RÜSSTÜFELI
12.12.2025 Bremgarten, KolumneWer den Christchindli-Märt mit der Bahn besuchte, musste sich gegen Abend wohl öfter als Sardine in einer Dose fühlen. Umso schöner, dass das Zugpersonal einen in solchen Situationen aufforderte, trotz 2.-Klass-Ticket die 1. Klasse zu nutzen. Das tat es ...
Wer den Christchindli-Märt mit der Bahn besuchte, musste sich gegen Abend wohl öfter als Sardine in einer Dose fühlen. Umso schöner, dass das Zugpersonal einen in solchen Situationen aufforderte, trotz 2.-Klass-Ticket die 1. Klasse zu nutzen. Das tat es übrigens auch schon vor dem Bremgarter Fasnachts-Umzug – und schaffte sich durch die sympathische Geste weit über die Region Pluspunkte. Und natürlich profitiert von solchen schönen Gesten auch der Christchindli-Märt. Denn es sorgt für eine entspannte Atmosphäre, selbst wenn man dicht gedrängt steht.
Glühwein war auch am diesjährigen Christchindli-Märt das Gebot der Stunde. Geliefert wird er Jahr für Jahr vom Männerverein Hømzgø. Sie sind der Glühweinexpress, ein fester Bestandteil des Marktes und eine Besonderheit.
Gut ersichtlich, dank den angeschriebenen orangen Westen, sind die Männer allzeit bereit, um über die vier Tage die sieben offiziellen Stände stets mit Nachschub zu versorgen. Ein sehr wichtiger Job. Denn den durstigen Besuchern würde sonst etwas Wesentliches fehlen und der «schönste und grösste» Weihnachtsmarkt der Schweiz wäre nicht der, der er ist.
Das heisse Getränkt geniesst man in Bremgarten vor allem auch im Wissen, dass man damit den Christchindli-Märt-Verein finanziell unterstützt und damit den Markt erst mitermöglicht. Für all diejenigen, die keinen Alkohol trinken möchten, gibt es einen alkoholfreien Punsch. Das macht für Gross und Klein jedes Argument zunichte, sich nicht doch den Markteintritt «zu ertrinken». Wobei es traditionell ja Personen geben soll, die das mit Unterstützung etwas übetreiben – das Rüsstüfeli nimmt damit natürlich Bezug auf die alkoholhaltige Variante.
Eine spanennde Diskussion führte das Rüsstüfeli zum Thema Christchindli-Märt-Tasse. Trotz des tollen Motivs, Andenkens und Sammlerstücks sah man viele Besucher, wie sie den Glüchwein aus Kartonbechern tranken. Ihre Begründung: Sie haben schon sehr viele andere Tassen zu Hause. «Soll ich jetzt extra eine Tasse vom Tisch herunterwerfen, damit ich Platz für die Neue habe», wurde im Gespräch genannt. «Das kann es doch auch nicht sein.» Also doch lieber auf die Kartonvariante setzen – oder sich zu Hause endlich von den Tassen mit Sprüngen oder abgebrochenen Hänkel trennen.
Apropos Tassen: Nicht alle Tassen im Schrank haben diejenigen Leute, die Gegenständen mutwillig Schäden zufügen. Erlebt hat dies das Christchindli-Märt-Team in diesem Jahr zwar nicht, aber da es in vorherigen Jahren vorkam, sah man sich gezwungen, die Schilder, Marktstände und anderes jeden Abend wieder wegzuräumen. Ein Mehraufwand, der sich aber lohnt. Denn schnell neue Wegweiser und Co. zu beschaffen, ist anstrengender und geht ins Geld. Und um dieses Defizit zu begleichen, müssten die Besuchenden noch mehr Glühwein trinken – und zwar in Christchindli-Märt-Tassen. --rwi/sab

