Auch die Messe ist selbst gemacht
31.05.2023 Niederwil, Region UnterfreiamtMit dem Schulfach «Powerausdruck» geht die Schule Niederwil eigene Wege
In der Oberstufe Niederwil ist man stets offen für Neues. So gibt es hier das schulinterne Fach «Powerausdruck». Zwei Stunden pro Woche können sich Schüler und ...
Mit dem Schulfach «Powerausdruck» geht die Schule Niederwil eigene Wege
In der Oberstufe Niederwil ist man stets offen für Neues. So gibt es hier das schulinterne Fach «Powerausdruck». Zwei Stunden pro Woche können sich Schüler und Schülerinnen einem selbst gewählten Projekt widmen. Und dabei andere zum Mitmachen animieren.
Chregi Hansen
Die Nervosität ist spürbar kurz vor der Eröffnung der Messe. In der Turnhalle haben die verschiedenen Gruppen je einen Messestand aufgebaut, um die Ergebnisse ihre Arbeiten zu präsentieren. Auf der Bühne sind verschiedene Präsentationen geplant. Eine kleine Festbeiz wartet auf hungrige Besucher. Auch sie wird von den Jugendlichen selber geführt. «Es war der Wunsch der Schüler, eine solche Messe zu organisieren», sagt denn auch Lehrer Mark Fry.
Im Gegenzug zum Gewusel rund um sie herum ist Anina Gratwohl die Ruhe in Person. Die Neuntklässlerin ist Mitglied der Kerngruppe, welche die Organisation des schulinternen Fachs «Powerausdruck» unter sich hat. Die Schülerin erklärt interessierten Besuchern und Besucherinnen, was es mit dem speziellen Angebot auf sich hat. «Niederwil ist die einzige Schule im Kanton, welche dieses Fach anbietet», berichtet sie stolz. Dabei erhalten die Schüler und Schülerinnen zwei Stunden pro Woche Zeit, um an einem selbst gewählten Thema zu arbeiten.
Lernen für die Zukunft
Dabei werden verschiedene «Clubs» gegründet. «Jemand hat eine Idee und sucht andere, die mitmachen wollen», erklärt Anina. Einen Nachmittag arbeiten die Jugendlichen alleine, dazu kommt jeweils ein weiterer Nachmittag in sogenannten Ateliers, in denen die Lehrer weitere Projekte anbieten. Die Kerngruppe kümmert sich um die verschiedenen Projekte, besucht sie, vermittelt die Einsätze und schaut, dass niemand einfach faul herumsitzt. «Das Ganze soll einerseits Spass machen. Aber man soll auch etwas lernen für die Zukunft. Und am Schluss des Semesters soll man seine Arbeit in irgendeiner Form präsentieren», erklärt die Schülerin. Dabei hat sich die Kerngruppe diesmal für eine Ausstellungsmesse entschieden. «Wir Lehrer waren erst skeptisch, dass es ihnen gelingt, die Turnhallen zu bespielen. Es ist beeindruckend, wie ihnen das gelungen ist», sagt Lehrer Fry.
Nicht alles gelingt auf Anhieb
Ziel des Faches ist es, Kreativität und Teamwork zu fördern. Dabei werden die Schüler und Schülerinnen möglichst sich selbst überlassen. «Manchmal gibt es Phasen, in denen nur wenig passiert. Das muss man aushalten können», berichtet Lehrerin Stefanie Bruderer, welche ebenfalls der Kerngruppe angehört und jeweils ein Atelier leitet. Mit dem ständigen Wechsel zwischen Atelier und dem selbstständigen Arbeiten im Fach «Powerausdruck» wolle man die Kreativität einmal geleitet und einmal frei fördern. «Die Jugendlichen übernehmen viel Verantwortung im Projekt», so die Lehrerin. So hat die Kerngruppe reagiert, als es eine Zeit lang nicht so richtig lief, hat als Inspiration einen Besuch im Stapferhaus organisiert und das Konzept angepasst.
Während die Zeit im Atelier benotet wird, gibt es für das Fach «Powerausdruck» keine Bewertung. «Das Projekt gibt es seit vier Jahren an unserer Schule», erklärt Stefanie Bruderer. Wichtig sei, dass die ganze Schule dahinterstehe. Die Spannbreite der Projekte ist dabei recht gross. Sie reicht vom Drehen eigener Filme über das Entwickeln eines Spiels oder den Nachbau der Schule Niederwil im Spiel «Minecraft» bis hin zum Häkelclub. Und nicht immer gelingt alles wie gewünscht. So mussten zwei Schüler feststellen, dass das Entwickeln eines Sammelkartenspiels viel mehr Zeit benötigt, als hier zur Verfügung steht. An der Messe zeigen sie nun, was sie bereits fertiggestellt haben, doch weiter daran arbeiten wollen sie nicht mehr. Die «Minecraft»-Gruppe hingegen will weiter an ihrem Modell werkeln. «Es ist gar nicht so einfach, mit den vorhandenen Gegenständen im Spiel das Schulhaus möglichst genau zu möblieren», haben Severin Blum, Kai Hirt und Ramon Moser festgestellt. Auch Jana Teodosic, Elia Santanna und Joana Disler sind an Grenzen gestossen, als sie Trailer von Horrorfilmen nachstellten. Ihnen fehlte das passende technische Equipment, sodass sie mehrheitlich mit Handys filmen mussten. «Darum ist vor allem der Ton nicht optimal», müssen sie eingestehen.
Verantwortung übernehmen
Dass nicht alles wie geplant klappt, ist für Lehrer Mark Fry kein Nachteil. Es gehe vor allem auch um Lernerfahrungen und das Übernehmen von Verantwortung. «Es sind Projekte von Schülern und für Schüler», sagt er. Und das Ganze ist durchaus nachhaltig, wie er anmerkt. So sind an der Messe auch ehemalige Schüler und Schülerinnen dabei, die sich für den Erfolg einsetzen. «Einer übernimmt beispielsweise die ganze Technik», freut sich Fry, während Anina Gratwohl einer weiteren Gruppe erklärt, was unter «Powerausdruck» zu verstehen ist.