RÜSSTÜFELI
07.02.2025 Bremgarten, KolumneFür seine zuweilen spitzen Gedanken und Beobachtungen an dieser Stelle erhält das Rüsstüfeli ja von Zeit zu Zeit mal mehr oder weniger freundliche Rückmeldungen. Dass es eine solche aber ausgerechnet von einem Abgesandten des Herrgotts zu lesen bekommt, ist dann doch ...
Für seine zuweilen spitzen Gedanken und Beobachtungen an dieser Stelle erhält das Rüsstüfeli ja von Zeit zu Zeit mal mehr oder weniger freundliche Rückmeldungen. Dass es eine solche aber ausgerechnet von einem Abgesandten des Herrgotts zu lesen bekommt, ist dann doch nicht alltäglich für ein Wesen, dessen Habitat bekanntlich alles andere als himmlisch ist. Und doch geschah es in diesen Tagen, dass das Tüfeli nicht nur eine Botschaft, sondern sogar Worte des Dankes aus diesen Kreisen in seinem Postfach entdeckte: «Für die fröhliche Werbung für den offenen Kühlschrank in Bremgarten.» Die frommen Kirchsleute beliessen es allerdings nicht dabei. «Nun juckt es mich aber trotzdem, meine Dreizinkgabel in die Hand zu nehmen und dem Tüfeli noch eine kleine korrigierende Himmelsbotschaft hinterherzustüpfen», schrieb der Pfarrer. Der Kühlschrank sei nämlich bei der Stichprobe des Tüfeli alles andere als NOCH leer gewesen, wie das Rüsstüfeli vor Wochenfrist behauptet hatte, sondern WIEDER leer. Zum Beweis schickte der Geistliche dem Tüfeli ein paar Fotos vom prall gefüllten Kühlschrank der letzten Tage. Das Kommunikationssystem über Whatsapp funktioniere einfach so teuflisch gut, dass der Schrank jeweils nie lange gefüllt sei, schrieb der Geistliche dazu. Und: «Mach weiter so, mein liebes Tüfeli, und lege auch mal aus der heissen Hölle einen netten Teufelsbraten in den Schrank der Kühle.»
Mit der Idee, Botschaften auf Postits inmitten der Altstadt aufzuhängen und selbiges den Passanten zu ermöglichen, hat Nina Zuffellato einen Volltreffer gelandet. Die Aktion bewegte. Hunderte beteiligten sich am bunten Geschreibsel. Und Zuffellato erhielt Anfragen, die Aktion doch bitte andernorts zu wiederholen. So hätten sich etwa Leute aus Aarau, Baden und sogar Zürich gemeldet, erzählte sie dem Rüsstüfeli. Das angesichts dieser Worte doch etwas erstaunt war. Muss man den Grossstädtern etwa zeigen, wie man ein Post-it beschreibt und anklebt? So was sollten die doch eigentlich auch alleine hinkriegen, sollte man gemeinhin meinen.
Als das Rüsstüfeli jüngst einer Probe des Kellertheaters beiwohnte, wurde es bestens unterhalten. Während eines Unterbruchs jedoch zuckte es unwillkürlich vor Schreck zusammen. «Säg nöd so oft ‹Gopferdammi›», wandte da Regisseur Dodó Deér tatsächlich ein. Ausgerechnet vor den Augen und Ohren des Tüfeli, das ja bekanntlich ein ureigenes Interesse daran hat, dass möglichst viele verdammt werden mögen. «Drei-, viermal ist zu viel», fuhr Deér fort. «Einmal liegt drin.» Immerhin.
Als das Rüsstüfeli bei den Theaterleuten nachfragte, wie lange denn das neue Stück dauern möge (angesichts der extra früheren Startzeit), erntete es erst mal nur betretenes Schweigen. Offenbar hegt man im Kellertheater die Befürchtung, dass die lange Spieldauer auf den einen oder anderen abschreckend wirkt. Die Dauer sei deshalb vorab an dieser Stelle nicht verraten. Aber Bedenken in eine langatmige Richtung kann das Tüfeli entkräften. Die Zeit während der Probe verging wie im Fluge.
Marco Huwyler