AUSTAUSCHJAHR
26.04.2024 Region Bremgarten, Kolumne, MeinungenMarc Wehrli, Dänemark.
Wo bleibt der Frühling?
Der April macht, was er will. So lautet der bekannte Spruch in der Schweiz, aber nicht unbedingt in Kopenhagen. Während es in der Schweiz im April ...
Marc Wehrli, Dänemark.
Wo bleibt der Frühling?
Der April macht, was er will. So lautet der bekannte Spruch in der Schweiz, aber nicht unbedingt in Kopenhagen. Während es in der Schweiz im April mal regnet, mal hagelt, mal die Sonne scheint, oder es mal sogar schneit, bleibt Dänemark von diesem Phänomen verschont, so wie ich finde. Das Wetter hier ist vorhersehbar; es ist windig und kalt. Manchmal scheint die Sonne, manchmal regnet es. Ich habe das Gefühl, wir sind beinahe noch im Winter hier, es fühlt sich eher an wie Februar. Die Tage werden durchaus länger, aber weit und breit ist es braun und die Flora und Fauna ist erst langsam am Aufglühen. Die Temperaturen steigen schleichend an, aber von den 25 Grad in der Schweiz kann man hier träumen. Ich bin also froh, wenn ich meine Winterjacke bald für eine Weile in meinen Kleiderschrank verstauen kann und auch mal mit einem T-Shirt und einer leichten Jacke herumschlendern kann.
Die Zeit bis zu den wärmeren Tagen verbringe ich oft in Cafés. Ein Klassiker ist das «Bolle med Ost», zu Deutsch «Brötchen mit Käse». Dies wird überall in der Stadt angeboten. Wie es der Name verrät, handelt es sich hierbei um einen Hartkäse mit einem weissen Brötchen oder Roggenbrot. Unter Studierenden ist es auch ein fester Bestandteil des Katerfrühstücks. Das bedeutet, dass man sich nach dem Ausgang, am Morgen danach, zusammen ein «Bolle med Ost» holt. Die Ausgangszene ist gross hier in Kopenhagen und das Verhältnis zu Alkohol der Dänen speziell. Ich persönlich habe den Eindruck, dass mehr Alkohol getrunken wird als in der Schweiz. Innerhalb von Skandinavien verfügt Dänemark über die «lockersten» Alkoholgesetze. Beispielsweise kann man hier in Dänemark auch hochprozentigen Alkohol wie Wein, Vodka oder Schnaps in «normalen» Einkaufsläden kaufen. In Schweden oder Norwegen muss man dafür extra in spezielle Alkoholläden gehen. Zudem haben solche Läden kürzere Öffnungszeiten und die Preise sind ziemlich hoch. Kopenhagen wird daher oft als die Partyhochburg von Skandinavien betrachtet. Es kommt auch nicht selten vor, dass man von Malmö oder Göteborg für ein Wochenende nach Kopenhagen anreist, um in den Ausgang zu gehen.
Nebst dem Nachtleben und dem schleichenden Frühlingswetter hat sich letzte Woche ein trauriges Ereignis in der Innenstadt abgespielt. Ein Feuer brach unter dem Kupferdach der Alten Börse von Kopenhagen aus. Die Alte Börse gilt als eines der Wahrzeichen der Stadt. Das Gebäude wurde nicht mehr als Börse im eigentlichen Sinne genutzt, sondern diente der dänischen Handelskammer und beherbergte wertvolle Kunstgegenstände. Einsatzkräfte versuchten das Feuer zu löschen und die historischen Mauern zu retten. Leider brach die Fassade ein und die Hälfte des Gebäudes brannte ab. Ebenso stürzte der 54 Meter hohe Drachenturm des roten Backsteingebäudes ein. Glücklicherweise wurde niemand verletzt und fast alle Kunstgegenstände konnten gerettet werden. Dennoch bleibt die Trauer um das historische Wahrzeichen gross.
Der 25-jährige Marc Wehrli aus Zufikon studiert International Business und Politik an der Copenhagen Business School (CBS) und absolviert dort seinen Master. Regelmässig berichtet er von seinen Erfahrungen und Erlebnissen.