Alles geben für Bremgarten
10.11.2023 BremgartenKandidat Stephan Troxler vor der Stadtratswahl
Am 19. November wählt Bremgarten ein neues Stadtratsmitglied. Die Wahl lässt im Städtli niemanden kalt, denn mit Karin Koch Wick (Die Mitte) und Stephan Troxler (parteilos) bewerben sich zwei angesehene Ur-Bremgarter ...
Kandidat Stephan Troxler vor der Stadtratswahl
Am 19. November wählt Bremgarten ein neues Stadtratsmitglied. Die Wahl lässt im Städtli niemanden kalt, denn mit Karin Koch Wick (Die Mitte) und Stephan Troxler (parteilos) bewerben sich zwei angesehene Ur-Bremgarter um das Amt. Der «BBA» hat sich im Vorfeld der Wahl ausgiebig mit beiden Kandidaten zu aktuellen Themen unterhalten. Stephan Troxler erzählt im Gespräch, weshalb er gerade jetzt in die Politik einsteigt, wo er bei drängenden Fragen den Hebel ansetzen würde, in welche Richtung die Entwicklung des Städtli gehen soll und weshalb er sich gegen die erfahrene Polit-Konkurrentin dennoch Chancen ausrechnet. Das Gespräch mit Karin Koch Wick ist bereits in der Dienstagsausgabe erschienen. --huy
«Weil ich weiss, wie Bremgarten tickt»
In neun Tagen wählt Bremgarten ein neues Stadtratsmitglied. Mit Stephan Troxler möchte einer der bekanntesten und populärsten Bremgarter in das Gremium einziehen. Politisch ist er als Parteiloser ein Quereinsteiger. Doch einer, der weiss, wie man Dinge im Städtli bewegt.
Marco Huwyler
Herr Troxler, seit Jahrzehnten engagieren Sie sich an verschiedensten Orten für Bremgarten. Aus der Politik haben Sie sich aber immer herausgehalten. Weshalb ändert sich dies nun?
Stephan Troxler: Als ich vernommen habe, dass Theo Rau zurücktritt, schoss mir der Gedanke ein erstes Mal spontan durch den Kopf. Danach liess er mich nicht mehr los und reifte rasch zur Überzeugung. Das Stadtratsamt ist nun genau die Herausforderung, die mich reizt und auf die ich Lust habe. Und auch der Zeitpunkt passt ideal.
Weshalb?
Weil ich schon lange entschieden habe, dass ich im kommenden Jahr das BT-Präsidium abgebe. Dort ist es nach neun Jahren Zeit für frischen Wind und einen Wechsel. Doch wer mich kennt, weiss – lange würde ich es danach ohne eine neue Aufgabe, wo ich etwas fürs Städtli bewirken kann, eh nicht aushalten (lacht). Deshalb möchte ich dies nun in der Exekutive tun.
Eine grosse Aufgabe für einen politischen Neuling.
Es ist ja aber nicht so, dass ich in einer unpolitischen Parallelwelt gelebt und gewirkt hätte bislang. Im Gegenteil. Lokalpolitik hat mich immer sehr interessiert. Ich verfolge sie seit Jahrzehnten genau. Ich bin in einer politischen Familie aufgewachsen. Und als BT-Präsident habe ich oft Dinge auch auf dem politischen Weg durchsetzen müssen oder es versucht zu tun. Ich kenne also die Abläufe und Personen.
Wo kann man Sie denn politisch einordnen? Welche Partei wählen Sie jeweils?
Ich wähle Menschen, die mich überzeugen, und mache mir jeweils die Mühe, die leere Liste auszufüllen. Wenn ich mich auf einem Links/ Rechts-Schema einordnen muss, dann würde ich mich am ehesten in der Mitte sehen. Etwas rechts davon. Konservativ-liberal, aber offen für alle guten Ideen.
Die Mitte ist genau jene Partei, deren Sitz Sie nun angreifen. Wenn man Sie wählt, ist sie zum ersten Mal seit Ewigkeiten nicht mehr in der Bremgarter Regierung vertreten.
Ja. Das ist so. Allerdings ist das in meinen Augen mehr ein Nebeneffekt. Beabsichtigt war dieser Umstand sicher nicht. Ich komme aus einem «CVP-Haus». Mein Vater war neun Jahre für die Partei im Stadtrat (Walter Troxler von 1990 bis 1999, Anm. d. Red.). Aber die Zeiten ändern sich. Und Stadtratswahlen sind Kopf- oder Personenwahlen – keine Parteiwahlen. Es gab Zeiten, da gab es drei CVP-Stadträte. Bremgarten kennt keine Zauberformel. Die Zusammenseztung ändert immer wieder.
Weshalb sollte man Ihren Kopf denn wählen?
