Aus dem Nichts aufgebaut
02.12.2025 Zufikon, Region Bremgarten, VereineDer Seniorenrat blickt auf eine erfolgreiche Amtsperiode zurück
Vor etwa vier Jahren beschloss der Zufiker Gemeinderat, einen Seniorenrat zu gründen, welcher die Bedürfnisse der Generation 60 plus abholt. Daraus ist eine äusserst aktive Gruppe ...
Der Seniorenrat blickt auf eine erfolgreiche Amtsperiode zurück
Vor etwa vier Jahren beschloss der Zufiker Gemeinderat, einen Seniorenrat zu gründen, welcher die Bedürfnisse der Generation 60 plus abholt. Daraus ist eine äusserst aktive Gruppe entstanden, die mit ihren Aktivitäten viele Gleichaltrige anspricht. Auf diesem Erfolgsrezept wird auch 2026 aufgebaut.
Roger Wetli
«Mit dem Seniorenrat trafen wir einen Nerv. Und wir fanden gute, initiative Leute dafür», freut sich Gemeinderätin Natascha Brunold. Sie vertritt den Gemeinderat im Seniorenrat als Vorsitzende. Nach einer Findungsphase organisiert der Seniorenrat seit drei Jahren Anlässe wie Gedächtnistrainings, Sturzkompetenz-Workshops oder Wanderungen in der nahen Umgebung. Lag die Teilnehmerzahl aller Anlässe 2024 bereits bei 470, wird sie bis Ende 2025 wohl rund 700 betragen. «Toll finde ich, dass wir bisher nur den Vortrag zum Thema ‹Sucht im Alter› mangels Interesse absagen mussten», sagt Eugen Karli. Er stiess kurz nach der Gründung zum Rat. Und vermutet: «Da war wohl die Hemmschwelle zu gross, mitzumachen, weil man damit hätte signalisieren können, dass Sucht einen selber oder einen nahen Angehörigen betrifft.»
Abgesehen von dieser Ausnahme stiessen alle Angebote des Seniorenrates auf reges Interesse. «Gewisse Aktivitäten wie etwa das Pétanque-Turnier oder das Gedächtnistraining verselbstständigten sich sogar», erklärt Natascha Brunold. «So was sehen wir gerne. Also wenn Senioren beginnen, sich selber zu organisieren.»
Chemie stimmte sofort
Dass dieser Erfolg nicht selbstverständlich ist, weiss die Gemeinderätin. «Es gab zu Beginn Leute, die zu mir meinten, dass es das nicht braucht. Es gebe für Senioren ja bereits genügend Angebote.» Dass dem nicht so ist, wusste Natascha Brunold aufgrund einer Bevölkerungsumfrage, welche der Zufiker Gemeinderat vor einigen Jahren in Auftrag gegeben hatte. «Dabei kam heraus, dass sich die Bevölkerung wünscht, dass die Gemeinde mehr für die älteren Einwohner macht. Das haben wir aufgegriffen.» In der Klausur des Gemeinderates sei bewusst die Einführung eines Seniorenrates beschlossen worden. «Eine Alterskommission hätte wohl einen negativen Anstrich, auch wenn der Seniorenrat streng genommen eine Kommission ist. Die Mitglieder werden offiziell durch den Gemeinderat gewählt», so Brunold. Dem Gesamtgemeinderat ist es wichtig, dass der Seniorenrat die Bedürfnisse der älteren Generation abholt und einbringt. Toll findet Brunold, dass sich nach dem öffentlichen Aufruf nach Interessierten für diesen Rat einige Senioren gemeldet hatten. «Es gab ein erstes Treffen. Wir merkten sofort, dass die Chemie untereinander stimmt. Es entstand ein gutes Team.» In diesem sei die Frage gestellt worden, was die Zufiker Senioren genau möchten. «Also verteilten wir beim Seniorenausflug einen Fragebogen und erhielten über 100 ausgefüllte Rückmeldungen», erinnert sich Eugen Karli. «Diese bildeten die Basis für die ersten Angebote.»
