Für weitere 12 Flüchtlinge
25.10.2022 ZufikonGemeinde kauft sechs Wohnmodule
Die Gemeinde Zufikon stellt zurzeit zu wenig Plätze für Flüchtlinge. Laut kantonalen Vorgaben müsste sie Platz für 47 Personen haben, inklusive privat Untergebrachte sind aber aktuell nur 35 Asylsuchende in Zufikon ...
Gemeinde kauft sechs Wohnmodule
Die Gemeinde Zufikon stellt zurzeit zu wenig Plätze für Flüchtlinge. Laut kantonalen Vorgaben müsste sie Platz für 47 Personen haben, inklusive privat Untergebrachte sind aber aktuell nur 35 Asylsuchende in Zufikon aufgenommen. Deshalb möchte der Gemeinderat an der Aettigüpfstrasse sechs Wohnmodule aufstellen, in denen zwölf Personen menschenwürdig leben können. Diese Lösung sei momentan die beste. --rwi
Flexibel und menschenwürdig
Gemeinde wird sechs Wohnmodule für zwölf Asylsuchende aufstellen
47 Flüchtlinge müsste die Gemeinde Zufikon zurzeit aufnehmen. Aktuell bietet sie Wohnraum für 35 Personen. Ab Februar 2023 zahlen Aargauer Gemeinden für jeden nicht aufgenommenen Flüchtling 90 Franken pro Tag. Der Gemeinderat wird darum möglichst rasch Wohnmodule für zwölf Personen aufstellen.
Roger Wetli
«Mit den Wohnmodulen haben wir eine menschenwürdige, kostengünstige und flexible Lösung gefunden», ist die Zufiker Gemeinderätin Natascha Brunold überzeugt. Und Christoph Sommer, Leiter Soziale Dienste, fügt an: «Wir könnten bei Bedarf sogar weitere Module anhängen und damit noch mehr Platz schaffen.» Aufgestellt werden die sechs Wohneinheiten an der Aettigüpfstrasse auf einer Parzelle, die der Gemeinde gehört. «Ich lebe selbst dort. Sie werden also in Sichtweite von mir stehen», betont die Gemeinderätin.
Steigende Flüchtlingszahlen
Notwendig wird diese Investition der Gemeinde, weil seit Beginn der russischen Invasion in die Ukraine die Flüchtlingszahlen stark gestiegen sind. Aber auch aus Afghanistan und der Türkei strömen immer mehr Menschen in die Schweiz. «Vor einem Jahr mussten wir in Zufikon noch 16 Personen aufnehmen, wir hatten 17. Von April bis Anfang Oktober stieg dann die Aufnahmepflicht von damals 30 auf heute 47», so Christoph Sommer. «Dabei verfügen wir trotz intensiver Suche nach Wohnraum nur über Kapazitäten für 35 Flüchtlinge.» Mitgezählt seien dabei auch diejenigen, welche bei Privaten untergebracht sind. «Wir spürten das nach dem Kriegsausbruch zuerst nur wenig, weil viele Ukrainer bei Verwandten und später bei anderen Einwohnern unterkamen», blickt Natascha Brunold zurück. Trotzdem suchte Christoph Sommer bereits damals intensiv nach weiterem Wohnraum in der Gemeinde. «Schlussendlich verfügten wir über Angebote, die aber für uns nicht wirklich in Betracht gezogen werden konnten. Zum Beispiel hätten wir für die temporäre Miete eines Gebäudes, das in einem Jahr abgebrochen wird, vorgängig investieren müssen. Zudem gibt es Liegenschaftsbesitzer, welche ihre Wohnungen schlicht nicht an Flüchtlinge vermieten möchten», so Sommer.
Bis 400 000 Franken Strafe möglich
Obwohl Zufikon aktuell zwölf Personen unter der Aufnahmequote liegt, zahlt die Gemeinde bisher keine Strafgebühr. «Es war aber zu erwarten, dass sich das bald wieder ändern wird», gibt die Gemeinderätin Einblick. «Die Gemeinden, welche die Vorgaben bisher nicht erfüllten, müssen dem Kanton bis Ende Oktober ihre Lösungen präsentieren. Ab 1. Februar 2023 zahlt man pro nicht untergebrachten Flüchtling 90 Franken pro Tag. Das macht bei einem Unterbestand von zwölf Personen knapp 400 000 Franken pro Jahr aus.» Im Gegenzug erhalte die Gemeinde pro aufgenommenen Flüchtling 9 Franken pro Tag, was wiederum bei zwölf Personen rund 40 000 Franken pro Jahr seien.
Die sechs Wohnmodule kosten Zufikon einmalig 18 600 Franken plus Erschliessung und 5700 Franken für die monatliche Miete. Nach sieben Monaten sinkt der Mietbetrag um 30Prozent. «Es ist also eine günstige Lösung. Zudem könnten wir bei Bedarf weitere Module zumieten», erklärt Natascha Brunold.
Baugesuch in den nächsten Wochen
Die einstöckigen flexiblen Wohnbauten werden an der Aettigüpfstrasse eine Einheit bilden. Sie bestehen aus zwei Schlafräumen mit je sechs Plätzen, einem Aufenthaltsraum mit Küche und zwei geschlechtergetrennten Nassräumen. «Sie werden extra nach den Zufiker Bedürfnissen ausgebaut, sind isoliert und verfügen über Solarpanels», weiss Christoph Sommer. «Die Anschlüsse von Wasser und Elektrizität sind einfach realisierbar. Und natürlich werden die entsprechenden Richtlinien eingehalten. Wichtig ist jetzt, dass wir schnell handeln.»
Deshalb soll das entsprechende Baugesuch möglichst bald aufgelegt werden. «Unser Ziel ist es, die Wohnmodule spätestens Anfang Februar aufgestellt zu haben, besser sogar noch früher», unterstreicht Natascha Brunold. «Zumal der Kanton bei den Flüchtlingen mit noch mehr Bewegung im nahenden Winter rechnet. In seinem Best-Case-Szenario muss der Kanton 1200 weitere Flüchtlinge aufnehmen, im schlechtesten Fall sind es 4000Personen. In Zufikon wollen wir darauf vorbereitet sein.»



