RÜSSTÜFELI
31.10.2024 Bremgarten, KolumneDer Wichtigkeit der BNO-Abstimmung wurden die Bremgarter Stimmbürgerinnen und Stimmbürger vor einer Woche gerecht. Das Casino war so gut gefüllt wie selten. Sogar die Balkonetage wurde mit Stimmbürgern besetzt. Wobei es den Verantwortlichen im Eifer des Gefechts entgangen ...
Der Wichtigkeit der BNO-Abstimmung wurden die Bremgarter Stimmbürgerinnen und Stimmbürger vor einer Woche gerecht. Das Casino war so gut gefüllt wie selten. Sogar die Balkonetage wurde mit Stimmbürgern besetzt. Wobei es den Verantwortlichen im Eifer des Gefechts entgangen sein musste, dass dort jeweils normalerweise die Schreiberlinge ihrem Handwerk nachgehen. So musste sich das Rüsstüfeli diesmal seinen Tisch selber aus dem benachbarten Zimmer herbeischleppen. Glücklicherweise fand sich trotz Grossandrang noch ein Plätzchen dafür.
Während das Rüsstüfeli so, bereits bevor es losging, zu ein klein wenig Sport kam, war das gar nichts gegenüber der anspruchsvollen körperlichen Herausforderung, die der Stimmenzähler des Balkons an diesem Abend zu bewältigen hatte. Schliesslich mussten jeweils oben die aufgestreckten Hände gezählt und anschliessend möglichst ohne Verzögerung dem Stadtschreiber unten, am anderen Ende des Saales gemeldet werden. So sah man den betreffenden Herrn zu vorgerückter Stunde zahlreiche Male die Treppe rauf- und runterhechten. Ein Schauspiel, welches das Rüsstüfeli mit einem Mix aus Bewunderung und Belustigung verfolgte. Am Ende des Abends galt es zu konstatieren: Der Mann erledigte seine Aufgabe äusserst pflichtbewusst jeweils in Windeseile und mit Bravour.
Angesichts von über drei Stunden intensiver Lokalpolitik in Reinkultur vor rund 350 Menschen (inkl. Auswärtige) waren auch funktionstüchtige WC-Anlagen für genü- gend Leute an diesem Abend ein absolutes Muss. Hier schienen sich die Verantwortlichen ganz vorzüglich vorbereitet zu haben. Waren doch direkt vor dem Casino an besagtem Abend zahlreiche zusätzliche ToiTois platziert worden. Allerdings nicht für die Gemeindeversammlung. Sondern für den Mittelaltermarkt als Teil des Marktes der Vielfalt, der tags darauf rundherum begann. An der BNO-Gmeind hätten die zusätzlichen stillen Örtchen auch gar nicht genutzt werden dürfen. Schliesslich war es den Stimmbürgern untersagt, das Casino vor der Schlussabstimmung zu verlassen.
Ebenjener Markt der Vielfalt war dann einmal mehr ein unvergleichliches Markterlebnis und beste Werbung für Bremgarten. Heute fast unvorstellbar, dass dessen Zuschauermagnet, das «Historische Handwerk», welches Leute von weither ins Städtli lockt, einst mit Publikumsmangel und fehlenden Sponsoren zu kämpfen hatte. So hat man doch heute beispielsweise mit den AVA eine langjährige Partnerschaft mit symbiotischen Effekten (ein grosser Teil der Marktbesucher reist mittlerweile per ÖV an). Spannend sind die ursprünglichen Hintergründe jenes Sponsorings. War doch der Gründervater des heutigen Marktes der Vielfalt, Fredy Zobrist, gleichzeitig Betriebschef der damaligen BDWM, als die Zusammenarbeit 2002 begründet wurde. Sicherlich kein Zufall. Aber ein Beispiel dafür, dass Deals, denen derlei Verbandelungen zugrunde liegen, nicht per se etwas Schlechtes sein müssen.
Marco Huwyler