Aufstiegshelden von 1983 feiern
20.06.2023 Hägglingen, Region UnterfreiamtVor 40 Jahren feierte der FC Hägglingen einen unvergesslichen Aufstieg – die Helden von damals trafen sich in Dottikon
Es war eine illustre Runde, die sich im Restaurant Zum Güggel in Dottikon traf. Vor genau vier Jahrzehnten sind die Fussballer vom FC ...
Vor 40 Jahren feierte der FC Hägglingen einen unvergesslichen Aufstieg – die Helden von damals trafen sich in Dottikon
Es war eine illustre Runde, die sich im Restaurant Zum Güggel in Dottikon traf. Vor genau vier Jahrzehnten sind die Fussballer vom FC Hägglingen in die 2. Liga aufgestiegen. Das alleine ist schon ein Fest wert. Aber die Umstände sind so speziell, dass es keiner von ihnen je vergessen wird.
Alexander Wagner
Es ist eine Geschichte, die auf den Zinsmatten und darüber hinaus für Schlagzeilen sorgte. Hägglingen stand 1983 kopf, als der Dorfclub den überraschenden Aufstieg schaffte. Die Mannschaft war da schon in Malta und erfuhr dort von den tollen Neuigkeiten. Am letzten Wochenende traf sich die Aufstiegstruppe nach 40 Jahren wieder – und feierte erneut. Die Stimmung im «Güggel» in Dottikon war bestens bei der Wiedervereinigung. Man sah sich alte Polaroid-Bilder an und liess die Erinnerungen nochmals aufleben. «Weisch no?», war ein Satz, den man immer wieder hörte. Die meisten der ehemaligen Aufsteigerjungs kennen sich auch heute noch bestens. Die einen oder anderen haben sich aber Jahre – wenn nicht Jahrzehnte – nicht mehr gesehen. Wie gross der Zusammenhalt dieser magischen Truppe auch 40 Jahre später noch ist, zeigt der Fakt, dass praktisch die ganze Mannschaft von damals zur Reunion kam.
Drei Bedingungen
Es brauchte gleich drei Schritte, damit der FC Hägglingen im Jahr 1983 den Aufstieg in die 2. Liga schaffen konnte. Die Hägglinger mussten zuerst einmal ihre Hausaufgaben erledigen und die Partie gegen Brugg gewinnen. Das erledigten sie am Samstag souverän: Roland Saxer erzielte alle drei Treffer. Er hat zusammen mit seinem Zwillingsbruder Georges zur Jubiläumsparty eingeladen. Zum Zweiten musste Oberentfelden in der Barrage gegen Birsfelden gegen den Abstieg aus der 1. Liga kämpfen. Auch das passte. Danach reisten die Hägglinger am Sonntag nach Malta. Diese Reise war nicht etwa als grosse Aufstiegssause geplant, sondern bereits an Weihnachten als Saisonabschluss aufgegleist worden. Sämtliche Spieler waren dabei, dazu auch noch Vorstandsmitglieder und Sponsoren. Und nicht etwa für ein verlängertes Wochenende, sondern gleich für eine ganze Woche.
Zu guter Letzt musste auch noch Lenzburg gegen das ambitionslose Unterentfelden zu Hause verlieren, ein Punkt hätte dabei Lenzburg bereits gereicht. «So wie Dortmund in der Bundesliga vor einigen Wochen», feixte einer mit einem schalkhaften Lachen.
Furlan klingelt im ganzen Dorf
Das Zelt für die Feier und die Musik waren bereit für die Lenzburger Party. Doch die Lenzburger verloren 1:2. Das Problem war: Davon wussten die Hägglinger nichts. Damals gab es weder Natel noch SMS oder Skype. Der legendäre Platzwart Albano Furlan ist mit seinem Töffli ans Spiel gefahren und hat danach bei allen in Hägglingen geklingelt und die Nachricht verbreitet. Nur drang die tolle Neuigkeit noch nicht bis nach Malta durch. «Als wir von einem Ausflug zurückkamen, standen einige schon mit Champagner da», meinten die Saxer-Zwillinge lachend. Nur glaubten sie das nicht. Einige mühsame Telefonanrufe in die Schweiz später war endlich doch klar: Lenzburg hat verloren und Hägglingen ist aufgestiegen.
Das war der Startschuss für eine legendäre Partynacht: Der Champagner im Hotel war bald aufgebraucht und so musste Nachschub aus anderen Hotels angekarrt werden. Bei der grossen Sause waren auch noch Kuwaiter im Hotel, die nicht ganz verstanden haben, was die wilden Jungs aus der Schweiz genau feiern. «Aber es war sehr lustig», waren sich auch nach 40 Jahren alle einig. Die Feier ging praktisch nahtlos eine Woche durch. Aber die Aufstiegshelden hatten auch ein straffes Programm. «Eine Kulturreise halt», hiess das in der Retrospektive. Jeden Morgen um 8 Uhr war Besammlung. «Gibt es wieder Kirchen und Steinhaufen zu sehen?», war schon mal ein Kommentar nach einer kurzen Nacht. «Aber es war einfach sensationell», waren sich alle einig.
Nur ein Jahr oben
Die erste Saison in der 2. Liga verlief nicht ganz so erfolgreich wie die Reise nach Malta, und nach einem Jahr mussten die Hägglinger wieder runter. Doch wiederum nur eine Spielzeit später kehrte die Mannschaft um Roger Geissmann, den Vater des ehemaligen Wohlen-Profis Joel Geissmann, Captain Bruno Hochstrasser und wie sie alle hiessen wieder zurück in die 2. Liga. Und blieb elf Jahre am Stück. 1988 gewannen sie den Fairnesspreis aller Zweitligisten und durften vor dem Länderspiel Schweiz–Jugoslawien vor 10 000 Fans in der Luzerner Allmend einlaufen. Ein Jahr später gelang als weiterer Höhepunkt der Cupsieg.
An diesem Abend im Restaurant «Güggel» wurde noch einmal der Aufstieg vor 40 Jahren gefeiert. Dazu gab es auch ein Quiz mit Fragen aus dieser Zeit. Die Saxer-Zwillinge haben akribisch Anekdoten aus der glorreichen Epoche zusammengetragen. «Und in zwei Jahren feiern wir den zweiten Aufstieg», sagte Roland Saxer. Dieser Meinung war auch der heute 88-jährige «EG» Geissmann, Urgestein des FC Hägglingen. Ja, dann bis spätestens 2025 – wieder im «Güggel» in Dottikon.