Alter schützt vor Ehrgeiz nicht
16.08.2023 Radsport, SportArgovia Vittoria-Fischer Cup in Hägglingen
239 Radsportler starteten am Argovia Vittoria-Fischer Cup in Hägglingen. Bei den hohen Temperaturen ist neben einigen Lokalmatadoren in erster Linie ein Senior herausgestochen.
Josip ...
Argovia Vittoria-Fischer Cup in Hägglingen
239 Radsportler starteten am Argovia Vittoria-Fischer Cup in Hägglingen. Bei den hohen Temperaturen ist neben einigen Lokalmatadoren in erster Linie ein Senior herausgestochen.
Josip Lasic
Die Sonne brennt erbarmungslos um die Mittagszeit auf Hägglingen runter. Die Temperaturen nahe der 30-Grad-Grenze laden nicht dazu ein, sich sportlich zu betätigen. Schon gar nicht in einer Uniform. Genau das tun aber die 15 Teilnehmer beim Militärrennen am Argovia Vittoria-Fischer Cup.
Unter ihnen ist René Scherer aus Untersiggenthal. 77 Jahre alt und trotzdem mit Vollgas dabei. «Ich mache das schon seit Jahren. Jetzt gebe ich etwas ab, aber es macht mir immer noch grosse Freude», sagt er. «Die Hauptmotivation, um dabei zu sein, ist die Kameradschaft.» Diese ist spürbar. Jeder Militärrennfahrer wird nach der Zieleinkunft sofort von den Kollegen herzlich in Empfang genommen und zu seiner Leistung beglückwünscht. Dieser Spirit bedeutet René Scherer enorm viel. «Seit 1984 bestreite ich solche Rennen. Angefangen hat alles mit den Rennen von St. Gallen nach Zürich.» Diese gibt es leider nicht mehr. Scherer betont aber, dass die Aargauer Sektion des Militärsport-Verbands von ihrem Präsidenten Walter Riedwyl so gut geführt wird, dass er diese einfach unterstützen müsse. «Völlig unabhängig vom Alter», ergänzt er lächelnd. Und so sind rund 150 Militärrennen zusammengekommen, die Scherer bisher absolviert hat. «Oder 160. Ich erinnere mich nicht mehr so genau. Aber es waren mindestens so viele.»
Riedwyl, 14 Jahre jünger als Scherer, holt sich den 5. Rang im Rennen. Trotz seiner 77 Jahre ist der älteste Fahrer im gesamten Teilnehmerfeld aber immer noch ehrgeizig. «Ganz vorne kann ich nicht mehr mitmischen. Aber mein Ziel ist es, jeweils nicht Letzter zu werden. Es gibt immer wieder jüngere Fahrer, die ich hinter mir lassen kann. Das freut mich jedes Mal.»
Grund zur Freude ist auch in Hägglingen da. Scherer landet auf dem 10. Rang. Fünf Radsportler klassieren sich hinter ihm. Der Jüngste unter ihnen ist ganze 51 Jahre jünger als der sportliche Senior. Das Rennen gewinnt Thomas Probst aus Starrkirch-Wil.
Starke Hägglinger vor eigener Haustür
Auch einige Einheimische wussten zu überzeugen. In der Elite-Kategorie der Männer holt sich der Hägglinger Gian Bütikofer unter 22 Fahrern den 7. Rang. Sein jüngerer Bruder Yves wird in der U19-Kategorie sogar Dritter. Ein weiterer Hägglinger kann in seiner Kategorie sogar den Sieg holen. Daniel Huser, früher Schweizer Meister und EM-Dritter im Motocross, wird Erster in der Kategorie «Fun Männer 1». Einziger Wermutstropfen: Im Gegensatz zu den Bütikofer-Brüdern fährt der ehemalige Motorsportler nicht für den VC Hägglingen, sondern für den RC Gränichen.
Mit der A-Kader-Fahrerin Michelle Andres war sogar die aktuell stärkste Radsportlerin aus Hägglingen vor Ort. Von der WM in Glasgow ist sie direkt angereist, um ihren Stammverein bei der Durchführung des Events zu unterstützen. Andres als Speakerin hat vielleicht den einen oder anderen Fahrer dazu animiert, noch ein paar Prozent mehr aus sich herauszuholen. Und wem das nicht reicht, der kann sich eine Scheibe von René Scherer abschneiden.
Alle Resultate findet man unter: www.argoviacup.ch.