Anfassen, staunen, geniessen
13.10.2023 BremgartenBald ist Markt der Vielfalt
Am 21. und 22. Oktober findet in Bremgarten der Markt der Vielfalt statt. Motto des historischen Handwerkermarktes ist dieses Jahr «Vom Schaf zum Kleid.» Mit 69 Ständen nehmen daran so viele wie noch nie teil. --huy
...Bald ist Markt der Vielfalt
Am 21. und 22. Oktober findet in Bremgarten der Markt der Vielfalt statt. Motto des historischen Handwerkermarktes ist dieses Jahr «Vom Schaf zum Kleid.» Mit 69 Ständen nehmen daran so viele wie noch nie teil. --huy
Vorschau auf den Markt der Vielfalt vom 21. und 22. Oktober
Der abwechslungsreichste Markt des Jahres steht vor der Tür. Wie üblich lockt der Markt der Vielfalt auch 2023 mit seinen vier verschiedenen sich wunderbar ergänzenden Marktteilen. Das historische Handwerk in den hinteren Gassen der Oberstadt verzeichnet heuer gar einen neuen Teilnehmerrekord.
Marco Huwyler
«Vom Schaf zum Gewand», lautet das Motto, das sich das zehnköpfige OK des historischen Handwerkermarktes 2023 auf die Fahne geschrieben hat. Der Marktteil mit Zentrum beim Schellenhausplatz ist für viele Familien, Haptiker und Geschichtsbegeisterte eines der grossen Highlights des Jahres. Denn hier kann man verloren geglaubtes Handwerk hautnah erleben und selber ausprobieren.
Nicht fehlen dürfen natürlich die Stammgäste und Publikumsmagneten wie der Hufschmid auf dem Zeughausplatz oder das mittelalterliche Rammbock-Spektakel des Cevi gleich daneben. Wobei die Ausstellung im Zeughaus wie üblich ganz dem Motto des Jahres gewidmet ist. Heuer eben: das Schaf als Rohstoffproduzent unserer Kleidung.
Maskottchen statt echte Schafe
Da läge es eigentlich auf der Hand, dass ein paar der wolligen Tierchen auch als Stargäste zum Bestaunen und Anfassen vor dem Zeughaus zugegen sein würden – schliesslich sind Tiere (etwa Pferde, Hunde und Hühner) am Markt der Vielfalt eh keine Seltenheit. Doch lebendige Schafe wird man am Samstag und Sonntag in einer Woche vergebens suchen in Bremgartens Altstädtli. «Wir haben uns das zwar überlegt», sagt Susanna Vanek, im OK für die Kommunikation zuständig. «Doch nach Abklärungen und Abwägungen haben wir uns dagegen entschieden – hauptsächlich des Tierwohls wegen.» Dem Stress eines menschlichen Marktwochenendes wollte man die Schafe nicht aussetzen, zumal es schwer geworden wäre mit dem Platz, damit diese tierschutzgerecht auch eine Rückzugsmöglichkeit gehabt hätten. «Denn hier unterscheiden sich Schafe von Hunden oder Pferden nochmals. Sie sind grosse Menschenansammlungen eher nicht gewohnt und geraten dementsprechend schneller in Stress.»
Sicher vernünftig also, dass die Spezies zu Hause bleiben darf. Ganz auf die Visualisierung der tierischen Kleidungsrohstofflieferanten verzichtet haben die Organisatoren dennoch nicht. «Wir haben nämlich zum ersten Mal in unserer Geschichte Maskottchen bekommen», lacht Vanek. OK-Mitglied und Bildhauer Alex Schaufelbühl hat eigens für den diesjährigen Handwerkermarkt zwei stattliche Schafmodelle erschaffen, die wohl eingangs des Zeughauses aufgestellt werden. Die beiden machen was her und versinnbildlichen das Motto exzellent – bloss scheren kann man sie selbstredend nicht.
Aha-Erlebnisse
So wird der Weg der Wolle bis zu Pullover und Kappe erst ab der Schur gezeigt. Was der Faszination dieses handwerklichen Prozesses indes kaum einen Abbruch tut. Denn von der Wolle im Urzustand über das Spinnen (am Handwerkermarkt selbstredend von Hand) über das Weben bis hin zum Färben wird beim Zeughaus alles hautnah zu erleben sein. «Ich denke, dass viele Kinder, aber auch Erwachsene dabei ein Aha-Erlebnis haben werden», sagt Vanek. Schliesslich mache man sich im Alltag ja kaum Gedanken, wie so ein Kleidungsstück entsteht und wo es herkommt. «Irgendwo aus China halt», sagt Vanek. Am Markt der Vielfalt dagegen ist dieser Prozess einer zum Anfassen. «So, wie es unserer Philosophie entspricht. In einer schnelllebigen, digitalisierten Welt will der Markt der Vielfalt ein haptischer Kontrastpunkt sein.»
Mit diesem Konzept fahren die Verantwortlichen seit Jahren bestens. Dass sich gerade auch der historische Handwerkermarkt nicht bloss bei den Besuchern, sondern auch bei Marktfahrern und Schaustellern grosser Beliebtheit erfreut, ist nicht selbstverständlich. Denn monetär gibts hier nicht viel zu gewinnen – schliesslich geht es primär ums Zeigen des Handwerks und erst an zweiter Stelle ums Verkaufen. Antrittsgebühren gibt es – anders als bei vergleichbaren Veranstaltungen – in Bremgarten auch dieses Jahr keine. Dennoch sind 2023 ganze 69 Stände Teil des historischen Handwerkermarktes. Ein neuer Rekord. «Das ist unglaublich schön», findet Vanek. «Es zeigt, dass dieser Markt bei vielen einen besonderen Stellenwert geniesst und wir uns einen Ruf aufgebaut haben mit unserer speziellen Atmosphäre, Stimmung und Kulisse.» Die Langjährigen kämen gerne wieder und Neue seien interessiert. «Genauso muss es sein», findet Vanek lächelnd.
Vielfalt – eine Erfolgsformel
Zum Erfolg des historischen Handwerkermarktes trägt indes gewiss auch bei, dass er traditionell Teil eines vollkommenen und ungemein vielfältigen Bremgarter Markterlebnisses sein darf. Mit dem grossen Herbstmarkt vom Altstadteingang beim Stadtschulhaus bis über die Holzbrücke, der «Brocante» – dem traditionellen Flohmarkt im Casino – und dem faszinierenden Mittelaltermarkt, dessen Mischung aus schrill und altbacken seit jeher ein grosses Publikum und viele Kauflustige anzuziehen vermag, ergänzen sich die vielfältigen Marktteile perfekt zu einem ganz speziellen Marktjahreshighlight. Es ist deshalb 2023 wie jedes Jahr: Auf das vierte Wochenende des Oktobers darf man sich in Bremgarten besonders freuen.