Kultursaal bleibt oben
27.06.2025 Kultur, Region Unterfreiamt, Niederwil«Gmeind» Niederwil bewilligt Projektierungskredit für das neue Gemeindehaus
Die Bibliothek im Parterre, die Verwaltung im OG und ganz zuoberst der Kultursaal – so sah die Planung für den Neubau aus. Verschiedene Vereine hätten den neuen Saal ...
«Gmeind» Niederwil bewilligt Projektierungskredit für das neue Gemeindehaus
Die Bibliothek im Parterre, die Verwaltung im OG und ganz zuoberst der Kultursaal – so sah die Planung für den Neubau aus. Verschiedene Vereine hätten den neuen Saal aber lieber im Parterre. Sie verlangten, eine entsprechende Variante zu prüfen. Doch der Vorschlag kommt für die Mehrheit zu spät.
Chregi Hansen
Zuletzt fällt das Resultat mehr als deutlich aus. Von den 74 anwesenden Stimmbürgern lehnen nur gerade 24 den Projektierungskredit über 600 000 Franken für das neue Gemeindehaus ab. Auch die zusätzlichen 50 000 Franken für die Projektierung einer Tiefgarage passieren problemlos, obwohl zuvor einige deren Sinn infrage gestellt haben. Entsprechend gross ist die Freude beim Gemeinderat. «Jetzt können wir endlich loslegen», sagt Ammann Norbert Ender.
Somit scheint klar: Niederwil erhält ein neues Gemeindehaus, welches auf der heutigen Peterhanswiese gebaut wird. Damit wird die gesamte Fläche des heutigen Gemeindehauses frei für eine grüne und vielseitig nutzbare Begegnungszone. Im Parterre erhält die Bibliothek grosszügige Räume, die ganze Verwaltung findet im Obergeschoss Platz, im Dachgeschoss hingegen wird ein grosser Kultursaal erstellt. «Damit erhalten wir genau das, was wir brauchen, und gehen sparsam mit dem Land um», sagt Vizeammann Cornelia Stutz. Der neue Standort möge auf den ersten Blick ungewohnt erscheinen, «aber er lässt uns für die Zukunft alle Optionen offen», so Stutz weiter. Nach dem Infoabend Anfang Mai gab es einige Anregungen und Wünsche vonseiten der Bevölkerung. «Diese werden wir prüfen und nach Möglichkeit in die Planung einbeziehen», erklärt Stutz.
Wunsch nach einem zusätzlichen Proberaum
Der Standort und auch das Siegerprojekt an sich sind unbestritten an diesem Abend. Hingegen stören sich einige Vereine an der Einteilung. Sie wünschen sich, dass der Kultursaal ins Parterre verlegt wird und die Bibliothek stattdessen ins Dachgeschoss kommt. Dort gebe es dann auch noch Platz für einen Proberaum. Tatsächlich sah die allererste Variante des Gewinnerprojekts genau diese Einteilung vor, bevor sie wegen der hohen Kosten nochmals überarbeitet wurde. Ein Komitee aus verschiedenen Vereinen fordert darum die Erarbeitung einer zweiten Variante mit dem Kultursaal im Erdgeschoss. Dann könne das Volk aus den beiden Vorschlägen wählen.
Für die Vereine hätte diese Variante viele Vorteile, wie Markus Humbel, Irma Meier und Helene Meier als Sprecher des Komitees betonen. Ein Kultursaal im Parterre lasse sich besser nutzen und vermeide grosse Besucherströme im Treppenhaus und im Lift. Auch die ganze Logistik, die Anlieferung von Waren oder auch das Transportieren von Bühnenbildern und Ähnlichem wird vereinfacht. Durch einen zusätzlichen Proberaum im Dachgeschoss wird der Saal selber entlastet und kann noch mehr genutzt werden. «Bei grossen Festen oder Anlässen wie der RGA kann der Saal zudem Teil des Areals werden», so Helene Meier. Die Vereine würden eine grosse Leistung bringen für das Dorfleben, daher hätten sie es verdient, dass man ihnen in diesem Punkt entgegenkommt.
