Ein ganz besonderer «Notnagel»
30.09.2022 HandballHandball, 1. Liga: TV Muri hat plötzlich den erfahrenen Martin Betschart in seinen Reihen – Jetzt gehts auswärts zu Altdorf
Er spielte in der Nationalliga B und hat Hunderte 1.-Liga-Partien auf dem Buckel: Der Muotathaler Martin Betschart spielt nun für ...
Handball, 1. Liga: TV Muri hat plötzlich den erfahrenen Martin Betschart in seinen Reihen – Jetzt gehts auswärts zu Altdorf
Er spielte in der Nationalliga B und hat Hunderte 1.-Liga-Partien auf dem Buckel: Der Muotathaler Martin Betschart spielt nun für den TV Muri. Dies, weil der 41-Jährige mittlerweile in Merenschwand lebt – und auch dank den Überredungskünsten des TV-Muri-Trainers Mimmo Di Simone.
Stefan Sprenger
Mit 41 Jahren ist er ein Handball-Dinosaurier. Und obwohl er kaum mit dem TV Muri trainiert hatte, zeigte Martin Betschart bei seinem ersten Einsatz für die Freiämter, was er draufhat. Mit seinen sechs Toren ist er gemeinsam mit Alex Meier und Luiz Egger der Topskorer der Murianer beim deutlichen 36:23-Sieg gegen Suhr Aarau II. Betschart spielt nur 30 Minuten, doch beweist im Angriff und in der Abwehr seine riesige Erfahrung aus seiner NLB-Zeit in Altdorf und seinen vielen Jahren in der 1. Liga bei Muotathal und Einsiedeln.
Külling und Schwenkfelder fehlen – Betschart springt ein
Betschart ist eigentlich nur ein Notnagel. Der eine Kreisläufer Mirko Külling weilt noch bis im November in der Rekrutenschule und der andere Kreisläufer Lukas Schwenkfelder geht bald für drei Wochen in den Urlaub. Und so wurde TV-Muri-Trainer Mimmo Di Simone erfinderisch. Durch ein Vereinsmitglied kriegte er Wind davon, dass Martin Betschart nach Merenschwand zügelte, und nahm Kontakt auf. «Er ist dann mal ins Training vorbeigekommen», erzählt Di Simone. Betschart signalisierte, dass er nicht bereit ist, allzu viel Aufwand für den Handball zu tätigen. Grund: Vor einem Jahr wurde er erstmals Vater und möchte deshalb etwas kürzertreten. «Und seien wir ehrlich, ich bin schon ein alter Kerl», meint Betschart (Jahrgang 1980) lachend.
Doch weil zwei Kreisläufer weg sind, sprang der massige Kreisläufer ein und half gegen Suhr Aarau II aus. Und siehe da: Die Murianer holen sich gleich den ersten Saisonsieg. «Bei 80 Prozent der Spieler könnte ich der Vater sein», lacht Betschart. Er lobt das Team für den ersten Vollerfolg der Saison. «Der Gegner hat offensiv verteidigt und ich hatte viele Freiheiten am Kreis. Meine Mitspieler haben mich mit starken Pässen gut bedient und wir haben hochverdient gewonnen. Es machte mir grossen Spass.»
Di Simone: «Er hat Qualität und grosse Erfahrung»
Betschart kennt man in der Szene gut. Wohl auch, weil er schon über 20 Jahre auf den Handballplätzen der Schweiz unterwegs ist. Seit gut 16 Jahren arbeitet er bei der Raiffeisenbank in Steinhausen, lebte bis vor Kurzem in Cham, bevor er nach Merenschwand zügelte. Eigentlich hat er mit dem Aktivhandball abgeschlossen, wollte höchstens noch als Schiedsrichter dem Sport erhalten bleiben. Doch weil die Bachmattenhalle so nahe ist und er dem TV Muri in dieser schwierigen Situation gerne aushilft, liess er sich bezirzen und dient nun als besonderer Notnagel. «Er wird noch bis November bei uns sporadisch mittrainieren und auch spielen. Wie es danach weitergeht, ist völlig offen. Er hat jedenfalls viel Qualität und grosse Erfahrung. Das nützt unserem jungen Team», sagt Trainer Di Simone. Und was meint Betschart zu seinem Comeback auf Raten? «Weil es nicht zu viel Aufwand ist, habe ich zugesagt. Ich möchte viel Zeit mit der Familie verbringen. Bis November ist okay, danach schauen wir weiter. Ich kann mir vorstellen, dass ich sporadisch ins Training gehe und weiterhin als Notnagel einspringe, wenn es notwendig ist.»
Auswärts geht es gegen sein Ex-Team Altdorf
Der TV Muri ist für ihn eine Mannschaft, die «viel Potenzial hat und eigentlich viel weiter nach vorne in der Tabelle gehört», sagt Betschart weiter.
Der TV Muri verlor am Mittwoch im Schweizer Cup deutlich gegen NLB-Absteiger Steffisburg (siehe Kasten) und erhält in der Meisterschaft die nächste Chance auf Punkte am Samstag (18 Uhr). Auswärts geht es zum KTV Altdorf, dem Ex-Team von Betschart. «Ich freue mich auf diese Partie», sagt er – und irgendwie spürt man, dass es ihm doch gefällt, wieder auf der Handballplatte zu stehen.
Klatsche im Cup
Schweizer Cup: TV Muri – TV Steffisburg 20:33 (12:15)
30 Minuten lang blieb der TV Muri gegen den NLB-Absteiger TV Steffisburg dran. Danach setzte sich die Erfahrung durch. Eine Torflaute nach der Pause trug das Seine dazu bei, dass es am Schluss eine Klatsche absetzte.
Als die jungen Murianer ihr Pulver nach 30 Minuten verschossen hatten, liessen die favorisierten Gäste nichts mehr anbrennen. Immer wieder blieb Muri in der zweiten Halbzeit im gegnerischen Abwehrverbund stecken. Fanden die Murianer doch einmal eine Lücke, war der Gästetorhüter Brenzikofer zur Stelle. Genau dieser war es, der dem Murianer Startfeuerwerk nach rund 20 Minuten den Riegel schob. Bis dahin funktionierte das Tempospiel der Einheimischen stark. Muri startete gut. Schon bald einmal lag man mit bis zu drei Treffern vorne. Auch dank einigen Paraden von Torhüter Ursin Schleiss.
Die Gäste schienen von der Spielanlage der Gastgeber überrascht. Desto mehr Schüsse auf den Berner Torhüter kamen, desto besser stellte er sich aber darauf ein. Er hielt beispielsweise zwei Penaltys von Alex Meier. Ähnlich erging es den Rückraumspielern. Warfen diese in den ersten 20 Minuten noch Tor um Tor, pflückte der Steffisburg-Goalie danach viele Bälle ab. Dies führte schliesslich zur Vorentscheidung.
Die zweite Halbzeit können sich die Murianer schenken. Gegen ein solch abgeklärtes und routiniertes Team zu verlieren, ist keine Schande. Es gilt die Klasse des Gegners zu akzeptieren. Für Muri spricht, dass man mit dem Aufstiegsaspiranten eine Halbzeit lang auf Augenhöhe zu agieren vermochte. Hinten stand man bis kurz vor der Pause gut. Im Angriff war offensichtlich, dass die Automatismen langsam greifen. Spielt man schon am kommenden Samstag in Altdorf in ähnlicher Manier, ist etwas zu holen. Denn nicht jeder Gegner besitzt die Klasse, die Klosterdörfler so zu bremsen, wie der TV Steffisburg beim Cupspiel. --tvm