TRIBÜNENGEFLÜSTER
18.07.2025 Sport, KolumneJe besser die Schiedsrichter-Leistung an Grossanlässen wie der Frauenfussball-Europameisterschaft, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Unparteiischen mehr Spiele erhalten. Die Merenschwanderin Susanne Küng durfte bereits dreimal als Schiedsrichterassistentin ran. ...
Je besser die Schiedsrichter-Leistung an Grossanlässen wie der Frauenfussball-Europameisterschaft, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Unparteiischen mehr Spiele erhalten. Die Merenschwanderin Susanne Küng durfte bereits dreimal als Schiedsrichterassistentin ran. Fedayi San vom FC Tägerig war dreimal VAR und einmal AVAR. Bisher schienen die Leistungen der Freiämter Vertreter zu passen. Im Viertelfinal zwischen Norwegen und Italien gab es aber eine kritische Szene. Beim Stand von 1:0 für die Italienerinnen erhielt Norwegen einen Penalty. Ada Hegerberg, Captain der Skandinavierinnen, wurde im Strafraum gefoult. Wiederholungen zeigten aber, dass Hegerberg in einer Abseitsposition stand, als der Pass zu ihr gespielt wurde. Auch nach VAR-Kontrolle blieb das Schiedsrichterteam aber beim Penalty-Entscheid. Ein Fehler? Offenbar nicht. Der britische Fernsehsender BBC klärt auf: «Wenn ein Spieler, der im Abseits steht, gefoult wird, bevor er das Abseits begeht, liegt kein Abseits vor und das Foul hat Vorrang.» Was kompliziert klingt, bedeutet in einfacher Sprache: Das Schiedsricherteam hat nichts falsch gemacht. Und die Situation hatte ohnehin keine Relevanz. Hegerberg schoss den Penalty neben das Tor.
Trotzdem können solche Situationen für Schiedsrichterteams das Ende eines Turniers bedeuten. Aus Freiämter Sicht wäre der Wunsch natürlich da, dass Küng und San – obwohl nur noch drei Spiele bis zum Ende des Turniers verbleiben, denen noch keine Schiedsrichter zugewiesen wurden – doch noch zum Einsatz kommen. Am liebsten im Final. Trotzdem hat die Sportredaktion Zweifel daran, dass man das Duo noch einmal sehen wird. Erfahrungsgemäss kommen selten Schiedsrichterteams aus dem Gastgeberland im Final zum Zug. Die Anzahl der Spiele mit Beteiligung von Küng und San ist ein weiterer Hinweis, dass für die restlichen Partien andere Unparteiische den Vorzug erhalten werden. Verglichen mit anderen Spieloffiziellen waren Mitglieder des Schweizer Gespanns bereits sehr oft im Einsatz. Und vielleicht als wichtigster Faktor: Küng und San durften dieses Jahr gemeinsam mit Sandro Schärer und Jonas Erni den Final der UEFA Nations League der Männer zwischen Spanien und Portugal leiten. Unwahrscheinlich, dass die UEFA innerhalb eines Jahres den zweiten Final an Schweizer Schiedsrichter vergibt. Das sind aber alles Mutmassungen. Durch die Freiämter Brille betrachtet würde es sich die Sportredaktion sogar wünschen, wenn sie sich in diesem Fall irrt.
Ein alternatives und noch wünschenswerteres Szenario: Die Sportredaktion behält recht, aber aus anderem Grund. Sollte die Schweiz mit Alayah Pilgrim und Julia Stierli den Final erreichen, kann dieser natürlich nicht von Schweizern gepfiffen werden.
Dafür müssen heute Freitag aber erst mal die Spanierinnen bezwungen werden. Liebhaber von Statistiken sollten an dieser Stelle aufhören zu lesen. Die letzten drei Resultate der Schweizerinnen gegen Spanien, die alle aus dem Jahr 2023 stammen: 1:7, 0:5, 1:5. Dass der Viertelfinal ein harter Brocken Arbeit für die beiden Murianerinnen und ihre Teamkolleginnen wird, war aber auch ohne diese Information klar. Und sollte es zur Schweizer Edition des «Wunders von Bern» kommen, wäre der Erfolg anhand dieser Vorzeichen umso schöner zu geniessen.
Josip Lasic