60 gemeinsame Jahre
07.11.2023 Islisberg, KelleramtVor 64 Jahren haben sie sich kennengelernt – im Jodlerklub Hard in Zürich. Vier Jahre später heirateten Sepp und Klara Limacher. Sechs Jahrzehnte sind seither vergangen, die Familie ist gewachsen. Das Singen ist nur eine der Leidenschaften, die das Paar aus Islisberg eng ...
Vor 64 Jahren haben sie sich kennengelernt – im Jodlerklub Hard in Zürich. Vier Jahre später heirateten Sepp und Klara Limacher. Sechs Jahrzehnte sind seither vergangen, die Familie ist gewachsen. Das Singen ist nur eine der Leidenschaften, die das Paar aus Islisberg eng verbinden. Beide engagierten sich beispielsweise in verschiedenen Ämtern im Dorf. --ake
Das Singen verband sie immer
Klara und Sepp Limacher aus Islisberg gehen seit 60 Jahren gemeinsam durchs Leben
«Schöner hätte es nicht sein können», sagen Klara und Sepp Limacher. Mit der ganzen Familie feierten sie ihre diamantene Hochzeit. Im Jodlerklub Hard lernten sie sich einst kennen. Nach gemeinsamen Jodelduetten folgte ein gemeinsames Leben. «Ein glückliches», sagen beide.
Annemarie Keusch
Sepp Limacher öffnet die Terrassentür. «Jetzt will ich Ihnen doch noch unseren Garten zeigen.» Ein Salatkopf nach dem anderen steht noch im Beet. «Mit der richtigen Methode haben wir bis im Frühling frischen Salat», sagt Klara Limacher und lacht. Das Gärtnern, es ist eine der gemeinsamen Leidenschaften der Eheleute. Und eine, der sie nach wie vor gerne nachgehen, auch wenn Sepp Limacher mittlerweile 88 Jahre, Klara Limacher 82 Jahre alt ist. «Die Familie hilft uns», sagt sie und lacht. Rasen mähen, das machen die Enkel, auch bei sonstigen Arbeiten können sie auf sie zählen. «Wir sind wunschlos glücklich», sagen die beiden.
Wobei, wenn sie ein paar Sekunden überlegen, kommt beiden ein Wunsch in den Sinn. «Dass wir noch möglichst lange gesund bleiben dürfen», sagt Klara Limacher. Ihr Mann nickt. Er lese immer noch täglich die Zeitung, informiere sich über das Geschehen. «Dass sie endlich Frieden machen in Gaza und in der Ukraine. Das wäre mein Wunsch.» Sie hätten es derart schön hier zu Hause in Islisberg, umgeben von Freunden und Familie. «Und in den Kriegsgebieten herrschen Not und Elend. Das beschäftigt mich.»
Vater kam an die ersten Proben
Die Limachers, sie leben nicht einfach für sich alleine. Sie nehmen wahr, was rundherum passiert, interessieren sich dafür. So war es schon immer. Sepp Limacher ist im Entlebuch aufgewachsen, auf einem abgelegenen Bauernhof. «Unsere Mutter offerierte dem Briefträger immer mal wieder einen Kaffee. So kam auch ich mit ihm ins Gespräch», erzählt er. Die Folge davon: Limacher will bei der Post arbeiten. Weil es im Kanton Luzern schon zu viele Anmeldungen hatte, wich er nach Zürich aus. Zuerst Betriebsbeamter, am Schluss während 20 Jahren Posthalter in Urdorf – er hat sein Leben lang bei der Post gearbeitet. Ein Mitarbeiter bei der Post war es auch, der ihn in den Jodlerklub führte.
In Zürich kreuzten sich ihre Wege erstmals. «Wir haben immer gesungen», sagt Klara Limacher. Sie ist in Islisberg aufgewachsen, im Haus, in dem sie immer noch mit ihrem Mann lebt. Trotzdem, einem Jodlerklub beizutreten, war für sie etwas Spezielles. «Früher gab es kaum Frauen in solchen Vereinen.» Ihr Vater aber habe sich gemeldet auf ein Inserat des Jodlerklubs Hard, der eine Jodlerin oder einen Jodler suchte. «Sie war damals 18-jährig. Ihr Vater kam mit ihr an die ersten Proben», erinnert sich Sepp Limacher. Der jungen Islisbergerin gefiels. Sie blieb.
