinal heisst: Es gilt auch in dieser Saison den Serienmeister Willisau zu bezwingen, wenn man am Ende der Saison den Pokal in die Luft stemmen will. Stifi Reichmuth, verletzter Olympiaringer der Willisauer, sagt: «Wir sind jetzt viermal in Serie Meister geworden. Die Freiämter warten auf den Titel seit 2014. Die Schwierigkeit für uns besteht wohl darin, denselben Biss auf die Matte zu bringen wie die Freiämter, die diesen Titel mit jeder Faser ihres Körpers wollen.» Denn nach vier Titeln ist man vielleicht nicht mehr ganz so heiss auf den Pokal wie die RS Freiamt.
Reichmuth weiss, wovon er spricht. Denn er kennt nicht nur sein eigenes Team aus Willisau bestens, sondern auch die Freiämter Ringer. Am vergangenen Montagabend sassen beispielsweise die Leutert-Zwillinge Nils und Nino bei ihm zu Hause in der Stube. «Das Nationalkader hatte Training in Willisau. Und ich habe die Jungs danach zu mir nach Hause eingeladen, damit ich sie auch mal wieder sehe», so Reichmuth, der sich von einer Knieverletzung erholt und erst 2024 wieder auf der Matte sein wird.
Reichmuth-Ausfall schwächt die Willisauer
Sein Ausfall schwächt die Willisauer deutlich. «Klar, ohne Reichmuth haben sie in den oberen Gewichtsklassen weniger Optionen, sind dadurch etwas berechenbarer. Aber trotzdem hat Willisau ein starkes und breites Kader», sagt Freiamts Pascal Strebel. Reichmuth sagt: «Wir sind geschwächt durch meinen Ausfall, aber wir haben guten Ersatz.» Die Willisauer mit ihren Topleuten Timon Zeder, Jonas Bossert, Michael und Tobias Portmann, Samuel Scherrer oder Mansur Mavlaev sind trotzdem sackstark unterwegs. «Wir sind gut drauf. Ich denke, wir packen Freiamt am Samstag. Sie werden heiss sein, mit Vollgas antreten und wir werden dagegenhalten», sagt Reichmuth. «Es wird auf jeden Fall so spannend wie wohl nie zuvor in einer letzten Runde der Qualifikation», sagt er weiter.
Strebel, der zuletzt mit den Freiämtern immer bittere und knappe Niederlagen gegen Willisau hinnehmen musste, meint: «Wir waren zuletzt immer nahe dran. Jetzt wird es Zeit, dass es auf unsere Seite kippt. Die Stimmung bei den Freiämtern ist sehr gut, alle sind top motiviert», so Strebel. Man will «Kampf für Kampf» nehmen. «Jetzt am Samstag erst mal den Dominator aus Willisau jagen.»