Lächeln ins Gesicht zaubern
13.09.2024 Hägglingen, Region UnterfreiamtDas Hilfsprojekt kindergardens4senegal von Marielle Furter feiert den 10. Geburtstag
Fünf Kindergärten hat sie selbst gebaut, bei weiteren hat sie zu Verbesserungen beigetragen. Dazu hat Marielle Furter den Kindern Spielsachen gebracht und die Lehrpersonen ...
Das Hilfsprojekt kindergardens4senegal von Marielle Furter feiert den 10. Geburtstag
Fünf Kindergärten hat sie selbst gebaut, bei weiteren hat sie zu Verbesserungen beigetragen. Dazu hat Marielle Furter den Kindern Spielsachen gebracht und die Lehrpersonen angeleitet. «Es ist Zeit, den Übergang zu planen und Verantwortung abzugeben», sagt sie heute. Zuvor aber wird gefeiert.
Chregi Hansen
Am Samstag, 9. November, wird der Chappelehof in Wohlen zum Festplatz. Mit kreativen Aktivitäten für Kinder und einem Senegalmarkt, dem Auftritt einer Trommelgruppe und einem Konzert mit Moussa Cissokho & Band. Und mit feinem senegalesischem Essen samt Dessertbuffet. Ein «afrikanisches Fest für jedes Alter», wie es Organisatorin Marielle Furter bezeichnet.
Grund zum Feiern hat die Frau aus Hägglingen allemal. Das von ihr gegründete und inzwischen allein geführte Hilfswerk kindergardens4senegal feiert Jubiläum. «Manchmal staune ich selber, dass es schon zehn Jahre her ist, dass ich mich erstmals an den Bau eines Kindergartens in der Stadt Sédhiou wagte», sagt sie heute. Seit dem Start des Projekts lebt und arbeitet die gelernte Kindergärtnerin mehrere Monate pro Jahr in Senegal und kommt nur während der Regenzeit zurück in die Schweiz, weil die Schulen dann geschlossen sind. Dann hat sie Zeit, sich um die Administration und Finanzierung ihres Hilfswerks zu kümmern.
Ausbildung der Lehrpersonen verbessert sich
Inzwischen liegt die ganze Arbeit in ihren Händen. Was vor zehn Jahren mit der Gründung eines Vereins begonnen hat, ist zum Ein-Frau-Unternehmen geworden. Auch vom früheren Projektpartner vor Ort hat sie sich getrennt. «Ich hätte schon gern Leute, die mich unterstützen und mit denen ich mich austauschen kann. Auch wäre es schön, wenn wieder Praktikanten nach Senegal kommen», gibt sie zu. Doch sie ist schon froh, dass sie über treue Spender und Spenderinnen verfügt. «Es geht vielleicht nicht mehr so schnell vorwärts wie früher, weil ich mich um alles allein kümmern muss. Aber ich mache Schritt für Schritt. Immer wenn ein Projekt abgeschlossen ist, folgt ein nächstes.»
Dabei liegt der Fokus inzwischen weniger im Bau, obwohl im vergangenen Winter bei einem Gebäude ein Aussenspielplatz gestaltet werden konnte. Dazu kamen ein Büro sowie Lagerraum für Spielmaterial. «Ansonsten liegt mein Fokus aktuell besonders bei der Nachhaltigkeit des Unterrichts, was mir ebenso wichtig erscheint. Dies hört sich zwar weniger spektakulär an als ein Kindergartenbau, aber was in den Gebäuden dann abläuft, ist nicht weniger wichtig», sagt Furter.
Bevor die Freiämterin in Sédhiou zu wirken begann, wurde den Kleinsten im Kindergarten wenig geboten, wurden sie bloss beaufsichtigt und nicht gefördert. Jetzt merkt die Hägglingerin, dass ihre Inputs zu wirken beginnen. Gleichzeitig wird mehr ausgebildetes Personal angestellt, welches die Spielsachen und Anleitungen aus der Schweiz schätzt. Das Spielprogramm beginnt ein regelmässiger Bestandteil des Unterrichts zu werden. «Wenn ich sehe, wie sich das entwickelt, so macht das Hoffnung für die Zukunft.»