Weil ich Bremgarten und die Menschen hier kenne wie kaum jemand sonst. Weil ich verstehe, wie das Städtli tickt – auf ganz vielen Ebenen. Und ich habe bewiesen, dass ich auch jemand bin, der Dinge anpacken und durchsetzen kann.
Anlässe auf die Beine stellen und Aktionen initiieren ist aber etwas anderes als der zuweilen auch trockene und frustrierende Polit-Alltag in der Regierung. Hier sind auch viel Geduld und Akribie gefragt. Bringt Stephan Troxler diese Eigenschaften mit?
Absolut. Das habe ich beruflich und auch bei meinen Engagements in Bremgarten bereits bewiesen. Und Hartnäckigkeit, Innovation und Durchsetzungskraft zahlen sich auch als Politiker aus. Davon bin ich überzeugt.
Sie sind jemand, der gerne gross denkt und Dinge verwirklicht. In Bremgarten ist aber gerade Sparen angesagt.
Ich bin mir bewusst, dass meine Aufgabe als Stadtrat eine ganz andere sein wird als als BT-Präsident. Bei BT hatte ich primär dafür zu sorgen, dass unser Städtli gegen aussen möglichst attraktiv wirkt. Als Stadtrat muss ich prioritär dafür schauen, dass Bremgarten im Innern für die Menschen hier attraktiv bleibt. Ich bin mir auch bewusst, dass das herausfordernd ist und gerade das Sparen nicht immer Spass macht. Dennoch hoffe ich natürlich, auch als Stadtrat Dinge verwirklichen zu können.
Viele der Veranstaltungen, die Sie auf die Beine gestellt haben, finden in oder um das Casino statt. Die Diskussionen, wie es mit dem in die Jahre gekommenen Gebäude weitergehen soll, laufen schon seit Jahren. Wie ist Ihre Haltung dazu?
Das Casino ist wichtig für Bremgarten, keine Frage. Aber es gibt Themen, die sind noch dringender und wichtiger. Die Schulraumthematik, die Revision der BNO, die Bärenmatte, Strassenprojekte, ÖV – das braucht alles schon sehr viel Geld. Für das Casino würde ich mir deshalb wünschen, dass man auch alternative Finanzierungsmöglichkeiten evaluiert. Vielleicht wäre eine Teilprivatisierung eine Möglichkeit, sogenanntes Public-private-Partnership. Das muss gar nicht mal das Gebäude selbst betreffen, sondern kann auch mit einem Teil der Parzelle daneben geschehen, die man jemandem zur Nutzung überlässt – der sich dann im Gegenzug finanziell am Casino beteiligt. Nicht infrage kommt für mich, dass wir die Steuern wegen dem Casino erhöhen.
Eine Steuererhöhung wird wohl unabhängig von diesem Projekt kommen.
Es ist leider so, dass wir in Bremgarten viele Investitionen lange vor uns hergeschoben haben – auch um einen attraktiven Steuersatz zu bewahren. Der Bumerang holt uns jetzt ein. Ich fürchte, wir haben kaum eine Wahl. Generell bin ich aber der Meinung, dass man die Steuern nur als letztes Mittel erhöhen darf. Niemals für «Nice to have»-Projekte – wie eben ein neues Casino.
Bremgarten ist in den letzten Jahren gewachsen. Und wird dies voraussichtlich weiterhin tun. So sehen es zumindest die Eckwerte rund um die aufgegleiste neue BNO vor. Wie stehen Sie zum Thema Wachstum?
Ich finde, man sollte nicht kategorisch für oder gegen Wachstum sein. Wachstum ist dann sinnvoll, wenn es organisch stattfindet und sich ergibt – durch sinnvolle Projekte oder durch verdichtetes Bauen. Wichtig hier: Es sollen gleichzeitig auch Arbeitsplätze, also Gewerbe entstehen. Und irgendwann ist dann auch mal Schluss mit Wachstum, da der Platz bei uns eher beschränkt ist. Was die BNO betrifft – sie wird sicher noch zu diskutieren geben, vor allem wegen dem Comolli-Areal. Wichtig ist aber, dass sie schnellstmöglich unter Dach und Fach gebracht werden kann. Deshalb würde ich mich freuen, wenn es – wenn der Kanton dann endlich mal vorwärtsmacht – keine weiteren Verzögerungen mehr gäbe. Dies vor allem für den Ortsteil Hermetschwil-Staffeln, der seit der Fusion darauf wartet.
Wie soll sich Bremgarten abgesehen von der Einwohnerzahl entwickeln?
Zuallererst müssen wir dem Sorge geben, was wir haben. Die Lebensqualität Bremgartens ist auf einem sehr hohen Level und der Stadtrat hat dafür zu sorgen, dass dies so bleibt. Wie man weiss, gibt es beim ÖV Verbesserungsbedarf. Projekte diesbezüglich sind ja bereits aufgegleist oder angedacht. Grundsätzlich ist es mir auch wichtig, dass alle Quartiere gleich behandelt werden. Gerade Hermetschwil-Staffeln könnte noch mehr angebunden und integriert werden. Und als BT-Präsident wünschte ich mir natürlich auch, dass man auf dieser Schiene den eingeschlagenen Weg weitergeht und weiterhin mit attraktiven Angeboten und Veranstaltungen eine gute Visitenkarte gegen aussen abgibt und diese auch in Bremgarten selbst noch besser vermarktet.
