RÜSSTÜFELI
26.09.2025 Bremgarten, KolumneDie Fertigstellung der Totalsanierung eines Hauses, das seit fast einem halben Jahrtausend zu Bremgarten gehört und in das man nun vonseiten der Ortsbürger über 6
Millionen Franken gesteckt hat, will natürlich gebührend gefeiert sein. Und wie sich das für ...
Die Fertigstellung der Totalsanierung eines Hauses, das seit fast einem halben Jahrtausend zu Bremgarten gehört und in das man nun vonseiten der Ortsbürger über 6
Millionen Franken gesteckt hat, will natürlich gebührend gefeiert sein. Und wie sich das für eine standesgemässe Eröffnung gehört, gab es auch bei der Stierli-Haus-Einweihung diverse Ansprachen. Neben der stolzen Frau Vizeammann sprach auch der gerührte Metzger-Pächter und die glückliche Architektin des Prestigeprojekts vor einer versammelten Gästeschar am Eingang der Marktgasse. Nur ist es gar nicht so einfach, sich Gehör zu verschaffen, wenn man im Freien neben allerlei Altstadt-Alltagsgeräuschen spricht und kein Mikrofon zur Verfügung steht. Und so wurden bei der Stierli-Eröffnung gewiss ganz viele schöne Worte gesagt – bloss hören konnte sie kaum jemand. Auch das Rüsstüfeli nicht. Weshalb es im Nachgang für seine Berichterstattung vom Dienstag Nachforschungen anstellen musste. Zumindest ein kleiner Teil des Gesagten kam auf diesem Weg doch noch der interessierten Öffentlichkeit zugute.
Für ihre ab Dezember geplante Bodega in der Bremgarter Altstadt hat das Ehepaar Sanchez die nahezu ideale Örtlichkeit gefunden. Mitten in der Altstadt, in der perfekten Grösse, geschichtsträchtig, urchig, mit viel Charme und in der passenden Atmosphäre für solcherlei kommt es daher, das Kellergewölbe des Dosenbachhauses. Und doch hat das Ganze auch seine Tücken. Denn im Gegensatz zum Atelier im Erdgeschoss, das von weither gut ersichtlich mit viel Platz für Beschriftungen und sonst Nach-Aufmerksamkeit-Heischendem daherkommt, ist die künftige Wein- und Tapas-Stube nur über einen unscheinbaren Seiteneingang im schattigen und kaum frequentierten Bärengässli betretbar. Und das auch noch via Treppenhaus, wo die Bewohner des Gebäudes ein und aus gehen. Das Rüsstüfeli ist deshalb gespannt, wie das schlussendlich gelöst werden wird. Um nicht unbemerkt zu bleiben, wird es wohl mehr brauchen als die schmucken Wegweiser, die der Stadtschreiber passenderweise in ebenjenem Kellergewölbe ankündigte (vgl. Berichterstattung beim Umblättern).
Die offizielle Eröffnungsfeier jener Bodega ist fürs neue Jahr terminiert (wobei sie schon zuvor ab dem Christchindli-Märt geöffnet haben wird). Ganz bestimmt werden an diesem Anlass so manche Korken einer Cava-Flasche knallen. Doch während ebendies dann das angemessene Ritual einer feuchtfröhlichen Einweihungsparty ist, waren knallende Schaumwein-Korken für die Sanchez nicht immer ein Grund zur Freude. «In unserer Anfangszeit als Importeure bei Iberpasion haben wir einmal eine Cava-Lieferung temporär in einem ungekühlten Lagerraum untergebracht», erzählt Augustin Sanchez schmunzelnd. Als er die Ware dann ausliefern wollte, traf ihn fast der Schlag. Denn die Wärme hatte dazu geführt, dass die Flaschen sich des Drucks von selbst entledigten. Prosit!
Bremgartens Stadtschreiber ist offensichtlich kein Freund von Plexiglas. Die daraus bestehenden aktuellen Infotafeln seien nicht nur hässlich, sondern sogar «mehr als hässlich», ereiferte sich Beat Neuenschwander am Standortkafi. Das findet das Rüsstüfeli dann doch etwas harsch. Zumal diesem zwar der rostrotbraune Ersatz durchaus gefällt – jene Farbe aber auch nicht unbedingt jedermanns Sache ist. Doch über Geschmäcker lässt sich bekanntlich streiten.
Marco Huwyler