RÜSSTÜFELI
12.09.2025 Bremgarten, KolumneImmer wieder erhellt die Reussbühne Bremgarten den Einheimischen und Auswärtigen den Start in die dunklen Tage des Jahres mit ihrem jährlichen, komödiantischen Schauspiel. Der diesjährige Angriff auf die Lachmuskeln findet nächste Woche ab dem 17. September bei ...
Immer wieder erhellt die Reussbühne Bremgarten den Einheimischen und Auswärtigen den Start in die dunklen Tage des Jahres mit ihrem jährlichen, komödiantischen Schauspiel. Der diesjährige Angriff auf die Lachmuskeln findet nächste Woche ab dem 17. September bei vier fröhlichen und feinen Gelegenheiten statt. Doch wer Ahnung vom Theaterspielen hat, der weiss – selbst hinter dem lustigsten Stück herrscht viel harte Arbeit. Zumal diese an einem Aufführungstag nicht nur auf, sondern auch hinter der Bühne geleistet werden muss. Man denke nur an Kulinarik und Logistik. Für die Reussbühne ist derlei jeweils ein besonderer Hoselupf. Denn die Leidenschaft zum aktiven Theater ist dem Ensemble Segen und Fluch zugleich. «Wir sind ein kleiner Verein, bei dem fast alle gerne mitspielen», erzählt Präsident Adrian Belser lächelnd. «Dann stehen wir jeweils vor der grossen Frage: Wer macht denn die Arbeit im Hintergrund?» Doch die Soldarität unter Bekannten und Verwandten im Städtli ist gross. Und so konnte auch diesmal eine Lösung mit Freiwilligen gefunden werden, die den lustigen Protagonisten den Rücken freihalten.
Das Thema Kläranlage und die Thematik mit Fäkalien in der Reuss verleiten zu unappetitlichen Wortspielen. Das geht natürlich ganz besonders einem Rüsstüfeli so – aber längst nicht nur. So liessen sich im Verlauf des Interviews (vgl. Dienstagsausgabe) auch dessen beide Gesprächspartner das eine oder andere Mal zu passenden Kraftausdrücken verleiten. Wobei das Tüfeli danach bei der Verschriftlichung den Verlockungen widerstand, das Gesagte 1:1 wiederzugeben. Aus: «Es wurde viel Scheisse erzählt», machte es das etwas salonfähigere «Blödsinn». Auch wenn solch Wortwitz bzw. -spielerei auf Kosten der Netiquette leider Gottes verloren gingen.
Auch bei der Frage nach dem ungewohnten öffentlichen Interesse an Kläranlagen drängte sich das unflätige Sch-Wort förmlich auf. «Normalerweise ist es den Menschen scheissegal, was mit ihren Ausscheidungen passiert, solange sie damit nichts zu tun haben.» Wohl wahr – wenn er ihnen beim Baden aber erneut begegnet, dann ists mit der Ignoranz gegenüber dem Kot aber selbstverständlich Schluss. Gut deshalb, dass sich landauf, landab engagierte Menschen darum kümmern, dass solcherlei möglichst nicht passiert. Auch wenn man angesichts der Berichterstattung der letzten Wochen hätte meinen können, wir befänden uns noch im bestenfalls kloaken-geklärten Mittelalter.
So verrichten die Klärmeister des Landes ihren Dienst an der Öffentlichkeit zumeist diskret und unbeachtet. Dabei hätten diese durchaus Interessantes aus ihrem Arbeitsalltag zu berichten. So ist beispielsweise auch bei Klärarbeitern die Sommerferienzeit eine geruhsamere. «Man merkt klar, dass dann die Bakterienlast und Fäkalienmenge deutlich abnimmt», erzählte der Klärmeister dem Rüsstüfeli. Andernorts sei es dagegen umgekehrt. «In Berggebieten erreicht die dortigen Kleinkläranlagen in der Ferienzeit plötzlich ein Mehrfaches an Exkrementen. Das ist eine grosse Herausforderung für die Branche.» So gesehen hat es auch sein Gutes, dass Bremgarten trotz seiner Schönheit nicht von Touristen überrannt wird. Und nun ist genug mit Unapettitlichem aus unseren Gesässen. Auch wenn es das Tüfeli im Tüfeli durchaus genoss, mal herzhaft der Fäkalsprache frönen zu dürfen.
Marco Huwyler