Fleiss der Küntener?
11.08.2023 Künten, Region BremgartenSommerserie «Kunst im öffentlichen Raum»: Künter Kreiselschmuck
Seit Sommer 2009 steht auf dem damals neu gebauten Kreisel in Richtung Busslingen und Stetten eine Biene aus Chromstahl. Bereits bei der Einweihung ein Jahr später rätselte ...
Sommerserie «Kunst im öffentlichen Raum»: Künter Kreiselschmuck
Seit Sommer 2009 steht auf dem damals neu gebauten Kreisel in Richtung Busslingen und Stetten eine Biene aus Chromstahl. Bereits bei der Einweihung ein Jahr später rätselte Regierungsrat Urs Hofmann über deren Bedeutung.
Roger Wetli
«Ist hier wohl der Fleiss der Küntener gemeint? Oder deren Organisationstalent? Oder stellt es gar die Milch und den Honig dar, von welchen viele Auswärtige glauben, dass sie hier fliessen?», fragte sich der damalige Regierungsrat Urs Hofmann anlässlich der 48-Stunden-Feier im Juni 2010, mit der das Dorf neben der Kreiseleinweihung ein Jugendfest und sein 850-jähriges Bestehen feierte. Die Antwort gibt 13 Jahre später der Ersteller und Berner Künstler Housi Knecht: «Bei solchen Werken achte ich mich immer darauf, was es Spezielles im Dorf gibt. Die Biene war nicht von Anfang an geplant. Trotzdem bin ich über die Firma Bienen Meier AG auf dieses Tier gekommen. Mit dem Unternehmen war ich aber nie in Kontakt.» Er habe den Verantwortlichen zwei, drei Vorschläge gemacht und dann den Zuschlag erhalten.
In bester Gesellschaft
Den Kontakt zum Künstler stellte der damalige Künter Gemeinderat Emil Meier her. Der ehemalige Gemeindeammann Werner Fischer erinnert sich: «Der Gemeinderat besuchte Housi Knecht in seiner Werkstatt in Bern anlässlich einer Gemeinderatsreise. Da wurde dann klar, dass es eine Biene werden sollte. Knecht offerierte uns dann eine sehr überzeugende Lösung inklusive vorteilhaftem Preis.» Die Kosten hätten gegen 20 000 Franken betragen. «Erst danach haben wir nach einem Sponsor gesucht und mit dem Eigentümer des grössten Arbeitgebers von Künten einen grossen Donator gefunden», so Fischer. Die Symbolik der Biene deutet er folgendermassen: «Mit dem Tier kann man verschiedene Assoziationen zu Künten verbinden, wie zum Beispiel den Hintergrund des Donators, nämlich Bienen Meier, oder dass alle Küntenerinnen und Küntener fleissige Bienen sind.»
Beim Kunstwerk handelt es sich um eine Chromstahlproduktion: «Ich erstellte eine 1:1-Vorlage aus Karton», erklärt Housi Knecht, der seit den 1970er-Jahren als freischaffender Künstler tätig ist und dessen Markenzeichen geschwungene Formen wurden. «Dieser Schwung passt auch gut zum Dorf. Es symbolisiert eine Bewegung und eine Flugbahn. Es ist eine positiv dynamische Kunst. Ich habe immer noch Freude an diesem Werk.» Auf seiner Website befinden sich Fotos der Künter Biene zwischen Kunstwerken an amerikanischen Universitäten, vor Firmengebäuden in Deutschland und der Schweiz oder etwa vor dem Verwaltungsgebäude der Schweizerischen Metall-Union.
Wichtiger Teil dieser Kreiselskulptur ist aber auch die Bepflanzung: «Sie besteht aus roten und weissen Rosen, analog den Farben des Künter Wappens», weiss Werner Fischer und greift die Analogie des Tieres nochmals auf: «Jahrelang pflegten zwei fleissige Bienen von Künten unentgeltlich die Rosen, damit es bei der Einfahrt ins Dorf eine Gattung machte.»
Ursprünglich kein Kreisel vorgesehen
Wie fleissig die Küntener tatsächlich sind, zeigte nicht nur das rauschende Einweihungsfest, sondern auch die Tatsache, dass in Künten überhaupt der damals 117. Aargauer Kreisel gebaut werden durfte. «Er entstand bei der Sanierung der Strasse nach Busslingen inklusive Erstellung des Radweges und war gemäss ursprünglichem kantonalem Plan nicht vorgesehen. Der Kanton hatte zuerst eine Einlaufbremse mit dahinterliegender Kreuzung nach Stetten geplant», so der ehemalige Gemeindeammann. Allerdings habe der Gemeinderat das ursprüngliche Projekt als suboptimal erachtet und ein gewisses Unfallrisiko gesehen. «Es stellte sich die Frage, wieso eigentlich kein Kreisel projektiert wurde», so Fischer. Gemäss Kanton werde in der Regel bei nur einer Abzweigung kein Kreisel projektiert. «Der Kanton anerkannte hier aber, dass die Sicherheit der Radwegüberführung in die Hauptstrasse neu beurteilt werden musste. Die Lösung war dann die Realisation der Radwegüberführung in Kombination mit einem Kreisel, weil dieser die Geschwindigkeit der einfahrenden Fahrzeuge auch bei sehr widrigen Wetterbedingungen, wie zum Beispiel Nebel, besser gewährleistet.» Damit sei Künten zu seinem eigentlich anfangs ungeplanten und einzigen Kreisel gekommen. Und Werner Fischer betont: «Als diese Tatsache klar wurde, war es im Gemeinderat unbestritten, den Kreisel mit einem Schmuck zu versehen.»
Wegzug der Biene abgelehnt
Der Bienenkreisel wirkt bis heute. So war es für Housi Knecht damals der erste solche Auftrag, auf den weitere folgten. «Zudem bestellte der Künter Gemeinderat für das Atrium im Gemeindehaus noch ein weiteres Kunstwerk bei mir», freut sich der Berner. Und Werner Fischer weiss noch eine weitere Anekdote: «Vor Jahren erhielten wir von einer Künter Firma die Anfrage, ob sie bei der geplanten Umsiedlung die Biene für ihr neues Areal mitnehmen dürfe. Dem konnte der Gemeinderat natürlich nicht zustimmen. Denn sie steht schliesslich für den Fleiss der Künter Bevölkerung; wo kämen wir dann hin ohne diese Biene?»