Bei Weitem nicht bei 100 Prozent
01.10.2024 Sport, FussballFussball, 1. Liga classic: FC Wohlen – FC Dietikon 1:1 (1:0)
Gegen den FC Dietikon zeigt Wohlen einmal mehr Licht und Schatten. Die Freiämter holen einen Punkt. Wie häufig in dieser Saison wäre vermutlich mehr dringelegen.
...Fussball, 1. Liga classic: FC Wohlen – FC Dietikon 1:1 (1:0)
Gegen den FC Dietikon zeigt Wohlen einmal mehr Licht und Schatten. Die Freiämter holen einen Punkt. Wie häufig in dieser Saison wäre vermutlich mehr dringelegen.
Josip Lasic
Die Gesichter der FC-Wohlen-Spieler sind nach dem Schlusspfiff schwer zu deuten. Sind sie unzufrieden? Oder sind sie froh, den Punkt über die Zeit gerettet zu haben? Trainer Piu kommt mit seinem Fazit der Wahrheit wohl am nächsten: «Es ist okay.» Positiv aus FCW-Sicht: Nach zwei Heimniederlagen in Folge konnte auf den Niedermatten wieder ein Punkt geholt werden. Ebenfalls positiv aus Wohler Sicht: In der letzten Saison kassierte man gegen Dietikon zwei Niederlagen. Das Unentschieden jetzt ist eine Verbesserung. Trotzdem hat man das Gefühl, dass mehr dringelegen hätte.
Der FC Wohlen beginnt gut. In der 35. Minute gehen die Gastgeber nach einem Eckball in Führung. Nathan Kisisa ist der Torschütze. Dietikon-Trainer (und Ex-Wohlen-Spieler) Daniel Tarone reklamiert Abseits und bleibt bis zum Schluss dabei, dass das Tor nicht hätte zählen dürfen. Zu diesem Zeitpunkt hätten die Freiämter aber längst in Führung sein müssen. Nach sieben Minuten hebelt Noah Jappert mit einem weiten Ball die gesamte Dietiker Abwehr aus. Das Leder landet bei Nathan Kisisa, der allein vor dem Torhüter der Zürcher den Ball neben das Tor setzt. «Er muss ihn mindestens aufs Tor bringen. Wenn der Torhüter ihn hält, ist das eben so. Aber von einem Stürmer seiner Klasse erwarte ich etwas mehr», kommentiert Piu. In der 26. Minute gibt es Eckball für Wohlen. Luca Nascimento köpfelt an die Latte. Der Abpraller landet bei Kisisa. Dieser ist überrascht und befördert den Ball über das Tor. Die Pausenführung der Wohler ist nicht gestohlen.
Potenzial wird nicht abgerufen
Doch wenn etwas beim FCW im Moment konstant ist, dann ist es der Mangel an Konstanz. In der zweiten Halbzeit lassen die Gastgeber nach. Wohlen erspielt sich immer weniger Torchancen, Dietikon kommt immer besser ins Spiel. In der 76. Minute erzielt Gästecaptain Marvin Assane nach einem Freistoss per Kopf den Ausgleich. In der Schlussphase geht es hin und her. Das Heimteam spielt seine Angriffe nicht sauber zu Ende und verliert oft den Ball in der Vorwärtsbewegung. Doch auch Dietikon kann seine Torchancen nicht nutzen. «Ungefähr jeder vierte Pass von uns landet beim Gegner», sagt Piu. «Unter diesen Umständen ist es schwer, ein Spiel zu gewinnen. Wir machen immer noch zu viele Fehler. Ausserdem nutzen wir viele Chancen nicht. Der Punkt geht in Ordnung.»
Pius’ Fazit: Sein Team macht zu viele Fehler. Besonders auffällig: Zu Hause tut sich die Mannschaft schwerer als auswärts. Aus fünf Heimspielen resultierten nur fünf Punkte. Aus vier Auswärtsspielen konnte Wohlen sieben Punkte mitnehmen. «Ich habe die Spieler gefragt, ob sie zu Hause etwas stört. Wenn wir vor 4000 Leuten spielen würden, könnte ich verstehen, dass das es dem einen oder anderen zu viel ist. Aber vor unseren rund 300 Zuschauern sehe ich das Problem nicht.» Besonders kurios: Der einzige Heimsieg des FCW war das 5:0 gegen Leader Schötz. Starke und schwache Spiele wechseln sich ab, und auch innerhalb einer Partie schafft es Wohlen oft, zwei verschiedene Gesichter zu zeigen. Das Team wirkt wie ein Versprechen, das nicht eingelöst wird. Trotz vorhandenem Potenzial bleibt das Team hinter den Erwartungen zurück. «Ich stimme zu. Wir sind noch lange nicht bei 100 Prozent», sagt Piu. Woran liegt das? An den vielen Ausfällen? «Nein. Natürlich wäre es ideal, mehr fitte Spieler zu haben, um den Konkurrenzkampf und die Motivation zu erhöhen und flexibler in der Aufstellung zu sein. Aber mit den vorhandenen Spielern lässt sich guter Fussball spielen.» Was dem Trainer noch fehlt, ist die letzte Konsequenz. «Einfach die letzten Schritte machen, noch ein paar Prozent rausholen. Wenn uns das gelingt, können wir noch viel stärker sein.» Jammern wolle er aber nicht, betont er. «Die Entwicklung ist gut, kein Team war wirklich viel besser als wir. Das war jetzt kein gutes Spiel von uns, aber wir machen weiter. Wenn wir noch konsequenter werden, werden auch die Resultate besser.»
Zu viele Schwankungen
FCW-Captain Alban Pnishi über das Spiel
Auch der FCW-Captain ist nicht so ganz überzeugt davon, was das Team gegen Dietikon gezeigt hat. «Es war ein ausgeglichenes Spiel. Viele Zweikämpfe, viele Fehlpässe auf beiden Seiten. In der ersten Halbzeit haben wir aber die besseren Torchancen», fasst der 33-Jährige zusammen. «Wir hätten höher führen müssen. Das ist uns nicht gelungen. Dafür wäre es dann angebracht gewesen, wenn wir besser verteidigt hätten, wenn wir schon sehen, dass es nicht unser bester Tag ist.» Den Leader wurmt es insbesondere, dass es seine Unachtsamkeit war, die Dietikons Assane den Ausgleich ermöglicht hat.
Konstanz fehlt, Potenzial wird nicht abgerufen
Der FC Wohlen ist jetzt drei Spiele in Folge ohne Sieg. «Wir müssen halt wieder einmal konstanter werden. Aktuell haben wir zu viele Schwankungen. Gegen Rotkreuz haben wir eine schlechte erste Halbzeit, dafür eine sehr gute zweite. Jetzt gegen Dietikon gibt es ebenfalls Phasen, wo wir gut spielen und andere, wo wir grosse Probleme haben. Es muss uns gelingen, gute Leistungen über 90 Minuten zu zeigen. Dann können wir sicher wieder drei Punkte einfahren.»
Der Captain sieht nach wie vor Potenzial in der Mannschaft. Sie hat es in dieser Saison auch schon angedeutet. «Momentan rufen wir es allerdings nicht ab.» --jl