Barrierefrei baden
24.01.2025 BremgartenHürdenfreies Hallenbad
Neue Rollstuhllifte im Isenlauf
Zwar ist die Badeanlage Isenlauf bereits seit neun Jahren rollstuhlgängig, allerdings nicht überall. Während ein mobiler Lift den Menschen mit Handicap bereits seit 2016 den Zugang ...
Hürdenfreies Hallenbad
Neue Rollstuhllifte im Isenlauf
Zwar ist die Badeanlage Isenlauf bereits seit neun Jahren rollstuhlgängig, allerdings nicht überall. Während ein mobiler Lift den Menschen mit Handicap bereits seit 2016 den Zugang zum Wasser gewährleistet und die Damen keinerlei Probleme beim Umziehen hatten, waren die Herren mit Rollstuhl im Bremgarter Hallenbad bislang nicht in der Lage, zu Umkleidekabine und Duschen zu gelangen. Dies ändert sich nun. Der Stadtrat hat eine entsprechende Investition getätigt. In diesen Tagen wurden die entsprechenden Installationen mit viel Freude in Betrieb genommen. --huy
Letztes Puzzlestück eines Hallenbads ohne Hindernisse im Isenlauf eingeweiht
Vor neun Jahren begann man in Bremgarten damit, die Badi auch für Menschen mit Beeinträchtigung zu ertüchtigen. Seit diesem Januar ist der Zugang für Rollstuhlfahrer in sämtliche relevanten Bereiche auch im Hallenbad gewährleistet. Dafür sorgen zwei neue Lifte.
Marco Huwyler
Der Bremgarter Michael Betschmann sitzt im Rollstuhl. Doch ein Badibesuch ist auch ihm ein Bedürfnis. Er mag das Wasser und fühlt sich darin wohl. «Ich habe diesen Sommer erfahren, dass dies im Isenlauf auch für Menschen wie mich möglich ist, und habe es gleich ausprobiert», lächelt er. Da Petrus Freibadbegeisterten in der Saison 2024 aber nicht eben wohlgesinnt war, blieb es bei einem Mal.
Im Winterhalbjahr war das Baden im Isenlauf für Menschen wie Betschmann bisher ein bisschen schwierig. Nicht wegen dem Wassereinstieg – dafür steht der Badi seit 2016 ein mobiler Lift für Menschen mit Handicap zur Verfügung. Doch die Garderoben und Duschen der Herren im Hallenbad befinden sich im ersten Stock, den man nur per Treppe erreicht.
In der Praxis zeigte sich Bedarf
«Damals, vor neun Jahren, als wir die Badeanlage barrierefrei gemacht haben, sah man darin noch kein grosses Problem», sagt Betriebsleiter Roger Marti. Im Freibad stand schliesslich eine Invalidenumkleidekabine zur Verfügung. Und im Hallenbad hatte man noch den Sanitätsraum, den man bei Bedarf für derlei nutzen konnte.
In der Praxis erwies sich dieser Umgang allerdings in den letzten Jahren als störend. Denn der Sanitätsraum wurde des Öfteren auch anderweitig gebraucht. Und das Umziehen bei Minustemperaturen in der Freibadkabine sei dann doch eine etwas grosse Zumutung gewesen, findet Marti. Insbesondere auch die zuständige Stadträtin Claudia Bamert setzte sich dafür ein, dass an diesem Zustand etwas geändert wird. «Denn Barrierefreiheit für Menschen mit Handicap ist für mich schlicht nicht verhandelbar. Das muss einfach gemacht werden», sagt sie.
Lifte entlang der Treppen
So wurden im städtischen Budget 2024 insgesamt 57 000 Franken gesprochen, um auch den Herren im Rollstuhl den Zugang zu den Garderoben und Duschen zu gewährleisten. Zwei Treppenlifte wurden dafür angeschafft. Einer vom Eingangsbereich hinauf zu den Garderoben. Und einer von den Garderoben wieder hinab zum Badebereich. «Eine einfache Lösung mit grosser Wirkung», wie Bamert es nennt.
Insbesondere dieser zweite Lift war dabei aber eine kleine Herausforderung. Denn er operiert inmitten von stets feuchtwarmer, mit Chlor durchsetzter Luft. Damit in dieser Umgebung die sensible Elektronik und das Metall langlebig bleiben, war eine Spezialvariante nötig. «Es handelt sich dabei um eine leicht angepasste etwas teurere Version mit Chromstahl», erklärt Marti.
«Höchste Zeit»
Seit dem Beginn des neuen Jahres sind die beiden Lifte nun in Betrieb. Und werden von zwei Rollstuhlfahrern bereits rege genutzt. Im Sommer seien es jeweils rund fünf Stammgäste mit Handicap, die regelmässig im Freibad den mobilen Lift und die barrierefreie Infrastruktur in Anspruch nehmen, erzählt Marti. «Wir hoffen, dass sich die nun auch im Hallenbad vollständig gewährleistete Barrierefreiheit herumspricht und wir bald auch im Winter solche Stammgäste haben», sagt der Chefbadmeister.
Wobei Claudia Bamert ergänzt: «Die Anzahl Menschen, die das Angebot nützen, ist letztlich völlig sekundär. Wichtig ist, dass es überhaupt möglich ist. Dass Menschen mit Behinderung hier die Voraussetzungen vorfinden, barrierefrei zu baden.» Über 20 Jahre nach Inkrafttreten des Behindertengleichstellungsgesetzes in der Schweiz sei dies auch höchste Zeit.
Wie im Thermalbad
Michael Betschmann freut sich darüber, in seiner Heimat künftig auch im Winterhalbjahr baden zu können. «Auch wenn ich eigentlich am liebsten in wärmerem Wasser baden würde. Wie in einem Thermalbad», sagt er. Leider gebe es aber ein solches in Bremgarten nicht. «Dafür haben wir doch die Warmwassertage!», entgegnet Roger Marti daraufhin lächelnd. Schon diesen Samstag und Sonntag sei es wieder so weit. «Immer am letzten Wochenende des Monats heizen wir das Wasser auf über 30 Grad», erklärt der Chefbadmeister Betschmann und schenkt diesem dafür gleich drei Gratiseintritte. Für seine Badi hat er damit wohl einen neuen Stammkunden gewonnen. Einen, für den es im Hallenbad Isenlauf ab sofort keinerlei Barrieren mehr gibt.
Zwei Wochen zu
Vom 31. März bis 13. April bleibt die Badeanlage Isenlauf zwei Wochen geschlossen. Grund dafür sind technische Arbeiten an Wärmepumpe und Boiler. Letztere werden aufgestockt (von zwei auf vier) resp. ersetzt. --huy