Lebensstandard weiterhin tief
Jedes der zehn Quartiere der Stadt soll über einen gut ausgebauten Kindergarten verfügen, dies war ursprünglich das Ziel bei der Gründung des Hilfswerks. Dieses Ziel hat Marielle Furter erreicht. Fünf Kindergärten hat ihr Hilfswerk neu gebaut, bei fünf weiteren konnte sie beitragen zu Verbesserungen, beispielsweise durch den Bau von sanitären Anlagen oder Spielplätzen. Und die Bereitstellung von Spielsachen.
Doch der Lebensstandard in der Region bleibt tief, wie die Hägglingerin selber erleben kann. «Die meisten müssen jeden Tag darum kämpfen, genug Essen zu organisieren. Umgekehrt nimmt die Kinderzahl immer mehr zu, weil noch immer die Meinung vorherrscht: je mehr Kinder, desto besser», berichtet Furter. Hingegen gibt es nur wenig Arbeitsmöglichkeiten. «Es ist nicht einfach für die Menschen da. Trotzdem lebe ich immer noch gerne dort», sagt sie.
Leben zwischen zwei Kulturen
Allerdings, das Hin und Her zwischen den so verschiedenen Kulturen, das macht ihr langsam zu schaffen. Vor Kurzem ist Marielle Furter 60 Jahre alt geworden. «Ich habe zwei Zuhause, den Senegal und die Schweiz. Aber richtig heimisch bin ich an beiden Orten nicht, lebe an beiden Orten in provisorischen Unterkünften», hat sie erkannt. Und ewig könne sie so nicht weitermachen. Sie muss lernen, loszulassen, weiss sie, und allenfalls eine Nachfolge für das Projekt aufgleisen. «Es wäre schön, wenn das Hilfswerk in ein schon bestehendes Projekt integriert werden könnte. Einfach aufhören und alles sich selber überlassen, das kann ich nicht», erklärt sie. Noch zwei, drei Jahre will sie sich weiter engagieren, vielleicht noch ein weiteres Projekt anreissen. Spätestens dann muss die Zukunft von «kindergardens4senegal» geklärt sein.
Afrikanisches Fest zum Jubiläum organisieren
Vorerst aber will sie weiterkämpfen. «Ich mache das für die Kinder dort. Die Freude in ihren Augen, wenn ich zu Besuch komme, ist der verdiente Lohn für alle Anstrengungen.» Dazu gehört, immer wieder nach Spendengeldern zu suchen. Die sind aktuell rückläufig. «Erst dachte ich, es liege an mir, weil ich mit der Administration oft etwas hinterherhinke und der Fokus eher in Senegal liegt. Inzwischen habe ich erfahren, dass es fast allen Hilfsprojekten so geht.» Umso mehr freut Furter sich auf das Jubiläumsfest in Wohlen. Hier will sie auf das bisher Erreichte anstossen. Aber auch berichten, was alles geleistet wurde und wird. Und natürlich hofft sie auf die eine oder andere grosse oder kleine Spende. Der Eintritt zum Fest, das um 14 Uhr beginnt, ist frei. Dafür wird eine Kollekte eingezogen. «Letztes Jahr haben sich die Gäste grosszügig gezeigt, ich hoffe, das ist auch diesmal der Fall», sagt die Freiämterin zum Schluss. Und wer weiss, vielleicht reicht es dann sogar für den Bau eines weiteren Kindergartens. Das wäre dann ein richtig schönes Abschlussprojekt, findet sie. Und hat recht damit.
Mehr Infos zum Projekt und zum Fest: www.kindergardens4senegal.org.