Drei Kinder, neun Enkel, vier Urenkel
Klara Limacher erinnert sich noch genau an das erste gemeinsame Jodlerfest. Ein Paar waren sie damals noch nicht. «Ich sang im Duett, er begleitete uns auf dem Schwyzerörgeli», sagt sie. Wenig später sang sie im Duett mit Sepp Limacher. Es war der Anfang eines gemeinsamen Lebens. An der Wand ihres Wohnzimmers in Islisberg hängen mehrere Abzeichen, auch jenes als Ehrenveteranen. Beide jodelten 50 Jahre im Klub in Zürich, nach dessen Auflösung halfen sie in Hausen am Albis aus. «Vor ein paar Jahren haben wir aufgehört, altershalber», erklärt Klara Limacher. Singen, das tun sie aber weiterhin, im Kirchenchor.
Wenige Jahre nach dem ersten gemeinsamen Duett folgte die Hochzeit, das Zusammenziehen in Islisberg. «Ihre Eltern hatten ihr Haus kurz vorher gebaut. Es hatte Platz für zwei, später für drei Generationen.
Wir hatten es immer gut miteinander.» Sepp Limacher nimmts vorneweg. Drei Töchter komplettierten ihr Glück. Mittlerweile ist die Familie weiter gewachsen – neun Enkel und vier Urenkel gehören dazu. «Vorletzte Woche kam der vierte Urenkel zur Welt.» Stolz schwingt in der Stimme von Klara Limacher mit.
Grosses Engagement im Dorf
Das Singen und der Garten. Die Limachers verbindet viel. Das Engagement im Schwingklub Glatt- und Limmattal ist eine weitere gemeinsame Leidenschaft. Obwohl er nie selber geschwungen hat, bekleidete Sepp Limacher diverse Ämter – Protokollführer, OK Niklausschwinget, mittlerweile Ehrenmitglied des Zürcher Schwingverbands. Seine Frau und seine Töchter halfen immer mit, wenn Unterstützung gefragt war. «Früher gingen wir oft an Schwingfeste, mittlerweile verfolgen wir das Geschehen via Fernsehen», sagt Klara Limacher. Dann sitze Sepp Limacher am Tisch, mit Blick auf den Bildschirm, und führe Listen. Sein Lieblingsschwinger? «Joel Wicki, ein Entlebucher, wie ich. Im Herzen bin ich für die Innerschweizer.»
Sie engagierten sich und setzten sich für das ein, was ihnen wichtig ist. Das machen sie noch immer. 20 Jahre lang war Sepp Limacher im Gemeinderat Islisberg. «Ich habe mal an einer Gemeindeversammlung etwas gesagt, kurz nachher wurde ich angefragt.» Klara Limacher weiss: «Damals zählte das Dorf rund 160 Einwohner. Im Gemeinderat sollten fünf sein, die nicht miteinander verwandt sind. Dann war ein Zugezogener gerade richtig.» An der Trennung von Arni sei er massgeblich beteiligt gewesen. Immer noch trifft er sich mit damaligen Amtskollegen einmal monatlich zum Essen und zum Jassen. «Wenn die Jasskasse gefüllt ist, gehen wir mit unseren Frauen auf eine Reise.»
Aber nicht nur Sepp Limacher setzte seine Energie für die Allgemeinheit ein. Auch Klara Limacher war zwölf Jahre in der Kirchenpflege und engagierte sich im Frauenverein.
Die ganze Familie vereint
Mittlerweile nehmen es die Limachers ruhiger. Auch das grosse Fest zu ihrer diamantenen Hochzeit sollte gemütlich sein. «Keine Party», sagt Sepp Limacher. Alle seien gekommen, die ganze Familie. «Es war wunderbar.» Genau so, wie sie es sich gewünscht haben. Das gilt für das Fest, aber auch für das lange Leben miteinander. «Wir könnten es nirgends schöner haben», sagt Sepp Limacher. Jeden Tag wandert er eine Stunde durchs Dorf und trifft Leute an und geniesst auf Ruhebänken den Ausblick in die Alpen. Klara Limacher ergänzt: «Es geht uns gut, wir sind glücklich. Was wollen wir mehr?»