Eine Festtradition begründen
10.12.2021 BremgartenKonzept des Stadtfestes 2023 vorgestellt
In gut 18 Monaten soll das Städtli vier Tage lang zum Tollhaus werden. Die Organisatoren hoffen, mit einem eigenen, regelmässigen Stadtfest eine erfolgreiche «Marke» für Bremgarten schaffen zu können. ...
Konzept des Stadtfestes 2023 vorgestellt
In gut 18 Monaten soll das Städtli vier Tage lang zum Tollhaus werden. Die Organisatoren hoffen, mit einem eigenen, regelmässigen Stadtfest eine erfolgreiche «Marke» für Bremgarten schaffen zu können.
Marco Huwyler
Es fällt einem zugegebenermassen schwer, momentan an ein ausgelassenes Volksfest mit mehreren Zehntausend Besuchern zu denken. «Doch wir sind optimistisch veranlagt», sagt Stephan Troxler an diesem kalten Vorweihnachtstag unter seiner Virusschutzmaske. «Im Sommer 2023 wird die Welt wieder eine ganz andere sein.» Der Präsident von Bremgarten Tourismus gehört zu den Initianten, die in gut 18 Monaten das erste von hoffentlich vielen Bremgarter Stadtfesten durchführen wollen. Nach der Premiere 2023 soll sich das Volksfest nämlich im Städtli etablieren und alle sieben Jahre eine Neuauflage erfahren.
Ein Highlight für alle
«Die Überlegung dahinter war, dass das jedes Bremgarter Schulkind mindestens einmal erlebt haben soll», sagt Stadtammann Raymond Tellenbach. Das Stadtfest – dessen endgültiger Name noch bestimmt werden soll – wird jeweils vier Tage lang von Donnerstag bis Samstag dauern und sich über verschiedene Bereiche in der Stadt erstrecken. Das Konzept sieht dabei mehrere sogenannte «Festinseln» mit ihren jeweiligen Festbühnen vor, die sich thematisch voneinander unterscheiden und so verschiedene Ansprüche und Geschmäcker abdecken. Die Organisatoren möchten zudem möglichst viele Vereine und Kulturschaffende in die Festgestaltung miteinbeziehen und ihnen die Gelegenheit geben, ihre Kreativität auszuleben und finanziell vom Grossanlass zu profitieren.
Der Zutritt aufs Festgelände soll bis auf wenige Ausnahmen für Besucher gratis bleiben und einer breiten Bevölkerung die Vielfalt des Städtli und seiner Bewohner zeigen.
So will man noch bekannter werden und das positive Image Bremgartens weiter verbessern. Von der Grösse her soll der neue Anlass ungefähr die Dimension des Stadtfestes von 2009 erreichen, als Bremgarten sein 800-Jahr-Jubiläum feierte und Zehntausende Besucher von nah und fern ins Städtli lockte.
«Einmalige Erlebnisse schaffen»
Das Bremgarter Stadtfest 2023 soll ein Highlight werden, an das man sich lange erinnert
«Auf Festinseln durch die Stadt» – so lautet die Konzeptidee des Stadtfests Bremgarten, das in rund eineinhalb Jahren zum ersten Mal stattfinden soll.
Marco Huwyler
Anfang dieser Woche hat das OK der Badenfahrt die Eckpunkte für die nächste Ausgabe des grössten regelmässigen Volksfests im Aargau vorgestellt. Bereits rund zwei Monate davor – vom 22. bis zum 25. Juni 2023 – soll ihm jedoch ein anderes kantonales Feier-Highlight vorausgehen. Die erste Ausgabe des Bremgarter Stadtfestes.
«Die Badener können sich warm anziehen», witzelt Stadtschreiber Beat Neuenschwander. Eine ernsthafte Konkurrenz zur Limmatstadt ist natürlich nicht geplant. Zumindest was die Grössendimensionen angeht. Und dennoch ist es ambitioniert, was die Mitglieder des Organisationskomitees an diesem Donnerstagmorgen vorstellen, und gemahnt in manchem durchaus an das Kultfest in der Bäderstadt. Ab 2023 soll in Bremgarten nämlich alle sieben Jahre am letzten Wochenende vor den Sommerferien ein wiederkehrendes Volksfest stattfinden. Ziel ist es, eine eigene «Marke» zu entwickeln und diese in der Region und darüber hinaus zu etablieren.
Stephan Troxler war einer der Haupttreiber der Idee. «Ich fand es schade, dass man im Städtli immer einen speziellen Grund – wie etwa ein Jubiläum oder eine Einweihung – suchen musste für ein grösseres offizielles Fest», erklärt er. «Meiner Ansicht nach braucht Bremgarten aber keinen solchen Grund. Bremgarten sollte selbst der Grund sein mit seiner Schönheit und seinen tollen Einwohnern und sich entsprechend voller Stolz regelmässig einem breiten Publikum präsentieren.» Mit diesem Anliegen stiess Troxler auf viele offene Ohren. Bereits 2018 nahm der Stadtrat die Idee auf. Nun steht sie vor der Umsetzung.
