Einen Traum gelebt
05.07.2022 MutschellenSchulleiter Ewald Keller geht in Pension
Ewald Keller ist der erste Schulleiter der Primarschule Berikon. Und er ist dieser Funktion bis heute treu geblieben. Nun geht er in Pension. Der Waltenschwiler unterrichtete zuvor während 24 Jahren im Bünzmattschulhaus in Wohlen ...
Schulleiter Ewald Keller geht in Pension
Ewald Keller ist der erste Schulleiter der Primarschule Berikon. Und er ist dieser Funktion bis heute treu geblieben. Nun geht er in Pension. Der Waltenschwiler unterrichtete zuvor während 24 Jahren im Bünzmattschulhaus in Wohlen – zuerst als Real-, dann als Seklehrer. Nebenbei war er Konrektor und Schulinspektor. In letzterer Funktion lernte er auch die Primarschule von Berikon kennen. Als der Kanton verlangte, dass Schulleiterstellen geschaffen werden, wirkte er bei der Stellenprofildefinition in Wohlen mit und merkte, dass dieser Beruf etwas für ihn ist. In Berikon blieb er 18 Jahre lang. In dieser Woche räumt er sein Büro. --rwi
Mit Berikon geliebäugelt
Schulleiter Ewald Keller geht in Pension
Er war der erste und bisher einzige Beriker Schulleiter, nun geht er in Pension: Ewald Keller. Er hat den Beruf in den letzten 18 Jahren immer gern gemacht und wird Lehrer, Eltern und Kinder vermissen.
Roger Wetli
«Meine Motivation, der Drive und meine Begeisterung sind immer noch gross. Von da her könnte ich als Schulleiter noch länger tätig sein. Der Schritt ins Pensionärsleben stimmt aber jetzt für mich», erklärt der Beriker Schulleiter Ewald Keller. Und man merkt, der Abschied von «seiner» Schule fällt ihm nach 18 Jahren nicht leicht. «Ich habe mich immer mit ihr und meiner hier zu erledigenden Arbeit identifiziert.»
Dabei setzte Keller grossen Wert auf Teamarbeit zwischen den Lehrern, auf Qualitätserhaltung und -steigerung, Selbstevaluation und Teamgeist. «Natürlich gehörte zu meinem Beruf als Schulleiter, dass ich mit einzelnen Lehrern über deren Defizite sprechen und nach Lösungen suchen musste. Das machte ich aber immer auf Augenhöhe. Ich war nie in der Funktion eines Krisenmanagers.» Und Keller ist etwas stolz: «Von den heute rund 60 Lehrern, die hier arbeiten, habe ich fast alle angestellt.» Und ja, es sei in den 18 Jahren immer ein Vorteil gewesen, dass er zuvor selber 24 Jahre lang unterrichtet hatte. Das tat er aber ausschliesslich in Wohlen. «Ein Ortswechsel in der neuen Funktion als Schulleiter war mir wichtig. Denn damit war ich hierarchisch nie auf derselben Stufe wie die Lehrer in Berikon. Das hat für mich die Arbeit einfacher gemacht.»
Zuerst 24 Jahre in Wohlen
Aufgewachsen ist Ewald Keller in Stetten. In Wohlen besuchte er das Lehrerseminar, aus dem später die Kantonsschule Wohlen hervorging. Mit knapp 20 Jahren übernahm Keller seine erste Realklasse im Wohler Schulhaus Bünzmatt. Sechs Jahre unterrichtete er in dieser Funktion. «Mich reizte anschliessend die Sekundarstufe. Also machte ich die entsprechende Weiterbildung, für die ein Jahr in einem französischsprachigen Gebiet notwendig war.» Seine Zeit in Tours bezeichnet er als willkommene Auszeit, die er als damals 26-Jähriger sehr genoss. Er kam ins Bünzmatt zurück, wo er 18 Jahre lang Sekundarschulklassen betreute.
Bereits damals stellte er die Weichen für den zweiten Abschnitt seines Berufslebens. «In den letzten zehn Jahren in Wohlen war ich parallel zum Lehrer noch kantonaler Inspektor. Ich besuchte und beurteilte in dieser Funktion Teile der Schulen von Dottikon, Bremgarten und Berikon. Dabei fiel mir Berikon immer als sehr innovative Schule auf mit einem hervorragenden Betriebsklima.» Und Keller verliebte sich dabei etwas in diese Primarschule.