Wie kann die Stadt dazu beitragen?
Im digitalen Bereich sehe ich Potenzial. Eine städtische Bremgarter App, die einen laufend informiert, was wann wo läuft und was die Hintergründe sind – so was wäre toll. Auch ein Instrument, das dabei helfen könnte, noch mehr Leben in das Altstädtli zu bringen. Wenn eine tolle Veranstaltung auf dem Smartphone aufpoppt, wagt man vielleicht vermehrt spontan den Gang in die Gässli. Hier müssen wir als Stadt versuchen, innovativ zu bleiben.
Mehr Innovation fordert auch Ihre Konkurrentin Karin Koch Wick vom Stadtrat. Wie ist Ihr Verhältnis zu ihr?
Ich kenne sie schon lange und habe grossen Respekt vor ihrer Person und ihrem Wirken in Bremgarten. Deshalb habe ich Karin auch als Erste über meine Kandidatur informiert.
Darüber war sie wohl kaum erfreut. Koch Wick fürchtet, dass diese «Qual der Wahl» zwischen zwei inhaltlich ähnlichen Ur-Bremgartern, die viele Menschen beide kennen und schätzen, zur unnötigen Zerreissprobe für das Städtli wird.
Ich sehe das anders. Ich kandidiere für mich und nicht gegen Karin Koch Wick. Stephan Troxler wäre angetreten, ganz egal, wer und welche Partei Gegner gewesen wäre – einfach weil es jetzt passt. Und es ist doch schön, wenn Bremgarten die Wahl zwischen zwei guten und wählbaren Kandidaten hat.
Die Gefahr der Spaltung Bremgartens sehen Sie nicht?
Nein. Ich habe auch Bekannte, die Karin wählen. Das ist für mich absolut okay. Von meiner Seite wird kein böses Blut von dieser Wahl übrig bleiben.
Ihre Konkurrentin hat zugunsten der Stadtratswahl ihren Beruf aufgegeben. Sie bleiben vorerst zu 100 Prozent angestellt. Woher nehmen Sie die Zeit für das Stadtratsamt?
Dank Schichtarbeit ist die Arbeit bei der Kripo Zürich flexibel. Stadtratstermine könnte ich deshalb an meiner Arbeit vorbeinavigieren. Zudem fördert mein Arbeitgeber die Behördentätigkeit seiner Mitarbeiter und stellt einen halben Tag anlassbedingt dafür zur Verfügung. Falls es nicht reicht, hätte ich darüber hinaus die Option, auf 80 Prozent zu reduzieren.
Und 20 Prozent sind genug für die Aufgaben eines Stadtrats?
So ist es offiziell festgelegt. Und ich habe mich bei amtierenden Regierungsmitgliedern und Ehemaligen erkundigt. Ich bin überzeugt, dass meine Zeit ausreicht und ich genügend Ressourcen für Bremgarten werde aufwenden können.
Für Karin Koch Wick gilt: Wenn nicht jetzt, dann wohl gar nicht mehr. Würden Sie an den Gesamterneuerungswahlen in zwei Jahren nochmals antreten?
Ich kann dies heute schlichtweg nicht beantworten. Man muss dann wieder die private und berufliche Situation analysieren. Doch wer weiss schon, was in zwei Jahren passiert. Jetzt gilt mein voller Fokus erst mal dem 19. November.
Was würde Ihnen die Wahl bedeuten?
Sehr viel. Das Vertrauen der Menschen zu spüren und für Bremgarten dieses verantwortungsvolle Amt ausüben zu dürfen, würde mich glücklich und stolz machen. Aber wenn es nicht reicht, dann würde die Welt auch nicht untergehen.
Das Gespräch mit Stephan Troxler ist Teil 2 der Stadtratswahlvorschau. Teil 1 mit
Karin Koch Wick erschien am vergangenen Dienstag.
Zur Person
Stephan Troxler ist 51 Jahre alt, Bremgarter Stadtführer, Ortsbürger und beruflich Kriminalbeamter bei der Stadtpolizei Zürich. Seit 2015 ist er Präsident von Bremgarten Tourismus (BT). Troxler ist Gründungsmitglied der 2018 ins Leben gerufenen Kombination Schlagerwahnsinn/Reussfoodfestival und war als OK-Mitglied massgeblich an der Initiierung des Leuefäschts beteiligt. Seit Jahrzehnten engagiert er sich in diversen Bremgarter Vereinen und organisiert Veranstaltungen und Anlässe im Städtli. --huy