Am perfekten Sound tüfteln
10.05.2024 Dottikon, Region UnterfreiamtDer Dottiker Musiker Gabriele Graziano alias Gabiga hat sein erstes Album veröffentlicht
Mit seinen Beats und seinen Soundideen hat er bereits Songs anderer Künstler veredelt. Nun hat der Dottiker Musiker sein erstes eigenes Album produziert. «Es ist mein ...
Der Dottiker Musiker Gabriele Graziano alias Gabiga hat sein erstes Album veröffentlicht
Mit seinen Beats und seinen Soundideen hat er bereits Songs anderer Künstler veredelt. Nun hat der Dottiker Musiker sein erstes eigenes Album produziert. «Es ist mein Plan, von der Musik leben zu können», sagt er.
Chregi Hansen
«Das bin ich, das entspricht meiner Persönlichkeit», sagt Gabriele Graziano schmunzelnd, angesprochen auf die äusserst gechillte Stimmung auf seinem Album «Within». Als Hörer fühlt man sich in eine Bar in der Karibik versetzt, den passenden Soundtrack eines sonnigen Nachmittags im Ohr und einen feinen Drink in der Hand. Die zumeist elektronischen Klänge spinnen ein Netz, in das man sich fallen lässt. Entspannung pur.
Vielleicht kommen da auch seine familiären Wurzeln zum Vorschein. Grazianos Vater stammt aus Italien, seine Mutter aus Brasilien. Da steckt viel Sonne drin. Er selbst ist in Dottikon aufgewachsen, hat dort die Bez und in Wohlen die Kanti besucht. Noch immer lebt er im Freiamt. Doch dank seiner Musik ist er heute weltweit unterwegs, «Durch die heutigen technischen Möglichkeiten ist es fast egal, wo man selbst ist. Ich kann auf einer Alphütte oder auf einer einsamen Insel ein Album aufnehmen oder mich mit anderen Künstlern austauschen», sagt er.
Am iMac der Mutter fing alles an
Seine eigene Musik entsteht meist in seinem Zimmer in der elterlichen Wohnung. Es ist vollgestopft mit elektronischen Tools, mit einem Mac als eigentlichem Zentrum. Auf einem solchen hat Gabiga seine ersten musikalischen Schritte unternommen. Es war das Gerät seiner Mutter und die GarageBand-App, mit der er als Jugendlicher seine ersten Beats produzierte und das Feuer für die Musik entfachte. Doch der 24-Jährige beherrscht nicht nur den Computer, er spielt auch mehrere Instrumente: Gitarre, Bass und Klavier. «Mein Onkel hat Gitarre gespielt, das fand ich cool. Das wollte ich auch. Das meiste habe ich mir dann selbst beigebracht», erklärt er.
Ihn fasziniert, was mit der heutigen Technik alles möglich ist. Oft verbringt er ganze Nächte vor seinem Computer und feilt an seinen Songs. «Ich will ein Gespür entwickeln für den richtigen Sound. Es ist wie ein Training, ein Aufwärmen oder eine Fingerübung vor dem grossen Auftritt. Nach und nach entwickelt sich aus den Schnipseln dann ein Song», erklärt er. Seit gut fünf Jahren teilt er seine Musik auch mit der Öffentlichkeit, dank der Sozialen Medien ist dies heute kein Problem. «Zu Beginn habe ich einige Videos auf Instagram hochgeladen. Und schon bald kamen die ersten Reaktionen», schaut er auf die Anfänge zurück.
Wertvolle Zusammenarbeit mit anderen Künstlern
Und später kamen auch die ersten Anfragen von anderen Künstlern. Etwa von der Wohler Sängerin Marlin, die er aus seiner Kantizeit kennt und für die er bisher sämtliche Musik produziert hat. Aber auch Benjamin Amaru, im März 2019 zum «Best Talent» gekürt, oder Naomi Lareine greifen gerne auf seine Dienste zurück. Mit ihnen steht er zum Teil auch auf der Bühne. «Daran muss ich mich noch gewöhnen, Mir ist es im Studio immer noch wohler», schmunzelt er. Aber er hätte durchaus Lust, auch seine eigenen Sachen einmal live zu spielen. «Wieso auch nicht?», sagt er. Seine Musik passt doch bestens an ein sommerliches Open Air.
Während er häufig mit Sängern und Sängerinnen zusammenarbeitet, ist sein erstes eigenes Album doch rein instrumental. Musikalisch entstanden ist ein Mix aus R ’n’B und Neo-Soul, unterlegt mit Beats aus dem Hip-Hop. Sogar Anleihen aus dem Jazz sind zu finden. Eigene Songs wechseln sich ab mit solchen, in denen er mit anderen Künstlern zusammenarbeitet. Ihm gefällt seine Doppelrolle. Seine eigene Musik zu entwickeln und mit anderen Künstlern zu kollaborieren und ihre Songs zu produzieren. So wie mit dem Mundart-Rapper Luuk. «Beides hat seinen Reiz. Von der Zusammenarbeit profitiere ich. Und ich kann immer mehr meine eigene Visionen entwickeln.» Das Feedback, welches er erhält, ist äusserst positiv, in der Szene ist man längst auf den jungen Freiämter aufmerksam geworden. Beziehungen seien wichtig, ist sich Gabiga bewusst. «Es wird so viel Musik veröffentlicht. Und niemand wartet auf mich. Es braucht auch etwas Glück, dass man an die richtigen Leute gerät.»
Nach der Ausbildung voll auf Musik setzen
Dank Beziehungen kam er auch in Kontakt zum deutschen Label Casual Low Grind, welches nun sein Album herausbringt. Gabiga schätzt die Zusammenarbeit. «Die Leute da haben viel Erfahrung. Die Zusammenarbeit hat mir geholfen. Ich habe ja Unmengen von Beats. Sie konnten mir Tipps geben, was funktioniert und was nicht», schaut er auf diese Zeit zurück. Und das Label hat zudem eine limitierte Vinyl-Platte produzieren lassen. Mit dem Ergebnis ist der Dottiker sehr zufrieden. Er ist damit nicht viel Geld zu verdienen, das ist ihm bewusst. «Aber ich habe eine Art Visitenkarte, die ich vorlegen kann. Und die mir hilft, weitere Türen zu öffnen», sagt er.
Es ist sein Plan, später einmal von der Musik zu leben. Aktuell aber ist er noch in der Ausbildung zum Wirtschaftsfachmann. Im Sommer beendet er sein letztes Praktikum und macht seinen Abschluss. «Die Ausbildung hilft mir sicher, wenn ich mich als Musiker und Produzent selbstständig machen will», sagt er. Und genau das will er ab Sommer tun – sich voll auf das konzentrieren, was er am liebsten macht. Dass dies kein einfacher Weg ist, weiss er. «Der Markt in der Schweiz ist limitiert.» Darum ist es wichtig, sich auch international einen Namen zu machen. Die heutige Technik und die sozialen Medien machen das möglich. Letztlich braucht es aber auch den passenden Sound zur richtigen Zeit. Und dass Gabiga diesen produzieren kann, macht sein erstes Album mehr als deutlich.