Annemarie Keusch, Redaktorin.
Affen mögen Bananen. So ist zumindest die gängige Meinung. Dabei begegnen wild lebende Affen in ihrem natürlichen Lebensraum nie Bananen. Sie ernähren sich weitgehend von Früchten, ...
Annemarie Keusch, Redaktorin.
Affen mögen Bananen. So ist zumindest die gängige Meinung. Dabei begegnen wild lebende Affen in ihrem natürlichen Lebensraum nie Bananen. Sie ernähren sich weitgehend von Früchten, Gemüse, Knollen, Blättern, manche Arten auch von Fleisch. Aber eben, nicht von Bananen. Warum wir dann Affen mit Bananen assoziieren? Schwer zu sagen, auch nach einer kurzen Internet-Recherche. Dort steht, dass Affen Süsses mögen und daher Bananen gerne essen – wie jede andere süsse Frucht. Warum es klischeemässig ausgerechnet die Banane ist, weiss also niemand.
Also wäre es doch durchaus möglich, dass dies auch bei anderen Tieren funktioniert. Vielleicht haben sich die indischen Touristen genau dies überlegt, als wir sie auf einer einspurigen Strasse in den schottischen Highlands kreuzten. Schon von einer gewissen Distanz aus sahen wir die schottischen Hochlandrinder am Strassenrand und teils auf der Strasse stehen. Einerseits nichts Besonderes. In den Alpen führen Wege immer wieder quer durch Weiden. Andererseits sind die Hörner der Hochlandrinder schon eindrücklich. Mit jedem Meter, den wir näher an sie herankommen, wird das deutlicher zu erkennen.
Und da steht dann eben noch ein anderes Auto. Die Scheibe auf der Beifahrerseite geöffnet, streckt ein asiatischer Tourist den drei Hochlandrindern eine Banane entgegen. Wir lachen laut. Man muss nicht wie ich auf einem Bauernhof aufgewachsen sein, um zu wissen, dass Bananen nicht auf dem Speiseplan von Kühen stehen. Offensichtlich auch auf jenem der schottischen nicht. Denn keines der Tiere macht einen Wank.
Auch wir halten an. Das Fenster ist offen, die Hand nach draussen gestreckt. Und tatsächlich, ein Hochlandrind kommt auf das Auto zu, streckt den Kopf neugierig ins Auto. Ich streichle es. Dass gleichzeitig Kuh-Speichel auf mein T-Shirt und auch die Innenausstattung des Autos tropft, stört mich wenig. Nur als das eine der zwei mächtigen Hörner das Auto touchiert und das Rind den Anschein macht, noch mehr Nähe zu suchen, wird es mir ein wenig unwohl. Ganz langsam fahren wir ein paar Schritte weiter. Hätte sich das Rind mit den Hörnern verhakt im Auto, wäre das wohl für das Auto und für uns weniger lustig gewesen. Eine schöne Begegnung wars trotzdem – ohne Banane.