«Insel-Hopping» durch die Stadt
Das Konzept sieht es vor, dass es mehrere sogenannte thematisch voneinander abgetrennte «Festinseln» an diversen Standorten der Stadt gibt. Zentrum einer solchen Insel soll jeweils eine Bühne sein. «Dort soll über die vier Tage hinweg unter einem bestimmten Motto immer etwas Kulturelles laufen», sagt Stadtammann Raymond Tellenbach. «Das können verschiedene Konzerte einer bestimmten Musikstilrichtung oder auch andere Darbietungen sein.» Rund um diese Bühnen werden sich Festbeizen gruppieren, die von lokalen Vereinen oder Firmen betrieben werden. Je nach Lust und Laune können sich die Festbesucher dann frei zwischen diesen unterschiedlichen «Inseln» oder «Festdörfern» bewegen. Die Inseln sollen optisch miteinander verbunden sein – mit Lichtern oder mit Marktständen – und die Festbesucher so zum Zirkulieren einladen. Auf jeder Insel sollen zudem auch unterschiedliche Verpflegungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, sodass ein kunterbuntes, bewegtes Stadtfest für unterschiedlichste Vorlieben entsteht. «Wir denken, dass ein solches ‹Wandern› während eines Festes besonders gut zu Bremgarten passt – wir kennen es ja bestens von unseren vielen Märkten», schmunzelt Tellenbach.
Kreativität wird honoriert
Das Organisationskomitee hat sich auf diese Weise bewusst gegen einen einzigen Festmittelpunkt entschieden. «Das war ein wichtiger Punkt bei der Planung», sagt Troxler. «Wir möchten unbedingt verhindern, dass sich alles auf einen Ort konzentriert und einzelne Vereine mit ihren Ständen an ‹Randorten› nur wenig Beachtung haben.» Überhaupt ist es den Veranstaltern ein Anliegen, dass die rund 200 Bremgarter Vereine vom Stadtfest so gut als möglich profitieren und im Mittelpunkt stehen. «Gerade während dieser Zeit, wo viele mit Mitgliederschwund zu kämpfen haben», betont Troxler. «Wir möchten ihnen eine Bühne geben, dass ihre wichtige Arbeit für die Gemeinschaft wahrgenommen wird und sie ihren Vereinszweck präsentieren können.» Deshalb haben die Organisatoren vieles in die Wege geleitet, dass das Stadtfest nicht zum Minusgeschäft für die Stand- und Beizbetreiber werden wird. «Es ist angedacht, dass wir viele Fixkosten wie Strom, Wasser, Leitungen, Abfallentsorgung, Werbung, Sicherheit, Künstler-Gagen usw. übernehmen», sagt Tellenbach. «So sollen die Vereine die Möglichkeit erhalten, bei normalem Festverlauf Geld zu verdienen.» Auch dem lokalen Gewerbe stehe es offen, sich mit eigenen Aktivitäten und Ständen am Festbetrieb zu beteiligen. Honoriert werden zudem Kreativität, Aufwand, Vielfalt und Aufmachung der Stände. «Wir können uns zum Beispiel vorstellen, dass ein besonders aufwendig und schön gestalteter Stand weniger Abgaben verrichten muss als ein Nullachtfünfzehn-Zelt», sagt der Stadtammann.
Bekannte Anlässe werden eingebunden
Neben den kleinen «Inselbühnen» mit ihren Beizen und Ständen werden grössere Bremgarter Veranstaltungen des Sommers in das Stadtfest eingegliedert, wie das Badi-Fäscht zum 50-Jahr-Jubiläum der Badi, der Schlagerwahnsinn, das Reussfoodfestival und das Jugendfest. Begleitet werden soll all dies von weiteren attraktiven Rahmenprogrammen wie Seifenkistenrennen, Open-Air-Kino, Feuerwerk, Ausstellungen usw. Konkret ist all dies indes noch nicht. Als weiteres Vorgehen will man zuerst die Stimmung und Bereitschaft bei den lokalen Vereinen weiter sondieren. Am 16. Dezember um 20 Uhr findet zu diesem Zweck im Casino eine lockere Informations- und Austauschveranstaltung statt, an der Interessierte teilnehmen können. «Wir haben Stand heute bereits 44 Anmeldungen dafür», sagt Neuenschwander. «Auch Ad-hoc-Gruppierungen und Firmen sind eingeladen. Es geht in einem ersten Schritt darum, vorzuinformieren und zu vermitteln. Beispielsweise sind Vereinskooperationen gut denkbar und erwünscht», erklärt der Stadtschreiber.
Das zeigt: Trotz vielen konkreten Ideen und einer durchdachten Konzeptidee steckt das grosse Projekt noch in den Kinderschuhen. Zum Beispiel ist auch der Name des neuen Bremgarter Traditionsfestes in spe noch nicht festgelegt. «Wir werden dafür einen Wettbewerb veranstalten, an dem jeder mitmachen kann», sagt Tellenbach. «Der Sieger erhält einen Ballonflug über die Reuss.»
Zuversicht in schwierigen Zeiten
Angesichts dieser grossen Pläne und Visionen bleibt zu hoffen, dass die Pandemielage 2023 ein Fest überhaupt zulässt. Die Vorbereitungen darauf werden bei den momentanen Fallzahlen auf jeden Fall nicht einfach. «Doch das darf für uns kein Hinderungsgrund sein», betont Troxler. «Irgendwann ist der Spuk hoffentlich endlich vorbei – und bis dahin wollen wir nicht den Kopf in den Sand stecken, das ist keine Option.» Zudem finde der Anlass im Sommer statt, wo die Coronalage in Vergangenheit immer etwas entspannter gewesen sei.
Auch Tellenbach zeigt sich zuversichtlich. «Ich spüre eine grosse Bereitschaft in Bremgarten, etwas Erinnerungswürdiges, Spezielles auf die Beine zu stellen», sagt der Stadtammann. «Jedes Kind soll sich daran erinnern und Unvergessliches erleben. Wenn es in 30 Jahren heisst: ‹Weisst du noch, das Stadtfest 2023?›, dann haben wir unser Ziel erreicht.»




