Wenn der Wurm mal drin ist
11.07.2023 Sarmenstorf, Region UnterfreiamtSarmenstorf feiert die Einweihung des Lindenplatzes, obwohl dieser noch nicht fertig ist
Er befindet sich mitten im Dorf und eignet sich bestens als Fest- und Begegnungsplatz. Bislang diente die Fläche aber vor allem als Parkplatz. Nun hat die Gemeinde reagiert und ...
Sarmenstorf feiert die Einweihung des Lindenplatzes, obwohl dieser noch nicht fertig ist
Er befindet sich mitten im Dorf und eignet sich bestens als Fest- und Begegnungsplatz. Bislang diente die Fläche aber vor allem als Parkplatz. Nun hat die Gemeinde reagiert und den Lindenplatz saniert. Und ist auf viele Probleme gestossen.
Chregi Hansen
An diesem Abend ist das Zentrum mit viel Leben erfüllt. Die einen machen sich auf den Weg zur Schuldisco, die anderen warten auf die Einweihung des Lindenplatzes. Auf der Marktstrasse rauscht der Feierabendverkehr vorbei, zwischendurch hält ein Bus an der provisorischen Haltestelle und lädt Passagiere ein. Derweil verlassen die letzten Gäste das Café Ruckli und fahren heim.
Mehr Leben ins Zentrum bringen, das ist auch der Wunsch der Gemeinde. Und dabei hat der Lindenplatz eine wichtige Funktion. Mitten im Dorf über eine grosse freie Fläche zu verfügen, das hat Vorteile. Bisher wurde der Platz aber kaum als Begegnungsort genutzt. Sondern mehrheitlich als Gratis-Parkplatz. «Wir hatten Pendler aus Nachbargemeinden, die ihr Auto hier stehen gelassen haben und dann auf den Bus stiegen», berichtet Ammann Mäni Baur. Manche Fahrzeuge wurden während Tagen oder gar Wochen abgestellt.
Zumindest das ist jetzt vorbei. Im November 2021 genehmigten die Einwohner einen Kredit in der Höhe von 500 000 Franken für die Sanierung und Neugestaltung des Platzes. Es war bereits der dritte Anlauf für dieses Projekt. Die Idee einer Tiefgarage ist längst verworfen und die Kosten im dritten Anlauf sind deutlich gesenkt worden. Doch von Problemen blieb die Gemeinde weiterhin nicht verschont. «Immer, wenn es sich um den Lindenplatz dreht, geht irgendetwas schief», sagt der Gemeindeammann an der Einweihungsfeier. Aber so sei es oft – wenn mal der Wurm drin ist in einem Projekt, dann bringe man ihn so schnell nicht raus.
Immer wieder Unterbrüche
Eigentlich sollte das Projekt schon lange abgeschlossen sein. Doch bei den Arbeiten gab es immer wieder Verzögerungen. Erst wurden beim Graben Knochen gefunden, was die Kantonsarchäologie alarmierte. Es handelte sich aber bloss um Tierknochen, welche vermutlich vom Bauernhof stammen, der einmal hier stand. Dann wieder erwies sich der Boden als nicht gut genug. Kaum ging es wieder los, führte der Kälteeinbruch im Winter zu einem Unterbruch der Arbeiten, dann wieder verhinderten Fasnacht und Militär den Abschluss der Arbeiten. «Und just zwei Tage vor dieser Einweihungsfeier sackte das Bushäuschen ab, da es offenbar auf einem alten Kanal steht, der nicht genug abgesichert war», schmunzelt Baur. So musste die Haltestelle kurzfristig einige Meter verlegt werden und das Fundament wird nochmals gemacht.
Nun aber feiert man den Abschluss der Arbeiten. Wenn auch erst ein Teil des Gesamtprojekts umgesetzt wurde. Realisiert wurden erst die verschiedenen Parkplatzzonen. Und auch da gibt es bereits Kritik. «Viele fragen, wann endlich der Belag draufkommt. Dabei haben wir uns bewusst für einen Kiesplatz entschieden», erklärt Baur. Ein Teerplatz sorge nur für zusätzliche Hitze. Im hinteren Teil wurde ein begrünter Schotterplatz eingebaut – er dient nur in Ausnahmefällen als Parkplatz und sonst als Festplatz. «Schliesslich ist Sarmenstorf bekannt als Festhütte», lacht der Ammann. Bereits gelohnt hat sich die Einführung von Parkgebühren – es stehen heute weniger Autos weniger lange auf dem Platz. Zudem gibt es neu auch zwei Ladestationen für Elektroautos.
Warten auf die Sanierung der Marktstrasse
Doch der eigentliche Platz unter den Linden, der später zu einem Begegnungsort werden soll, der konnte noch nicht angepackt werden. «Hier warten wir auf die Sanierung der Marktstrasse, dafür ist der Kanton zuständig», erklärt Architekt Stefan Hegi. Diese soll nächstes Jahr vor die «Gmeind» kommen. Es mache keinen Sinn, hier etwas zu bauen, das später allenfalls wieder weg muss. Doch Ideen gebe es schon einige, so Hegi weiter. So prüfe man den Bau einer kleinen Mauer, welche die Strasse vom Platz abtrennt und für etwas Schallschutz sorgt. Im Weiteren sollen hier unter den Linden Sitzgelegenheiten zum Verweilen einladen. Auch eine Petanque-Bahn kann sich Hegi vorstellen und brachte zur Einweihung gleich die passenden Kugeln mit. «Wir wollen einen Platz schaffen, der belebt und für alle zugänglich ist», erklärt Hegi weiter. Als provisorische Lösung wurden aus Bäumen aus dem eigenen Wald bereits drei Sitzbänke gemacht. «Wir haben mit einem absoluten Minimum an Budget versucht, wenigstens etwas Kleines zu machen», so der Architekt an der kleinen Feier.
Und so ist die Einweihung genau genommen ein Etikettenschwindel, wurde doch erst ein Teil der Arbeiten erledigt. Das stört die Sarmenstorfer und Sarmenstorferinnen nicht. Sie strömen an diesem Abend schneller auf den Platz als die Verantwortlichen Sitzbänke organisieren können. So macht das Dorf seinem Ruf als Festhütte alle Ehre. Und wenn dann die richtige Einweihung ansteht, kann man ja nochmals feiern. In diesem Dorf sowieso.