«Als Inspektor unterstützte und beriet ich die Lehrer in pädagogischen Belangen. Dieser Job kam dem des Schulleiters bereits sehr nahe», blickt Ewald Keller zurück. Allerdings gab es die Schulleitungen im Aargau noch nicht. Diese Stellen wurden aber im Kanton zunehmend eingeführt. In Wohlen war er als Konrektor des Bünzmattschulhauses zusammen mit dessen Rektor Rolf Stadler in der Begleitgruppe zur Errichtung der Schulleitung. «Ich kannte darum die Rahmenbedingungen und Aufgabenbereiche und merkte, dass das etwas für mich ist. Also absolvierte ich die entsprechende Ausbildung in Luzern.»
Heute weniger Generalist
Ewald Keller hatte nie das Ziel, in Wohlen selber Schulleiter zu sein. «Das hätte für mich nicht gepasst», erklärt er. «Denn es ist eine andere Rolle als die des Lehrers, eine andere Funktion.» Obwohl ihm das Unterrichten Spass machte, reizte ihn das Neue. Als ihm eine entsprechende Stelle in Bremgarten angeboten wurde, griff er zu. «Ich war dort der allererste Gesamtschulleiter, dem weitere Stufenleitungen unterstellt waren. Ich merkte aber schnell, dass ich als Gesamtschulleiter zu weit weg von den Lehrpersonen und den Kindern bin. Für mich passt das Unmittelbare hier in Berikon besser. Also sagte ich zu, als dort ein Jahr nach Bremgarten die Schulleitung eingeführt wurde.»
Er bereute diesen Entscheid nie und blieb bis heute. «Wobei die Primarschule Berikon 2004 noch eine ganz andere war, als sie es heute ist», gibt er zu bedenken. «Wir hatten 11 Klassen. Nach diesen Sommerferien werden es 19 sein. Und auch die Anzahl Lehrpersonen ist stark gestiegen. Dies auch, weil immer mehr Arbeiten auf verschiedene Lehrerinnen und Lehrer verteilt werden. Den Generalisten vom Anfang der 70er-Jahre, der mit seiner Klasse alles allein machte, gibt es heute nicht mehr.» Zudem würden heute viele Lehrpersonen Teilzeit arbeiten.
Primarschule funktioniert sehr gut
Als prägend bezeichnet er den Bau des Schulhauses Tilia, an dem von den ersten Planungen bis zur Einweihung rund zehn Jahre vergingen. Keller wirkte da an vorderster Front mit. Der Schulleiter entwickelte daneben zusammen mit den Lehrpersonen neue pädagogische Konzepte wie beispielsweise zur Einführung der integrativen Schule oder der Qualitätssicherung. «Gerade deren Umsetzung fand ich immer sehr spannend. Also, wie aus Überlegungen Realität wird», gibt er zu bedenken. Und er betont: «Die Primarschule Berikon funktionierte bereits bei meinem Stellenantritt sehr gut und tut das bis heute.»
Berufseignung abklären
Nach seiner Pensionierung wird er die Kontakte zu den Kindern und den Lehrpersonen vermissen. «Gerade die Fröhlichkeit, die in diesen Räumen herrscht, hat mich immer begeistert», lacht er. «Der Abschied ist mit einiger Wehmut verbunden.» Er habe sich auf den neuen Lebensabschnitt vorbereitet und sich das zu Herzen genommen, was er mit vielen Lehrpersonen besprochen habe, die er selber in die Pension begleiten durfte. Wobei, ganz verschwinden wird Ewald Keller noch nicht. «Ich behalte mein Mandat als Assessor der Pädagogischen Hochschule in Windisch. Hier kläre ich die Berufseignung von potenziellen Lehrpersonen und Schulleitungspersonen ab. Das wird pro Monat nur etwa einen Tag in Anspruch nehmen, bereitet mir aber grosse Freude.» Alles andere werde er jetzt auf sich zukommen lassen. «Ich möchte reisen, lesen und mich noch mehr um meinen Garten kümmern.»