Natascha Brunold gibt zu bedenken, dass die kantonale Fachstelle Alter und Familien von einer Verdoppelung der über 80-jährigen Einwohner bis 2040 ausgeht. «Diese müssen wir abholen und aktiv im gesellschaftlichen Leben einbinden», ist sie überzeugt.
Wichtig ist den Seniorenratsmitgliedern, dass sie mit keinen bestehenden Angeboten für Senioren konkurrieren. «Wir suchen deshalb aktiv die Zusammenarbeit mit ähnlichen Organisatoren», so Karli. «Zum Beispiel bieten wir kürzere Velotouren an.» Dies nicht, weil diejenigen der Pro Senectute schlecht seien, sondern weil sie Rückmeldungen erhalten hätten, dass die Pro Senectute eher sportlich unterwegs sei. «Wir wurden angefragt, ob wir nicht gemütlichere Velotouren anbieten könnten», erklärt Eugen Karli. Jassnachmittage organisiert der Seniorenrat nicht, weil es dieses Angebot bereits gibt. Die Idee, dass Jugendliche Senioren Smartphonekurse anbieten, kam dagegen von der Jugendarbeit und sei gerne aufgegriffen worden. «Wichtig ist uns zudem, dass die Anlässe im Dorf stattfinden oder im Dorf starten», so Natascha Brunold. «Zudem sollten sie für die Teilnehmenden möglichst kostenlos sein, damit alle teilnehmen können.»
Mehr Interessierte als in deutlich grösseren Gemeinden
Sie freut sich, dass viele Senioren mittlerweile zu einer Art «Stammkundschaft» geworden sind. «Und sie nehmen auch immer wieder Bekannte aus den umliegenden Dörfern mit, was völlig in Ordnung ist. Das spricht sehr für unseren Rat», freut sich Brunold.
Als bisherigen Höhepunkt empfindet sie, dass Zufikon die Sturzprävention des Seniorenrates als Pilotgemeinde aufgenommen hat. «Wir konnten den Kurs mit 60 Anmeldungen dreimal durchführen. Es interessierten sich mehr Senioren bei uns für dieses Angebot, als sie es in 15 000-Einwohner-Gemeinden tun.» Deshalb werde im kommenden Jahr einmal pro Monat ein Sturzkompetenz-Training angeboten, bei dem Senioren aktiv das unfallfreie Stürzen trainieren. In den ersten 6 Monaten werden die Teilnehmenden von einer bezahlten professionellen Expertin angeleitet. «Ziel ist es, in dieser Zeit ein Team von Senioren aufzubauen, welche dieses Training anschliessend im Ehrenamt anbieten.» Dieses Projekt wird vom kantonalen Netzwerk Alter finanziell unterstützt.
Für Eugen Karli war der bisherige Höhepunkt, dass das Gedächtnistraining zu Beginn zweimal pro Jahr angeboten werden konnte. «Mittlerweile gibt es halbjährlich ein Treffen zur Auffrischung», freut er sich.
Weitere Ideen willkommen
Als Herausforderung bezeichnen beide, Senioren unter 70 Jahren an die Anlässe zu locken. «Sie sind wohl noch sehr fit und selber aktiv», vermutet Karli den Grund für deren Wegbleiben. Mit dem neuen Motto «Aktiv im Leben» hofft der Seniorenrat, auch diese Zielgruppe ansprechen zu können. Natascha Brunold legt Wert darauf, ihre Ratsmitglieder weder zu überfordern noch zu verheizen. «Alle hängen sich enorm in das Thema. Das ist toll, könnte aber auch zu viel werden», erklärt sie. Das lässt ihre Freude am Seniorenrat aber nicht trüben: «Wir bieten auch in der ersten Hälfte 2026 ein attraktives Programm. Und für die zweite Hälfte ist ein Kurs über den digitalen Nachlass angedacht. Wir bleiben dran. Und wir sind offen für weitere Ideen aus der Bevölkerung. Man darf sich gerne bei uns melden.»