Verzögerung und Mehrkosten
Der Gemeinderat anerkennt, dass ein Kultursaal im Erdgeschoss gewisse Vorteile hat. Trotzdem empfiehlt er eine Ablehnung des Antrags. «Wir haben sehr lange über das Raumprogramm diskutiert, ein Proberaum war nie Thema», erklärt Ender. In der heutigen Zeit müsse man trennen zwischen Wünschbarem und Machbarem. Zudem hat der Gemeinderat nachgerechnet. Ohne die Proben der «Musig» wird der bestehende Saal nur 30-mal pro Jahr genutzt. «Fallen diese Proben weg, haben wir einen teuren Kultursaal, der 90 Prozent der Zeit einfach leer steht.» Zudem sorgt allein die Planung einer zweiten Variante für Mehrkosten von 150 000 Franken und Verzögerungen von einem halben Jahr.
Verlegung wäre Abwertung
Auch andere Versammlungsteilnehmer äussern sich ähnlich. Seit 2016 seien die Vereine in die Planung involviert, und jetzt auf den letzten Metern werden plötzlich neue Bedürfnisse formuliert, ärgert sich etwa der frühere Gemeindeammann Wädi Koch. Ihn habe gerade der grosszügige Kultursaal im Dachgeschoss mit seiner hohen Decke komplett überzeugt, «wenn wir ihn ins Parterre verlegen, werten wir ihn ab». Auch eine Vereinsvertreterin kann das Vorgehen nicht verstehen. «Wir waren immer involviert in das Projekt. Die Vereine konnten ihre Wünsche frühzeitig deponieren, es braucht jetzt keine Ehrenrunde», macht sie deutlich. Weitere Votanten machen darauf aufmerksam, dass die Bibliothek stark von der Schule genutzt werde. Im Parterre direkt beim Pausenplatz sei sie darum richtig platziert. Auch Christian Hufschmid, Präsident der Fiko, warnt vor Mehrkosten, die durch den Antrag entstehen können.
Letztlich fällt das Resultat dann eindeutig aus. Der Änderungsantrag aus den Reihen der Vereine wird mit grossem Mehr gegen 38 Ja verworfen. Das Ja zum Projektierungskredit selber fällt dann noch deutlicher aus.
Bauamt wird zum Thema
Die übrigen Traktanden geben keinen Anlass zur Diskussion und werden einstimmig genehmigt. Darunter auch die Erhöhung des Stellenplans für die Schulsozialarbeit und die Technischen Dienste. Zum Thema werde auch ein Bauamt, wie Gemeinderat Lukas Vock erklärt. Eine Arbeitsgruppe soll dazu Grundlagen liefern bezüglich Grösse, Abläufen und Standort, Resultate sind in etwa einem Jahr zu erwarten. Bewilligt werden auch ein Kredit über 410 000 Franken für eine neue Transformatorenstation in der Riedmatt, die Rechnung und der Rechenschaftsbericht sowie ein Einbürgerungsgesuch. Erfreuliches kann Daniel Pietsch bezüglich der Arealentwicklung «Geere» berichten. Der Planentwurf wurde vom Kanton positiv beurteilt. Für die letzte noch freie Parzelle gibt es bereits mehrere Interessenten. «Wir werden die Parzelle in Kürze zum Verkauf ausschreiben», so Pietsch.
Die Beschlüsse
An der Gemeindeversammlung in Niederwil nahmen 174 der 1995 Stimmberechtigten teil (8,7 Prozent). Sie genehmigten folgende Beschlüsse einstimmig oder grossmehrheitlich: 1. Protokoll. – 2. Rechenschaftsbericht. – 3. Einbürgerungsbegehren. – 4. Rechnungsabschluss. – 5. Transformatorenstation «Riedmatt»; Baukredit in der Höhe von 410 000 Franken. – 6. Technische Dienste; Erhöhung Stellenplan von 250 auf 400 Prozent. – 7. Schulsozialarbeit Primarschule; Erhöhung Stellenplan von 30 auf 40 Prozent. – 8. Projekt Gemeindehaus: Änderungsantrag (Erarbeitung einer zweiten Variante) grossmehrheitlich gegen 38 Ja abgelehnt; Projektierungskredit über 600 000 Franken für das neue Gemeindehaus (24 Nein) sowie Zusatzkredit über 50 000 Franken für die Planung einer Tiefgarage (21 Nein) grossmehrheitlich angenommen.